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       # taz.de -- Umstrittene Steuervergünstigungen: Brüssel beißt in den Apfel
       
       > Die EU-Kommission rüttelt am Steuersparmodell des reichsten Konzerns der
       > Welt. Das Verfahren wird ausgeweitet und trifft auch Starbucks.
       
   IMG Bild: Das Logo einer großen Geldmaschine.
       
       BRÜSSEL taz | Nach Google muss nun auch der US-Computerhersteller Apple mit
       Ärger aus Brüssel rechnen. Die EU-Kommission bestätigte einen Bericht der
       Financial Times, wonach die Behörde dem Verdacht nachgehe, der reichste
       Konzern der Welt habe in Irland von illegalen Staatsbeihilfen in Form von
       Steuervergünstigungen profitiert. Sollte sich der Verdacht erhärten, droht
       Apple eine Milliardenstrafe.
       
       Es gebe „Zweifel an der Befolgung der EU-Regeln für Staatshilfe“, sagte der
       Sprecher von Wettbewerbskommissar Joaquín Almunia. Das Ergebnis der
       Ermittlungen sei noch nicht abzusehen. Weil sich der Anfangsverdacht jedoch
       erhärtet habe, solle die Prüfung ausgeweitet werden.
       
       Die Hintergründe dieses spektakulären Falls will die Kommission am heutigen
       Dienstag offenlegen. Die EU hatte im Juni ein Ermittlungsverfahren
       eingeleitet, bei dem es um die Steuerpraxis von Apple und der
       Kaffeehauskette Starbucks geht. Irland ist wegen der vergleichsweise
       niedrigen Unternehmensteuern, die ausländische Konzerne anlocken, immer
       wieder in die Kritik geraten. Der Steuersatz liegt hier bei 12,5 Prozent,
       in den USA bei 35 Prozent. Apple soll in Irland einen Super-Rabatt genossen
       haben. Laut FT zahlte der Konzern für seine Europa-Geschäfte gerade mal 2
       Prozent Steuern, zehn Prozentpunkte unter dem derzeit gültigen Tarif.
       
       Doch die Kalifornier beteuern ihre Unschuld: „Es gab nie irgendeinen
       Sonderdeal, es gab nie etwas, was als staatliche Beihilfe ausgelegt werden
       könnte“, sagte Apple-Finanzchef Luca Maestri. Apple ist seit 1980 in Irland
       vertreten. Über die heutigen Ableger werden große Teile des internationalen
       Geschäfts abgewickelt. Außerdem tragen die Firmen Apple Sales International
       und Apple Operations Europe Entwicklungskosten des Konzerns mit, wie der
       Konzern einräumt. Daher lande bei ihnen auch ein entsprechender Teil des
       operativen Gewinns, 2013 waren es rund 60 Prozent.
       
       Dass die Computerbauer jetzt ins Visier der Kommission geraten, ist kein
       Zufall. Almunia hat schon vor Monaten angedroht, dass er die „aggressive“
       Steuervermeidung vieler Großkonzerne nicht länger dulde.
       
       Zudem will Brüssel die Vormachtstellung von US-Hightechfirmen in Europa
       brechen. Der designierte Internetkommissar Günther Oettinger träumt bereits
       von einem „europäischen Google“. Und der designierte Wirtschafts- und
       Steuerkommissar Pierre Moscovici würde Irland und anderen Steuerparadiesen
       gern einen Strich durch die Rechnung machen. Allerdings hat die EU schon
       viele gute Gelegenheiten verpasst. Als Irland 2010 wegen der Bankenkrise
       kurz vor der Pleite stand, bekam es Hilfen aus dem Eurorettungsfonds ESM –
       doch keine Auflagen, sein Steuersparmodell zu ändern.
       
       Während die Iren den Gürtel enger schnallen mussten, durfte Apple weiter
       von Ministeuersätzen profitieren. Die EU sei zu spät aufgewacht, kritisiert
       der CSU-Europaabgeordnete Markus Ferber. Nun müsse sie „ein Zeichen setzen,
       dass wir unfairen Steuerwettbewerb in Europa nicht länger akzeptieren“.
       
       30 Sep 2014
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Eric Bonse
       
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