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       # taz.de -- Kohleabbau in Kolumbien: Kritik ohne Konsequenzen
       
       > In Kolumbiens Zechen werden Menschenrechte verletzt, räumt die
       > Bundesregierung ein. Auflagen für deutsche Konzerne plant sie aber nicht.
       
   IMG Bild: Kohleabbau in Kolumbien: Angriffe auf Gewerkschafter.
       
       BERLIN taz | Umweltzerstörung, Vertreibung und Mord: Die
       Menschenrechtsverletzungen im Zusammenhang mit dem Kohleabbau in Kolumbien
       sind gut dokumentiert. Die Vereinten Nationen bemängeln die Verletzungen
       der Rechte der indigenen Bevölkerung, die für den Kohleabbau vertrieben
       werden, Nichtregierungsorganisationen berichten von Angriffen auf
       Gewerkschafter durch von Kohlekonzernen finanzierte paramilitärische
       Gruppen.
       
       Diese Vorgänge werden in Deutschland genau verfolgt, denn Kolumbien ist der
       zweitgrößte Lieferant für die Steinkohle: Jede fünfte Tonne, die in
       deutschen Kraftwerken verfeuert wird, stammt aus dem südamerikanischen
       Land. Mit der Einstellung der Förderung in Deutschland im Jahr 2018 dürfte
       der Anteil sogar noch steigen. Auch der Bundesregierung sind Probleme
       bekannt: Menschenrechtsverteidiger und Umweltaktivisten seien in Kolumbien
       „weiterhin Ziel von Einschüchterungsversuchen“, schreibt
       Wirtschaftsstaatssekretär Rainer Sontowski in der Antwort auf eine
       Grünen-Anfrage, die der taz vorliegt. „Auch in den größten Gebieten des
       kolumbianischen Kohletagebaus, den Departementos Guajira und Cesar, kam es
       seit 2011 wiederholt zu Gewalttaten.“
       
       Doch konkrete Konsequenzen aus diesen Erkenntnissen will die
       Bundesregierung nicht ziehen. Die Forderung der Grünen etwa, dass
       Unternehmen die Herkunft ihrer Kohle offenlegen müssen, lehnt das von
       SPD-Chef Sigmar Gabriel geführte Wirtschaftsministerium ab: Es sei „nicht
       beabsichtigt, den Steinkohle importierenden und verstromenden Unternehmen
       im nationalen Rahmen aufwendige Nachweis- oder Berichtspflichten
       aufzuerlegen“, schreibt Staatssekretär Sontowski. Stattdessen verweist er
       auf ein Freihandelsabkommen mit Kolumbien, das die Einhaltung von Umwelt-
       und Arbeitsstandards festschreibt. Und auf die internationale Initiative
       „Bettercoal“, die bessere Sozial- und Umweltstandards beim Kohleabbau
       gewährleisten soll und der sich inzwischen mehrere deutsche Stromkonzerne
       angeschlossen haben.
       
       Das stößt beim Grünen-Energieexperten Oliver Krischer auf Kritik. „Statt
       klare Regeln für die kohleimportierenden Unternehmen zu schaffen und sich
       auf internationaler Ebene für stärkere Kontrollen einzusetzen, bleibt
       Schwarz-Rot untätig“, sagt er der taz.
       
       Um Missstände wie in Kolumbien zu beheben, seien „Transparenz und die
       Offenlegung der Handelswege“ notwendig. Anderenfalls bleibe es weiterhin
       ein Geheimnis, aus welchen Minen die importierte Kohle tatsächlich stammt.
       Auch Nichtregierungsorganisationen halten freiwillige Initiativen wie
       „Bettercoal“ für unzureichend.
       
       17 Sep 2014
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Malte Kreutzfeldt
       
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