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       # taz.de -- Hongkonger Protestanführer Wong: Revolutionärer Teeniestar
       
       > Seit zwei Jahren mobilisiert Joshua Wong zu Protesten gegen die
       > kommunistische Regierung. Auch bei den jetzigen Demos ist er einer der
       > Anführer.
       
   IMG Bild: Mit dem Rücken zur Flagge: Joshua Wong (M.) und Mitstreiter.
       
       Er ist gerade einmal 17 Jahre alt – und sieht sogar noch sehr viel jünger
       aus. Seine Rolle als Protestanführer hat Joshua Wong aber dennoch exzellent
       verstanden. Ermattet von der Blockadenacht reiben sich seine zumeist
       älteren Kommilitonen und die anderen Demokratieaktivisten müde die Augen.
       Der junge Wong hingegen macht sich bereits am frühen Morgen mit drei
       Freunden auf dem Weg zum Golden Bauhinia Square im Hongkonger
       Regierungsviertel.
       
       Dort soll um Punkt acht Uhr anlässlich des chinesischen Nationalfeiertags
       die Flagge der Volksrepublik gehisst werden. Hongkongs Regierungschef Leung
       Chun-ying ist anwesend. „Eine exzellente Gelegenheit“, sagt Joshua Wong
       später. Demonstrativ wenden er und seine Freunde dem Fahnenzeremoniell den
       Rücken zu und halten schweigend die Hände gekreuzt über den Kopf. Dieses
       Bild geht über die sozialen Medien binnen weniger Sekunden um die Welt.
       Spätestens jetzt ist der schmächtige Student das Gesicht von Hongkongs
       Demokratiebewegung.
       
       Der Sohn christlicher Eltern hatte schon als 14-Jähriger mit einem Freund
       die Schülerinitiative „Scholarism“ gegründet. Sie wendete sich gegen die
       Pläne der Regierung, an den Schulen künftig mehr „moralische und
       patriotische Erziehung“ zu betreiben.
       
       Wong und seine Mitstreiter sahen darin eine gezielte Strategie der
       kommunistischen Führung in Peking – rote Propaganda in Hongkong. Dabei ist
       in der ehemaligen britischen Kronkolonie für eine Übergangszeit bis 2047
       von oben befohlene KP-Propaganda eigentlich ausgeschlossen. Im Sommer 2012
       mobilisierte Wong zu einer Demonstration, es kamen über 100.000 Menschen.
       
       Am Freitag wurde Wong festgenommen. Er hatte mit anderen Studenten
       versucht, den Hauptsitz der Stadtregierung zu besetzen. Erst am
       Sonntagabend kam er wieder frei. Seiner Popularität unter den regeltreuen
       Hongkongern tat der Gefängnisaufenthalt keinen Abbruch. Im Gegenteil: Als
       er am Montag nach einer kurzen Dusche zu Hause sich wieder auf den Weg zur
       Protestblockade ins Finanzviertel machte, nahm ihn ein Taxifahrer kostenlos
       mit.
       
       1 Oct 2014
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Felix Lee
       
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