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       # taz.de -- Ebola-Tagebuch - Folge 10: Ausgangssperre mit Problemen
       
       > Sierra Leones Regierung zieht positive Bilanz ihrer drakonischen
       > Ebola-Strategie mit dreitägiger totaler Ausgangssperre. Aber nicht alles
       > lief gut.
       
   IMG Bild: Ausgangssperre gegen Ebola: verwaiste Straße in Sierra Leones Hauptstadt Freetown.
       
       BERLIN taz | Drei Tage komplette landesweite Ausgangssperre – eine so
       drakonische Maßnahme hat noch kein Land gegen Ebola ergriffen. Aber was hat
       das in Sierra Leone am Freitag, Samstag und Sonntag gebracht? Möglichst
       viele neu entdeckte Ebola-Kranke sind ja nicht wirklich als Erfolg
       auszugeben.
       
       30.000 Freiwillige, aufgeteilt in Teams von je vier, schafften es an den
       drei Tagen immerhin, „über 75 Prozent“ aller 1,5 Millionen Haushalte in
       Sierra Leone aufzusuchen, so die Regierung. Es sei nicht in erster Linie
       darum gegangen, bisher unentdeckte Ebola-Tote zu bergen und Erkrankte einer
       Behandlung zuzuführen, sondern um Aufklärung.
       
       Daran liegt es vermutlich, dass keine einheitlichen Zahlen vorliegen. Von
       70 bisher nicht registrierten Toten und 150 neuen Fällen war am Montag die
       Rede, nachdem zuvor von über 90 „neuen“ Toten berichtet worden war. Die
       Zahl der Ebola-Toten in Sierra Leone insgesamt stieg laut Regierung von
       Donnerstag bis Sonntag von 474 auf 501; UN-Angaben zufolge waren es davor
       aber schon 537, wenn nicht gar 562.
       
       Auf genaue Zahlen kommt es allerdings weniger an als darauf, die Epidemie
       in den Griff zu bekommen. Was hat die Aufklärungskampagne hierzu
       beigetragen?
       
       ## Fehler bei der Desinfektion
       
       Ebun James-Dekam, Generalsekretär des Rates der Kirchen von Sierra Leone,
       berichtet über seinen Besuch am Sonntag: „Sie sagten, sie hätten einen
       halben Tag Training bekommen; sie entschuldigten sich, dass sie kein
       Thermometer dabei hatten; sie zeigten uns, wie man sich die Hände mit Seife
       wäscht; sie gaben uns ein Stück Seife; sie erinnerten uns daran, dass wir
       anderen Menschen nicht die Hand geben oder sie berühren sollten; und sie
       sagten, wir sollten in belebten Orten langärmlige Kleidung tragen. Sie
       sagten auch, wir sollten uns die Hände nicht mit Bleichmittel waschen, weil
       das Krebs verursacht. Das war ein gravierender Irrtum.“ Denn nur eine
       Chlorbleichmittelmischung beim Händewaschen töte den Virus tatsächlich ab.
       
       Gegenüber Journalisten bestätigten diverse Sierra Leoner, die Teams seien
       zwar voller guter Absichten gewesen, aber hätten auf präzise Fragen oft
       keine Antwort gehabt. Dennoch: Überhaupt auf die Menschen zuzugehen, sei
       besser als nichts.
       
       Und Sierra Leones Regierung weiß jetzt genauer, welche Probleme am größten
       sind. „Wir brauchen mindestens 5.000 Betten für Ebola-Infizierte, mehr
       Labore, die sofort Ebola-Tests durchführen können, und natürlich
       Fachpersonal“, erklärte der deutsche Salesianerbruder und
       Jugendzentrumsleiter Lothar Wagner in Sierra Leones Hauptstadt Freetown.
       
       23 Sep 2014
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Dominic Johnson
       
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