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       # taz.de -- Krise beim 1. FC Nürnberg: Herzeleid in Franken
       
       > Auf der Mitgliederversammlung des Zweitligisten 1. FC Nürnberg rettet
       > sich Sportdirektor Bader gerade noch ins Ziel. Sportlich läuft es
       > schlecht.
       
   IMG Bild: Eine vereinsinterne Opposition will in Nürnberg nicht mehr mitansehen, wie sich Sportdirektor Martin Bader von Trainerwechsel zu Trainerwechsel hangelt
       
       NÜRNBERG taz | Über 2.000 Menschen sind am Dienstagabend ins Nürnberger
       Messezentrum gekommen, viele von ihnen harrten aus bis um halb drei Uhr
       morgens. Da wurde dann darüber debattiert, ob man Club-Mitgliedern künftig
       schon ab 16 Jahren ein Stimmrecht gewähren solle. Keine Frage, der
       Zweitligist ist das, was viele Redner einen „Traditionsverein“ nannten.
       
       Es gibt im Fränkischen Dörfer, in denen in fast jedem Garten die Club-Fahne
       weht. Wenn es gut läuft, fahren 5.000 Fans nach Niedersachsen, um dort ihr
       Team zu unterstützen. Wenn es schlecht läuft, wird ein alter Spruch
       referiert: „Der Club is a Depp!“ Den höre er in letzter Zeit ständig, klagt
       ein Rentner aus Fürth, der sagt: „Der Club ist mein Herz. Ich habe sogar
       schon einen Herzinfarkt gehabt wegen dem Club.“
       
       Derzeit muss sich seine Familie wieder um den Herzkranken sorgen: Der FCN
       dümpelt auf Platz 13 der zweiten Liga herum und hat beim glücklichen
       3:2-Sieg gegen den FCK am Montag erst den dritten Saisonsieg gelandet. Dem
       stehen fünf Niederlagen gegenüber, in denen man nach Ansicht der Nürnberger
       Nachrichten spielte „[1][wie ein Bezirksligist nach einer Kabinenfeier]“.
       Beim Erzrivalen aus Fürth geriet man gar mit 1:5 unter die Räder. Längst
       ist das Saisonziel, den Aufstieg zu schaffen, nach unten korrigiert worden.
       Und Trainer Valérien Ismaël ist vielleicht nur deshalb noch im Amt, weil
       der Aufsichtsrat als höchstes Vereinsgremium derzeit nicht beschlussfähig
       ist.
       
       Dass so viele Mitglieder erschienen sind, liegt nicht nur an der
       sportlichen Malaise und an der Neubesetzung von drei Aufsichtsratsposten.
       Längst hat sich eine vereinsinterne Opposition gebildet, die nicht mehr
       ansehen will, wie sich Sportdirektor Martin Bader von Trainerwechsel zu
       Trainerwechsel hangelt und Jahr für Jahr bei der Kaderplanung danebenliegt.
       
       So sieht es zumindest Marc Oechler, ein ehemaliger Clubprofi, der sich bei
       seiner Vorstellungsrede traut, Position zu beziehen und sich damit von zwei
       Dritteln der Mitkonkurrenten unterscheidet: „Wer ist dafür verantwortlich,
       dass Augsburg, Freiburg und andere uns überholt haben, obwohl sie
       schlechtere Voraussetzungen haben? Warum hinken wir in der Nachwuchsarbeit
       den Fürthern hinterher, obwohl wir dreimal so viel Geld ausgeben?“, fragt
       Oechler, der damit Bader meint. Gewählt wird Oechler als Aufsichtsrat
       jedoch nicht, knapp 500 Stimmen reichen nicht.
       
       ## „Herz wie ein Bergwerk“
       
       Doch damit schneidet er besser ab als der Mann, der sich im Vorfeld zum
       Oppositionsführer gegen den aktuellen Vorstand aufgeschwungen hat.
       Hanns-Thomas Schamel, ein Meerrettichfabrikant aus dem nahen Baiersdorf,
       hat dem Vernehmen nach ein „Herz wie ein Bergwerk“ (ohne Infarkt) für den
       Club und greift Bader frontal an. Wie die drei anderen Mitglieder seiner
       Initiative „Club 2020“ kann aber auch er nicht erklären, was er anders
       machen würde. Stattdessen ist immer wieder von „Leitbild“ des Vereins die
       Rede.
       
       Als Schamel seine Rede halten will, wird er von Buhrufen und Gejohle aus
       dem Hallen-Sektor unterbrochen, in dem auch die Ultras sitzen. Die haben
       sich pro Bader positioniert und das im lesenswerten Blog „[2][Ya basta]“
       sachlich begründet – jetzt setzen einige von ihnen eher auf Lautstärke. Bei
       der Abstimmung fallen auch zwei Bader-Getreue durch. Gewählt werden dafür
       drei Vertreter, die sich keinem Lager eindeutig zuordnen ließen.
       
       Ein harmonisches Ende einer Versammlung, die mit einer Posse begonnen
       hatte: Über eine Dreiviertelstunde lang hatte die Halle über einen
       Bayern-Schal diskutiert, den Aufsichtsrat Günther Koch bei einem Interview
       getragen hatte. Die Wellen der Empörung schlagen hoch, der Einwand, der
       Club mache sich in dieser Diskussion „bundesweit zum Gespött“, obsiegt aber
       letztlich.
       
       Koch, der ebenfalls als Exponent der Opposition gegen Martin Bader galt,
       hatte den Abwahlantrag überstanden. Und sah morgens um drei genauso
       erleichtert aus wie sein Konkurrent. Martin Bader dürfte mit Schlimmerem
       gerechnet haben.
       
       1 Oct 2014
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] http://www.nordbayern.de/nuernberger-nachrichten/nn-sport/fcn-wie-ein-bezirksligist-nach-einer-kabinenfeier-1.3911856
   DIR [2] http://yabasta.blogsport.de/
       
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   DIR Christoph Ruf
       
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