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       # taz.de -- Verfahren wegen sexuellen Missbrauchs: Vatikan setzt Ex-Erzbischof fest
       
       > Als Botschafter in der Dominikanischen Republik soll Josef Wesolowski
       > Jungen missbraucht haben. Vor einem Jahr wurde er abberufen, nun steht er
       > vor einem Prozess.
       
   IMG Bild: Da war er noch Nuntius und Erzbischof der Dominikanischen Republik: Josef Wesolowski im März 2013.
       
       ROM ap | Wegen schwerer Missbrauchsvorwürfe hat der Vatikan einen
       ehemaligen päpstlichen Botschafter unter Hausarrest gestellt. Gegen Josef
       Wesolowski sei ein Strafverfahren eingeleitet worden, teilte der
       Kirchenstaat am Dienstag mit. Erstmals muss sich damit ein ranghoher
       Vatikan-Vertreter wegen Vorwürfen sexuellen Missbrauchs vor Gericht
       verantworten.
       
       Der Fall Wesolowski gilt als Nagelprobe für die Bereitschaft von
       Franziskus, selbst ranghohe Vertreter des Heiligen Stuhls zur Rechenschaft
       zu ziehen. Das Kirchenoberhaupt selbst machte bereits klar, dass kein
       Prälat – sei er Priester oder Kardinal – im Falle von sexuellen Missbrauchs
       in den Genuss von Privilegien kommen werde.
       
       Papst Franziskus hatte Wesolowski bereits im August 2013 vom Posten des
       Nuntius in der Dominikanischen Republik abberufen. Zuvor hatte der
       Erzbischof von Santo Domingo das Kirchenoberhaupt über Gerüchte informiert,
       wonach Wesolowski in dem Karibikstaat männliche Jugendliche sexuell
       missbraucht haben soll. Laut der dortigen Staatsanwaltschaft soll der
       Kirchenmann seine Opfer dafür bezahlt haben, vor ihm zu masturbieren.
       
       Die dominikanischen Behörden leiteten zwar Ermittlungen ein, lehnten eine
       Anklage jedoch später mit dem Hinweis auf den Vatikan ab, der die
       diplomatische Immunität Wesolowskis geltend gemacht habe. Auch polnische
       Staatsanwälte ermittelten gegen den gebürtigen Polen.
       
       ## Zurückversetzung in den Laienstand
       
       Im Juni wurde Wesolowski unter Berufung auf das vatikanische Kirchenrecht
       wegen Missbrauchs in den Laienstand zurückversetzt. Damit habe er seine
       Immunität verloren und könne nun auch anderswo strafrechtlich verfolgt
       werden, teilte der Heilige Stuhl mit.
       
       Die dominikanische Justiz begrüßte die Entscheidung. Schon im August
       unternahm ein Gericht in Santo Domingo erste Schritte zu einer Anklage
       gegen den Ex-Nuntius. Nun dürfte es damit jedoch zu kurz kommen. Die
       Dominikanische Republik ersuche vom Vatikan nun Details über den
       Entschluss, Wesolowski unter Hausarrest zu stellen und ihm den Prozess zu
       machen, teilte die Generalstaatsanwaltschaft des Landes mit.
       
       Eine restriktivere Inhaftierung konnte Wesolowski vermutlich mit Verweis
       auf Gesundheitsprobleme abwenden, über die der 66-Jährige laut dem Vatikan
       medizinische Gutachten vorlegte. Sollte Wesolowski vom Kriminalgericht des
       Vatikans für schuldig befunden werden, droht ihm jedoch eine Haftstrafe. Ob
       er sie im Kirchenstaat oder in einem italienischen Gefängnis absitzen
       würde, ist noch unklar. Die vatikanische Polizei verfügt über einige kleine
       Haftzellen, jedoch nicht über langfristig angelegte Gefängnisse.
       
       24 Sep 2014
       
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