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       # taz.de -- Ebola-Tagebuch – Folge 4: Seuche breitet sich schneller aus
       
       > Nach neuen Studien dürfte nicht nur die Zahl der Infizierten, sondern
       > auch die Zahl der Toten rascher steigen als erwartet.
       
   IMG Bild: Gesundheitspersonal in Liberia: Bis zum 7. September waren in Westafrika 4.366 Menschen an Ebola erkrankt, 51 Prozent von ihnen starben.
       
       Für Westafrika, Liberia insbesondere, dürfte diese Woche entscheidend
       werden im Kampf gegen Ebola. Die aktuelle Prognose der
       Weltgesundheitsorganistion WHO vom August lautet: 20.000 Fälle innerhalb
       von neun Monaten, etwas über die Hälfte davon tödlich. Am Wochenende legte
       eine Gruppe von US-Epidemiologen neue Zahlen vor: Die WHO-Prognose dürfte
       bereits Mitte Oktober erreicht sein, und wenn die Ausbreitung sich weiter
       beschleunigt so wie zuletzt, gibt es bis Mitte Oktober nicht 20.000
       Ebola-Fälle sondern 60.000, und nicht 10.000 Tote, sondern mindestens das
       Doppelte.
       
       Die vergangenen Wochen gaben eher den Pessimisten Recht. Insgesamt, so die
       WHO, waren bis zum 7. September in Westafrika 4.366 Menschen an Ebola
       erkrankt, von denen 2.218 (51 Prozent) gestorben waren. Fast die Hälfte der
       4.366 Erkrankungen insgesamt trat in den letzten drei Wochen ein. Die
       vergangene Woche, bis zum 14. September, ist noch nicht abschließend
       erfasst.
       
       Eine neue Studie von Wissenschaftlern in Japan und den USA warnt, die Zahl
       der Toten könnte in die Hunderttausende gehen. Sie untersucht die aktuellen
       Übertragungsraten: Solange jeder Ebola-Kranke statistisch gesehen mehr als
       eine Person ansteckt, breitet sich die Seuche weiter aus; erst wenn die
       Rate unter 1 fällt, ist sie unter Kontrolle.
       
       Die aktuellen Übertragungsraten liegen je nach Land und Region bei 1,4 bis
       1,7 – zwei Kranke stecken also durchschnittlich etwa drei weitere Personen
       an. Bei einer Rate von 1,4 wird Westafrika, so berechnen die Forscher, bis
       Jahresende rund 77.000 neue Ebola-Fälle verzeichnen – bei einer Rate von
       1,7 sogar 277.000. Und nach wie vor sterben mehr als die Hälfte der
       Infizierten.
       
       Was tut die WHO? Sie sagt, sie steht zu ihren eigenen, viel niedrigeren
       Zahlen. Und lehnt dann noch den Antrag der Regierung von Sierra Leone ab,
       die Evakuierung eines afrikanischen Ebola-infizierten Arztes nach Hamburg
       zu finanzieren. Ein verheerendes Signal für das westafrikanische
       Gesundheitspersonal – die wahren Helden an der Seuchenfront.
       
       14 Sep 2014
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Dominic Johnson
       
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