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       # taz.de -- Flüchtlinge im Mittelmeer: Gerettet vom Kreuzfahrtschiff
       
       > Fast 350 Flüchtlinge werden nach drei Tagen auf offener See gerettet.
       > Doch als sie in Zypern wieder von Bord sollen, weigern sie sich – bis die
       > Polizei eingreift.
       
   IMG Bild: Die Flüchtlinge weigern sich, das Schiff in Zypern zu verlassen. Sie wollen nach Italien
       
       LIMASSOL afp | Am frühen Freitagmorgen ist in Zypern eine dramatische
       Rettungsaktion für fast 350 mehrheitlich syrische Bootsflüchtlinge zu Ende
       gegangen. In der Nacht musste die zyprische Polizei rund 280 der Geretteten
       in mühsamen Verhandlungen überzeugen, ein Kreuzfahrtschiff zu verlassen,
       welches die Menschen am Donnerstag aus ihrer Seenot gerettet hatte.
       Passagiere des Dampfers, die Augenzeugen der Rettung geworden waren,
       berichteten von dramatischen Szenen.
       
       Das zyprische Kreuzfahrtschiff „Salamis Filoxenia“ war am Donnerstag mit
       rund 700 Passagieren an Bord auf dem Weg zur zyprischen Hafenstadt
       Limassol, als es zur Rettung der Flüchtlinge aufgefordert wurde. Die
       zyprischen Behörden hatten zuvor einen Notruf eines Flüchtlingsboots
       erhalten, das bei rauer See etwa 90 Kilometer südwestlich der Küstenstadt
       Paphos trieb und zu kentern drohte.
       
       „Das Meer war schrecklich„, berichtete die Passagierin Chrystalla
       Eflatsoumis. Auf dem Kreuzfahrtschiff seien deshalb viele Passagiere
       seekrank gewesen. Als das Schiff dem kleinen, überfüllten Flüchtlingsboot
       zur Hilfe kam, sei dieses bereits drei Tage auf See gewesen. Eflatsoumis
       sah nach eigenen Angaben „viele schwangere Frauen und 20 Säuglinge“ unter
       den Flüchtlingen. Ihr Ehemann Georgios Eflatsoumis sagte: „Wären wir nicht
       da gewesen, wären sie tot“.
       
       Nach Angaben des zyprischen Verteidigungsministeriums wurden 345 Menschen
       von dem Boot geborgen, darunter 52 Kinder. Alle Geretteten waren dem
       Hafenchef von Limassol zufolge bei guter Gesundheit. Doch nach der Ankunft
       in Limassol waren nur einige Dutzend Flüchtlinge bereit, in das
       vorbereitete Auffanglager nahe der Hauptstadt Nikosia zu gehen. Rund 280
       Gerettete forderten, stattdessen nach Italien gebracht zu werden und
       blieben auf dem Kreuzfahrtschiff.
       
       „Wir haben alles getan, um sie zu retten, wir haben ihnen zu Essen gegeben
       und Hilfe geleistet, und jetzt wollen sie unser Unternehmen ruinieren“,
       klagte der Chef der Kreuzfahrtgesellschaft Salamis Cruise Lines, Kikis
       Vassiliou. Schließlich ging die Polizei an Bord und überzeugte in mehr als
       sechs Stunden währenden Gesprächen die Flüchtlinge davon, das
       Kreuzfahrtschiff zu verlassen. Für 300 russische Passagiere auf dem Weg in
       die israelische Hafenstadt Haifa war die Kreuzfahrt in Limassol vorzeitig
       beendet.
       
       Das Flüchtlingsboot soll vom Bürgerkriegsland Syrien aus auf die
       gefährliche Seereise gegangen und vom Kapitän im Stich gelassen worden
       sein. Zypern liegt nur rund 100 Kilometer von der syrischen Küste entfernt.
       Die zahlreichen Konflikte im Nahen Osten sowie in Ost- und Zentralafrika
       haben 2014 eine beispiellose Zahl von Menschen in die Flucht getrieben.
       Seit Jahresbeginn kamen nach Angaben der Internationalen Organisation für
       Migration bereits etwa etwa 300 Menschen bei ihrer Flucht über das
       Mittelmeer ums Leben.
       
       26 Sep 2014
       
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