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       # taz.de -- Fidschis erste Wahl seit acht Jahren: Jovial für die einen, brutal für andere
       
       > Am Mittwoch wird in Fidschi erstmals seit dem Putsch 2006 gewählt. Der
       > Putschführer Frank Bainimarama will so seine Macht legitimieren.
       
   IMG Bild: Wahlwerbung für Frank Bainimarama auf einem Taxi in Fidschis Haupstadt Suva.
       
       SYDNEY taz | Im Hinterland von Viti Levu sind Kritiker von Voreque „Frank“
       Bainimarama schwer zu finden. Die Menschen in den ländlichen Regionen von
       Fidschis Hauptinsel scheinen fast alle voller Lob zu sein für den
       Putschisten und selbst ernannten Premierminister. Er habe Straßen gebaut,
       Fahrpreise für Betagte gesenkt, und Kinder könnten jetzt kostenlos zur
       Schule gehen, so Beispiele seiner vermeintlichen Großzügigkeit.
       
       Keine Rede davon, dass er Dutzende Opponenten einsperrte oder ins Exil
       schickte und seine Schergen politische Gegner körperlich und psychisch
       missbrauchten.
       
       Als Spitzenkandidat seiner „Fiji First“-Partei gibt sich Bainimarama jovial
       und volksnah. Literweise trinkt er das betäubende Nationalgetränk Kava und
       debattiert mit Jung und Alt. Wer will, dem gibt er sogar seine private
       Telefonnummer. Die meisten Kritiker des Exgenerals, der 2006 putschte und
       erst jetzt erstmals wählen lässt, finden sich unter jungen Wählern.
       
       40 Prozent der 850.000 Fidschianer sind zwischen 18 und 34 Jahre alt. Die
       jungen fordern bessere Ausbildungsmöglichkeiten und mehr wirtschaftliche
       Chancen.
       
       ## Machtkampf zwischen indigenen und Indischstämmigen
       
       Jetzt treten sieben Parteien mit zusammen 248 Kandidaten sowie zwei
       Unabhängige an. Roko Tui Dreketi Ro Teimumu Kepa von der mehrheitlich
       indigenen iTaukei Social Democratic Liberal Party ist Bainimaramas
       wichtigster Opponent. Beobachter rechnen damit, dass „Fiji First“ die
       Mehrheit der 50 Sitze gewinnt. Bainimarama wäre dann legitimer
       Premierminister.
       
       Beobachter aus Australien und Neuseeland kontrollieren, ob die Wahl korrekt
       abläuft. Die beiden Nachbarn hatten nach dem Putsch als Erste Sanktionen
       verhängt. Jetzt wollen sie verlorenen Einfluss zurückgewinnen.
       
       Der unblutige Machtwechsel sei notwendig gewesen – so Bainimarama damals,
       weil die Regierung „verfilzt“ sei und die indigenen (melanesischen und
       polynesischen) Fidschianer bevorzugt habe. Die indischstämmigen Fidschianer
       dagegen, die Nachkommen von Plantagenarbeitern aus der britischen
       Kolonialzeit sind und rund 40 Prozent der Bevölkerung ausmachten, seien
       benachteiligt worden, so der Putschist.
       
       Auch bei früheren Coups war das Verhältnis zwischen beiden Volksgruppen
       direkter oder indirekter Auslöser – zunächst aber, weil die zahlenmäßig
       dominierenden indigenen Fidschianer per Staatsstreich die politischen
       Rechte der wirtschaftlich dominierenden indischstämmigen beschränken
       wollten.
       
       ## Bainimarama gab Indofidschianern mehr Rechte
       
       So hielt im Jahr 2000 der Geschäftsmann George Speight mit einigen Soldaten
       den ersten indischstämmigen Premierminister Mahendra Chaudhry samt
       Regierung wochenlang als Geisel. Militärchef Bainimarama steckte Speight
       hinter Gitter und setzte mit Laisenia Qarase einen zivilen Premierminister
       ein, den er sechs Jahre später selbst wegputschte. Später ließ Bainimarama
       die Verfassung so ändern, dass Indofidschianer dieselben Rechte haben wie
       indigene.
       
       Nachdem Bainimarama sein nach dem Putsch gegebenes Versprechen gebrochen
       hatte, 2009 Wahlen durchzuführen, rief er das Kriegsrecht aus. Eine strikte
       Zensur der Medien folgte. Die Welt sprach von einem neuen Putsch und
       reagierte mit der Suspendierung Fidschis vom Commonwealth und dem
       regionalen Pacific Islands Forum.
       
       Der Inselstaat wurde zum Pariah. Das hinderte die Vereinten Natioen abe3r
       nicht daran, weiter auf Fidschis putschfreudiges Militär für
       UN-Friedenseinsätze zurückzugreifen.
       
       ## China gewinnt Einfluss
       
       Bainimarama selbst wandte sich China zu, das seinen Einfluss in der Region
       ausdehnen konnte. Die jetzt vor den Wahlen aufgehobenen Sanktionen haben
       jedoch Spuren hinterlassen. Ob Tourismus, Zucker, Textilien, Fisch oder
       mineralische Rohstoffe – Fidschis Exporte gingen zurück. Ein Drittel der
       Bevölkerung lebt unter der Armutsgrenze.
       
       Heute bezeichnet Bainimarama seine Machtübernahme 2006 als „Coup, der alle
       Coups beendete“. Einen weiteren Umsturz werde Fidschi nicht erleben.
       Beobachter befürchten jedoch, dass er es nicht akzeptiert, müsste er die
       Macht nach der Wahl mit jemandem teilen. Für Befremden sorgte schon die
       Anordnung, dass Fidschis Medien in den letzten Tagen vor der Wahl nicht
       mehr über diese berichten dürfen. Dies gilt auch für soziale Medien.
       Verstöße werden mit bis zu fünf Jahren Haft geahndet.
       
       16 Sep 2014
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Urs Wälterlin
       
       ## TAGS
       
   DIR Militärputsch
   DIR Schwerpunkt Syrien
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