# taz.de -- Misshandlung in Hamburg: Flüchtlinge getreten und geschlagen
> In einer Hamburger Flüchtlingsunterkunft sollen Wachleute die Menschen
> misshandelt haben. Zwischen den Bewohnern knallt es ebenfalls: wegen des
> IS.
IMG Bild: Mehr als 1.000 Flüchtlinge sind im Erstaufnahmelager Schnackenburgallee in Wohncontainern untergebracht.
HAMBURG taz | Auch in Hamburg dräut ein Skandal um die Misshandlung von
Flüchtlingen. [1][Nach einem Bericht des NDR] hat ein Wachmann in der
Zentralen Erstaufnahmeeinrichung Schnackenburgallee in Hamburg-Bahrenfeld
einen Flüchtling getreten, der auf dem Boden lag. Zuvor hatte er ihn so
hart angepackt, dass seine Jacke zerrissen sei.
Andere Sicherheitsleute hätten zugesehen, seien aber nicht eingeschritten.
„Er ist brutal, er ist ein Monster“, sagte der Flüchtling dem
Fernsehmagazin. Derselbe Mitarbeiter habe ihn bei anderer Gelegenheit
geschubst und geschlagen. Dafür habe er Zeugen. Auch andere Wachleute
sollen – seiner Aussage nach – Flüchtlinge geschlagen haben.
Das Landeskriminalamt hat Ermittlungen aufgenommen. Ausgelöst durch die
[2][Misshandlungsvorwürfe in Nordrhein-Westfahlen] hatte Innensenator
Michael Neumann (SPD) ohnehin eine penible Überprüfung der eingesetzten
Mitarbeiter der Wachdienstfirmen angeordnet, die offiziell von dem
städtischen Träger der Unterkünfte, „fördern & wohnen“, beauftragt werden.
„Dem Hinweis ist unverzüglich nachgegangen worden“, sagt Hamburgs
Polizeisprecher Andreas Schöpflin.
Dass das Erstaufnahmelager Schnackenburgallee ein Pulverfass ist, das hat
der Fraktionschef der Linkspartei in der Bezirksversammlung Altona, Robert
Jarowoy, mehrfach problematisiert. Da der Bezirk Altona durch alle
Fraktionen hinweg als flüchtlingsfreundlich gilt, ist die
Erstaufnahmeunterkunft in den letzten 16 Monaten von der Innenbehörde
stetig ausgebaut worden. Mehr als 1.000 Flüchtlinge aller Herkunftsländer
und ethnischer Gruppen sind zum Teil ohne Trennung in den Wohncontainer und
in 32 Betten-Großzelten unterbracht. Bis zum Winter sollen weitere 300
Plätze dazukommen.
## Dschihadisten und Salafisten
In der Unterkunft kommt es immer häufiger zu Konflikten zwischen ethnischen
Gruppierungen. Jesidische Flüchtlinge berichteten von Angriffen durch
Dschihadisten aus dem Umfeld Islamischer Staat (IS). Das sagt die
Linkspartei-Bürgerschaftabgeordnete Cansu Özdemir.
So habe ein ägyptischer Flüchtling aus dem Umfeld der Moslembruderschaft
nach einem Streit 10 bis 15 Salafisten von außerhalb des Lagers geholt.
„Sie drohten, uns „Kurden“ zu enthaupten, und wurden gewalttätig“, habe ihr
ein Jeside berichtet. Nachdem erneut Dschihadisten versuchten, einzudringen
und jesidische Flüchtlinge anzugreifen, hält die Polizei Wache vor der
Flüchtlingsunterkunft.
„Die Situation ist sehr angespannt,“ sagt Özdemir. „Weder die Erwachsenen
noch die Kinder können die Zelte, geschweige denn die Unterkunft
verlassen.“ Auch Christen fühlten sich bedroht. Ein IS-Anhänger habe ihn
zwingen wollen, ein Kreuz über seinem Bett abzuhängen, berichtete ein
junger Aramäer Özdemir.
3 Oct 2014
## LINKS
DIR [1] http://www.ndr.de/nachrichten/hamburg/Uebergriffe-auf-Fluechtlinge-auch-in-Hamburg,fluechtlinge984.html
DIR [2] /Misshandlung-von-Asylbewerbern/!146968/
## AUTOREN
DIR Kai von Appen
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