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       # taz.de -- Gewalt gegen Asylbewerber: Wachmänner misshandeln Flüchtlinge
       
       > Im Siegerland sollen Sicherheitsleute Flüchtlinge misshandelt haben. Ein
       > Handyfoto zeigt ein Opfer gefesselt am Boden mit einem Fuß im Nacken.
       
   IMG Bild: Asylbewerberunterkunft im rheinländischen Burbach
       
       DÜSSELDORF dpa | In einer Notunterkunft für Flüchtlinge in
       Nordrhein-Westfalen sollen Mitarbeiter eines privaten Sicherheitsdienstes
       Asylbewerber misshandelt haben. Polizei und Staatsanwaltschaft ermitteln
       gegen vier Verdächtige.
       
       Die Ermittler zeigten am Sonntag in Hagen ein Handy-Foto aus der
       Einrichtung in Burbach im Siegerland, auf dem ein gefesselt am Boden
       liegender Mann und zwei uniformierte Sicherheitsmänner zu sehen sind. Einer
       der beiden stellt dem Opfer seinen Fuß in den Nacken. Laut Polizei grinsen
       die Sicherheitsleute auf dem Foto. „Das sind Bilder, die man sonst nur aus
       Guantanamo kennt“, sagte der Hagener Polizeipräsident Frank Richter unter
       Verweis auf das US-Gefangenenlager.
       
       Es gebe Hinweise auf mehrere Körperverletzungsdelikte, sagte Richter
       weiter. Polizei und Staatsanwaltschaft hatten am Freitag Ermittlungen
       aufgenommen, nachdem sie ein Video erhalten hatten, das einen anderen
       Übergriff auf Flüchtlinge in der Einrichtung zeigt. Die Aufnahmen zeigen
       nach Angaben der Polizei eine Person neben einer Matratze mit Erbrochenem.
       Bei Durchsuchungen fanden die Ermittler auf dem Handy eines der
       Verdächtigen das Foto.
       
       Auch in einem Flüchtlingsheim in Essen soll es nach einem Bericht des
       WDR-Magazins „Westpol“ Attacken des Wachdienstes auf Asylbewerber gegeben
       haben. „Westpol“ liegt nach eigenen Angaben ein ärztliches Attest eines
       Flüchtlings vor, das Verletzungen dokumentiert. Ob es sich dabei um
       denselben oder einen anderen Sicherheitsdienst handelt, war zunächst
       unklar.
       
       ## Innenminister Jäger fordert Aufklärung
       
       Nordrhein-Westfalens Innenminister Ralf Jäger (SPD) forderte eine zügige
       Aufklärung der Übergriffe. „Wir dulden keine Gewalt gegen Asylsuchende. Wer
       Menschen in Not bedroht und schikaniert, muss hart bestraft werden“, sagte
       er am Sonntag laut Mitteilung. „Die Menschen, die Schreckliches erlebt
       haben, müssen sich darauf verlassen können, dass wir sie schützen.“
       
       In der Flüchtlingsunterkunft in einer ehemaligen Kaserne in Burbach leben
       derzeit rund 700 Menschen. Sie werden von dort auf die einzelnen Gemeinden
       im Land verteilt. Etwa 100 Flüchtlinge wurden inzwischen von den Ermittlern
       befragt. Dabei habe es Hinweise auf weitere Übergriffe gegeben, sagte
       Richter.
       
       Die Einrichtung in Burbach wird von einem Privatunternehmen geführt, das
       nach eigenen Angaben seit 1989 Wohnheime für Asylbewerber und Flüchtlinge
       betreibt. Nach Angaben der Behörden ist das Unternehmen für insgesamt sechs
       Unterkünfte in Nordrhein-Westfalen zuständig. In vier davon habe es den
       Sicherheitsdienst eingesetzt, sagte der Arnsberger Regierungspräsident Gerd
       Bollermann. Der Wachdienst sei inzwischen in allen Einrichtungen von seinen
       Aufgaben entbunden.
       
       28 Sep 2014
       
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