URI: 
       # taz.de -- Champions League: „So macht Fußball keinen Spaß“
       
       > Bayern München gewinnt das Geisterspiel in Moskau knapp, spielt aber
       > nicht gut. Schalke auch nicht. Gegen Maribor reicht es in Gelsenkirchen
       > nur zu einem Punkt.
       
   IMG Bild: Das entscheidende Tor gegen Moskau: Thomas Müllers Elfmeter
       
       MOSKAU/GELSENKIRCHEN/BERLIN dpa | Thomas Müller sorgte in der Champions
       League mit seinem Elfmetertor in der 22. Minute für den 1:0-Erfolg über
       ZSKA Moskau. Zuschauer waren wegen rassistischer Äußerungen der Moskauer
       Fans nicht zugelassen. „Es war ein komisches Spiel, ohne Atmosphäre, ohne
       Emotionen. Ich möchte das nie wieder erleben“, urteilte Bayern-Chef
       Karl-Heinz Rummenigge. „So macht Fußball keinen Spaß“, unterstrich Kapitän
       Philipp Lahm.
       
       Die Bayern spielten vor etwa 400 Journalisten, Vereinsoffiziellen,
       Sponsorengästen und Ordnern. Die Chancenverwertung war schlecht und die
       Abwehr bei einigen Moskauern Kontern wackelte. „Wir haben das Spiel
       kontrolliert. Zwei Siege sind ein gutes Ergebnis“, bilanzierte Trainer Pep
       Guardiola vor dem nächtlichen Heimflug aus der russischen Hauptstadt nach
       München.
       
       Merkwürdig war aber vor allem die Atmosphäre im 18.000 Zuschauer fassenden
       Chimki-Stadion: Die Rufe der Spieler hallten durch die Arena, von außerhalb
       waren die Schlachtrufe der ausgesperrten ZSKA-Fans zu hören. Die VIPs
       drinnen stimmten bisweilen ein. Torschütze Müller stichelte scherzhaft in
       der Interviewzone: „Ein bisschen Unterstützung hätte ich mir von den
       deutschen Journalisten schon erwünscht.“
       
       Mit zwei 1:0-Siegen sind die Minimalisten von Guardiola in der
       Vorrundengruppe E bislang ohne Gegentor. Der deutsche Rekordmeister könnte
       im nächsten Match beim AS Rom am 21. Oktober womöglich schon für eine
       kleine Vorentscheidung im Kampf um den Einzug ins Achtelfinale sorgen. Die
       Römer kamen bei Manchester City zu einem 1:1 (1:1) und weisen nun vier
       Punkte auf.
       
       Guardiola schickte auch in Moskau das Offensiv-Quartett mit Götze, Robben,
       Müller und Lewandowski aufs Feld – ein deutliches Signal. Die Gäste
       übernahmen auch sofort das Kommando gegen den russischen Meister, der nach
       dem 1:5-Fehlstart in Rom extrem defensiv agierte und auf Konter setzte.
       Götze vergab die erste Schusschance (9.), Robben, im kühlen Moskau gewärmt
       von Handschuhen, prüfte ZSKA-Torwart Igor Akinfejew mit einem scharfen
       Flachschuss (11.).
       
       ## Götze fällt im Strafraum
       
       Schließlich war einmal mehr Götze der Wegbereiter, als er nach Pass von
       Robert Lewandowski im Strafraum von Mario Fernandes unfair gestoppt wurde.
       Müller verwandelte trotz eines kleinen Ausrutschers seinen dritten von vier
       Elfmetern in der Champions League sicher.
       
       Umbauten hatte Guardiola in der Abwehr vorgenommen. Weltmeister Jérome
       Boateng, der das Siegtor gegen Manchester City erzielt hatte, nahm wegen
       Adduktorenproblemen ebenso wie Rafinha auf der Bank Platz. Dante und Mehdi
       Benatia nahmen hinten ihre Plätze ein, waren aber mehrfach nicht Herr der
       Lage, obwohl Moskaus angeschlagener Torjäger Seydou Doumbia immerhin bis
       zur 65. Minute zuschaute.
       
       Nach dem Münchner 1:0 konterte ZSKA mehrmals gefährlich. Roman Eremenko
       verfehlte das Tor aus der Drehung knapp (25.). Ahmed Musa entwischte dem
       langsamen Benatia – Manuel Neuer musste retten (37.). Eremenko schlenzte
       den Ball ans Lattenkreuz (41.).
       
       Auch vorne fehlte den Bayern nach dem 1:0 die Zielstrebigkeit – obwohl mit
       918 Pässen ein Rekord der Bayern in der Champions Leaguegezäht wurde. Eine
       sehr gute Konterchance vertändelten Robben, Lewandowski und Götze
       einträchtig zu unentschlossen im gegnerischen Strafraum (45.). Auch
       Torschütze Müller (84.) und der eingewechselte Xherdan Shaqiri (86.)
       verpassten das 2:0.
       
       ## Müde Schalker
       
       Die Euphorie über den Derbysieg gegen Borussia Dortmund hat beim FC Schalke
       04 einen kräftigen Dämpfer erhalten. Nach einer enttäuschenden Vorstellung
       kamen die Königsblauen am Dienstagabend in der Champions League nicht über
       ein dürftiges 1:1 (0:1) gegen NK Maribor hinaus und stehen in der nächsten
       Partie am 21. Oktober gegen Sporting Lissabon bereits gehörig unter Druck.
       
       „Die Mannschaft hat gezeigt, dass sie will, aber wir gehen in den letzten
       Wochen auf dem Zahnfleisch“, nahm Trainer Jens Keller sein Team im
       TV-Sender Sky in Schutz. Klaas-Jan Huntelaar (56. Minute) wendete mit
       seinem zweiten Tor im laufenden Wettbewerb vor 47.997 Zuschauern immerhin
       eine drohende Niederlage ab, nachdem Damjan Bohar (38.) den Außenseiter in
       Führung gebracht hatte.
       
       Die seit dem überraschenden Punktgewinn beim FC Chelsea vor zwei Wochen
       besser in Tritt gekommene Keller-Elf legte zwar sofort den Vorwärtsgang
       ein. Dabei fehlte den Offensivaktionen der Knappen aber zu häufig das Tempo
       und die Präzision, um die solide stehende Abwehr des slowenischen
       Rekordmeisters in Bedrängnis zu bringen.
       
       So entwickelte sich die Partie gegen den Außenseiter anders als erwartet zu
       einem echten Geduldsspiel für die auf insgesamt vier Positionen veränderten
       Schalker. Noch die beste Torchance für Königsblau vor der Pause vergab
       Kevin-Prince Boateng, der in der 26. Minute eine Flanke von Christian Fuchs
       am Tor vorbeiköpfte.
       
       ## Verdienter Rückstand
       
       Maribor verließ sich auf eine aufmerksame Defensive und lauerte gegen
       ideenlos angreifende Gelsenkirchener auf Konter. Dabei agierte die Abwehr
       des Bundesligisten längst nicht fehlerfrei. Eine der Schwachstellen in der
       Hintermannschaft war Kaan Ayhan, Sieben Minuten vor der Pause ließ sich der
       Vertreter von Atsuto Uchida von Mitja Viler überlaufen. Den Rückpass des
       28-Jährigen verwertete der ebenso unbedrängte Bohar zum nicht einmal
       unverdienten 0:1. Allerdings war der Treffer nicht ganz regelkonform, da
       der beim Torschuss seines Teamkollegen im Abseits stehende Tavares auch
       noch Torhüter Ralf Fährmann behinderte.
       
       Elf Minuten nach Wiederbeginn leitete Viler mit einem haarsträubenden
       Fehlpass vor dem eigenen Strafraum den Ausgleich ein. Huntelaar schnappte
       sich den Ball und überwand Jasmin Handanovic im Tor der Slowenen mit einem
       Drehschuss genau neben den Pfosten. Das 43. Tor für den „Hunter“ im 66.
       Europacup-Spiel brachte endlich Schwung in das bis dahin matte Schalker
       Offensivspiel.
       
       Beim Schuss des engagierten, aber glücklosen Draxler (60.) verhinderte
       Handanovic mit einer Glanztat die mögliche Führung für die Hausherren, die
       sich gegen kräftemäßig abbauende Slowenen immer klarere Vorteile
       erspielten. Aber auch die Einwechslungen von Chinedu Obasi und Max Meyer in
       der Schlussphase zeigten nicht mehr die erhoffte Wirkung.
       
       ## PSG siegt ohne Ibrahimovic
       
       Torwart Marc-André ter Stegen hat mit dem FC Barcelona die erste
       Pflichtspielniederlage der Saison kassiert. Die Katalanen unterlagen am
       Dienstagabend bei Paris St. Germain mit 2:3 (1:2) und belegen nun in der
       Gruppe F mit drei Zählern Platz zwei hinter Paris, das auch ohne seinen
       verletzten Superstar Zlatan Ibrahimovic mit nun vier Zählern die Tabelle
       anführt.
       
       Beide Teams waren offensiv ausgerichtet, und die Zuschauer im Pariser
       Prinzenpark mussten nicht lange auf Tore warten. Der vom FC Chelsea
       gekommene brasilianische Nationalspieler David Luiz überwand den früheren
       Mönchengladbacher ter Stegen im Barcelona-Tor (10.). Es war der erste
       Pflichtspiel-Gegentreffer der Katalanen in dieser Saison. Barça antwortete
       postwendend: Messi schloss eine blitzschnelle Kombination mit seinem 68.
       Treffer in der Champions League zum 1:1 ab (11.).
       
       Die zuletzt schwächelnde französische Meister griff weiter an und wurde
       belohnt. Beim Kopfballtor von Marco Verratti (26.) im Anschluss an einen
       Eckball sah ter Stegen schlecht aus. Blaise Matuidi erhöhte nach der Pause
       gar auf 3:1 für die Franzosen (54.). Doch nur zwei Minuten später hielt
       Brasiliens Superstar Neymar mit seinem Treffer zum 2:3 Barcelona im Spiel.
       Trotz guter Chancen für die Gäste blieb es bei diesem Resultat.
       
       Da war Xavis Bestmarke nur ein schwacher Trost für Barcelona. Der
       Mittelfeldspieler wurde in der 69. Minute eingewechselt und kam zu seinem
       143. Einsatz in der Champions League. Er ist damit Rekordspieler in der
       Königsklasse.
       
       ## Tottis eleganter Lupfer
       
       Manchester City ging gegen den AS Rom früh in Führung. Sergio Agüero
       verwandelte den an ihm verursachten Foulelfmeter sicher (4.). Maicon hatte
       den argentinischen Stürmer am Trikot gezogen. Die Römer, die in der
       italienischen Serie A bislang alle fünf Ligaspiele gewannen, kamen durch
       Kapitän Francesco Totti aber verdient zum Ausgleich.
       
       Der 38-Jährige lupfte den Ball elegant über Manchesters Torwart Joe Hart
       zum 1:1 ins Netz (23.) und ist damit der älteste Torschütze in der
       Geschichte der Königsklasse. Totti übertraf den Waliser Ryan Giggs, der mit
       37 Jahren im September 2011 für Manchester United gegen Benfica Lissabon
       ein Tor erzielt hatte. Die Römer sind in der Gruppe E mit vier Punkten nun
       Zweiter hinter dem deutschen Meister Bayern München, der bei ZSKA Moskau zu
       einem 1:0 kam und sechs Zähler aufweist.
       
       Chelsea war bei Sporting in Lissabon die dominierende Mannschaft, vergab
       durch Nationalstürmer André Schürrle aber zwei gute Chancen. Besser machte
       es der Serbe Nemanja Matic, der die Engländer per Kopf in Führung brachte
       (34.). Mit Glück verteidigte das Team von Trainer José Mourinho den
       Vorsprung bis zum Schluss und übernahm die Führung in der Gruppe G mit vier
       Zählern vor den punkt- und torgleichen NK Maribor und Schalke 04 (je 2),
       die sich 1:1 trennten.
       
       1 Oct 2014
       
       ## TAGS
       
   DIR Champions League
   DIR Fußball
   DIR FC Bayern München
   DIR Schalke 04
   DIR Champions League
   DIR Champions League
   DIR Champions League
   DIR Jens Keller
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
   DIR Champions League: Schalke hat auch gewonnen
       
       In der Nachspielzeit schlägt Schalke 04 unter neuem Trainer Sporting
       Lissabon. Barcelona siegt ebenfalls. Und, ach ja, Bayern schießt ein paar
       Tore.
       
   DIR Champions League: Brüsseler Borussen-Balsam
       
       Weil die neuen Stürmer treffen, holt Dortmund beim RSC Anderlecht seinen
       zweiten Gruppensieg. Auch Leverkusen bleibt im Rennen ums Achtelfinale.
       
   DIR Freistoßspray ohne Zulassung: UEFA sprüht trotzdem
       
       Der TÜV Rheinland hält das Spray für für nicht zulässig, die UEFA
       widerspricht. Die Stadt Gelsenkirchen wird beim Spiel von Schalke gegen
       Maribor beide Augen zudrücken.
       
   DIR Werder Bremen rauscht in den Tabellenkeller: Die Leiden des SV Werder
       
       Werder Bremen verliert gegen den VfL Wolfsburg 1:2 und gehört nach sechs
       Spielen ohne Sieg zu den Kellerkindern der Liga.
       
   DIR Kommentar Schalkes Trainer: Lob des Jensemanns
       
       Trainer Jens Keller ist ein bewundernswerter Verstellungskünstler. Er mimt
       den Schwachen und schlägt dann erbarmungslos zu.