URI: 
       # taz.de -- Steuervermeidung in den USA: Regierung stopft Schlupflöcher
       
       > Die Obama-Administration versucht unter Umgehung des Kongresses
       > Steuerflucht einzudämmen. Vor allem Auslandsfusionen sollen erschwert
       > werden.
       
   IMG Bild: Kommen diese Bananen bald aus Irland? Chiquita will so Steuern sparen.
       
       WASHINGTON afp | Die US-Regierung schiebt der Steuerflucht großer Konzerne
       einen Riegel vor. Das Finanzministerium setzte am Montag mit sofortiger
       Wirkung eine Reihe neuer Vorschriften in Kraft, um die Unternehmen vor
       allem daran zu hindern, ihren Sitz pro forma ins Ausland zu verlegen, um so
       keine Steuern mehr in den USA zahlen zu müssen.
       
       Die Regierung umging dabei den Kongress, in dem die oppositionellen
       Republikaner die Mehrheit haben, mit dem Argument, sie habe nicht länger
       warten können. Die Fälle von Steuerflucht großer Unternehmen hätten sich
       zuletzt bedenklich gehäuft.
       
       Die neuen Regeln schließen Schlupflöcher, die es Unternehmen bisher
       ermöglichten, eine ausländische Firma zu kaufen und dann den Firmensitz ins
       jeweilige Land zu verlagern. Auf diese Weise entgehen dem US-Fiskus
       Riesensummen an Steuergeldern.
       
       Allein in diesem Jahr wurden bereits zahlreiche Übernahmen auf den Weg
       gebracht, die mit einer Verlegung des Firmensitzes ins Ausland einhergehen
       sollen: So kaufte der US-Pharmariese AbbVie den britischen Konzern Shire
       für 55 Milliarden Dollar. Burger King schluckt für elf Milliarden Dollar
       den kanadischen Konkurrenten Tim Hortons. Der US-Bananengroßhändler
       Chiquita bot seinem irischen Konkurrenten Fyffes eine Milliarde Euro für
       eine Fusion.
       
       ## „Aufrichtiges“ Geschäftsinteresse
       
       Bisher nutzten die Unternehmen „sehr kreative Techniken“, um dem Fiskus zu
       entkommen, erklärte US-Finanzminister Jacob Lew. Die neuen Regeln würden
       nun den „wirtschaftlichen Nutzen“ solcher Geschäfte verringern und diese
       vielleicht auch verhindern. Grenzüberschreitende Fusionen seien künftig nur
       noch bei einem „aufrichtigen“ Geschäftsinteresse möglich, und nicht aus dem
       Wunsch heraus, den Steuersitz zu verlegen. Die gegenseitige Vergabe von
       Krediten und die Verschiebung von Vermögen zwischen den beiden
       Unternehmenspartnern einer Fusion hätten nun keine Steuervorteile für das
       neue Unternehmen.
       
       Präsident Barack Obama erklärte, einige große Unternehmen hätten in
       jüngster Zeit Pläne verkündet, um ein Schlupfloch zur Steuerflucht
       auszunutzen. Die Mittelschicht müsse dafür letztlich „die Rechnung zahlen“.
       Er sei froh, dass Lew nun Maßnahmen verkünde, um den Trend umzukehren,
       teilte Obama mit. Er hatte steuerflüchtigen Unternehmen vor kurzem
       vorgeworfen, „unpatriotisch“ zu sein.
       
       23 Sep 2014
       
       ## TAGS
       
   DIR Steuerflucht
   DIR USA
   DIR Barack Obama
   DIR Burger King
   DIR Transparency International
   DIR Schweiß
   DIR Steuerflucht
   DIR Europawahl 2014
   DIR Credit Suisse
   DIR Steuerbetrug
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
   DIR Transparenz multinationaler Konzerne: Über Geld spricht man nicht
       
       Transparency International fordert mehr Transparenz von multinationalen
       Konzernen. In einer neuen Studie der NGO kommen Apple, Google und Co nicht
       gut weg.
       
   DIR Abkommen gegen Steuerflucht: Oasen schließen Schlupflöcher
       
       50 Staaten einigen sich auf ein Steuerabkommen. Selbst Kritiker
       gratulieren. Doch eine wesentliche Frage bleibt offen.
       
   DIR Steuerflucht in Europa: Ende im Schneckentempo
       
       Das Bankgeheimnis in der EU fällt nun erst 2017, in Österreich noch ein
       Jahr später. Wolfgang Schäuble und Sven Giegold sind begeistert.
       
   DIR Kommentar Wahl Jean-Claude Juncker: Steuerdieb regiert Europa
       
       Der neue Kommissionspräsident hat Europa massiv geschadet. Als Luxemburger
       Premier hat er sein Land zum Vorreiter der Steueroasen gemacht.
       
   DIR Schweizer Bank half Steuerhinterziehern: Milliardenstrafe für Credit Suisse
       
       Reiche US-Amerikaner wurden von Credit-Suisse-Bankern in die Schweiz
       eingeladen. Dann wurden Offshore-Konten vermittelt, um Geld vor der
       Steuerbehörde zu verstecken.
       
   DIR Finanzminister sind sich einig: Schwerere Zeiten für Steuerbetrüger
       
       Wer Steuern hinterzieht und sich selbst anzeigt, muss künftig eine höhere
       Strafen zahlen. Verjährungsfristen werden aber wohl nicht angetastet.
       
   DIR Theman Steuerflucht im Bundestag: Politiker laden Banker vor
       
       Die Deutsche Bank handelt weiterhin mit Steueroasen. Nicht nur sie muss
       sich im Finanzausschuss rechtfertigen.