# taz.de -- Deutsches Telekommunikationsnetz: Verdeckte Zugänge für NSA und GCHQ
> Laut „Spiegel“ überwachen die angelsächsischen Geheimdienste den
> deutschen Datenverkehr viel direkter als bisher gedacht. Auch die Telekom
> ist davon betroffen.
IMG Bild: Es gibt ihn doch: den direkten Draht von der heimischen Couch zur NSA
BERLIN dpa | Amerikanische und britische Geheimdienste sollen nach einem
[1][Spiegel-Bericht] innerhalb deutscher Telekommunikationsnetze verdeckte
Zugänge haben, die ihnen die direkte Überwachung ermöglichen. Betroffen von
den Aktivitäten des US-Dienstes NSA und des britischen GCHQ seien die
Deutsche Telekom, die regional tätige Firma Netcologne und die
Satelliten-Kommunikationsanbieter Stellar, Cetel und IABG, berichtete das
Nachrichtenmagazin am Samstag. Es beruft sich auf Unterlagen des
US-Geheimdienstenthüllers Edward Snowden.
Bisher war unter anderem bekannt, dass der GCHQ, der mit der NSA
kooperiert, wohl die zwischen den Kontinenten verlaufenden Glasfaserkabel
anzapft, um den Internetverkehr zu überwachen. Nach den neuen Dokumenten
sei vorstellbar, dass der Zugriff auch von Deutschland aus erfolge, schrieb
der Spiegel. Nach den NSA-Unterlagen stehe von weltweit 13 Servern, die für
die NSA den Internetverkehr überwachten, einer in Deutschland: „gut
getarnt“ und „unauffällig“ in einem Datenzentrum.
Bei dem nun eingesehenen Material gehe es um undatierte grafische
Ansichten, die mit dem NSA-Programm „Treasure Map“ erstellt worden seien,
um den weltweiten Internetverkehr zu visualisieren. Darin seien die Telekom
und Netcologne namentlich aufgeführt und alle fünf genannten Firmen mit
einem roten Punkt markiert, was nach der Bildlegende bedeute, dass es
„innerhalb“ dieser Netze „Zugangspunkte“ für die technische Überwachung
gebe.
## Ziel: „Jedes Gerät, überall, jederzeit“ sichtbar machen
Zu dem Programm schreibt das Hamburger Magazin, die Geheimdienstanalysten
könnten in „nahezu Echtzeit“ auch wichtige Netzverbindungsstellen wie
einzelne Router visualisieren – und sogar mit dem Internet verbundene
Endgeräte wie Rechner, Smartphones und Tablets. Ziel sei es, „jedes Gerät,
überall, jederzeit“ sichtbar zu machen, zitiert der Spiegel aus einer
„Treasure Map“-Präsentation.
Ein anderes Dokument des GCHQ soll dem Spiegel zufolge eine Reihe von
Stellar-Mitarbeitern namentlich als Zielpersonen auflisten und auch
Kennworte für die Server von Stellar-Kunden enthalten.
Das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) teilte der
Nachrichtenagentur dpa mit, es sei ebenso wie das Bundesamt für
Verfassungsschutz von der Telekom informiert worden. „Bei solchen Dingen
arbeiten Sicherheitsbehörden zusammen“, erklärte ein Sprecher am
Samstagabend in Bonn. Man sei dabei, zunächst die Situation zu analysieren.
Bisher gebe es aber noch keine Ergebnisse. Zunächst müsse unter anderem der
technische Sachverhalt geklärt werden.
NSA und GCHQ wollten sich nach Spiegel-Angaben nicht äußern.
Stellar-Geschäftsführer Christian Steffen sagte dem Blatt: „Ein solcher
Cyberangriff ist nach deutschem Recht eindeutig strafbar.“ Telekom und
Netcologne teilten dem Spiegel mit, den Vorwürfen nachgegangen zu sein,
aber weder verdächtige Vorrichtungen noch solchen Datenverkehr festgestellt
zu haben.
14 Sep 2014
## LINKS
DIR [1] http://www.spiegel.de/netzwelt/netzpolitik/deutschen-telekom-nsa-und-gchq-haben-offenbar-zugang-a-991419.html
## TAGS
DIR NSA
DIR Schwerpunkt Überwachung
DIR Telekom
DIR Edward Snowden
DIR GCHQ
DIR Slowenien
DIR Hackerangriff
DIR GCHQ
DIR Internet
DIR Edward Snowden
DIR NSA
DIR Schwerpunkt Überwachung
DIR Schwerpunkt Überwachung
DIR Edward Snowden
DIR Schwerpunkt Überwachung
DIR USA
DIR Schwerpunkt Überwachung
## ARTIKEL ZUM THEMA
DIR Umstrittene Privatisierung: Beim Abzocken verzockt?
Hat die Deutsche Telekom den slowenischen Staat geprellt? Der Konzern soll
Absprachen getroffen haben, um an die Telekom Slovenija zu kommen.
DIR Neues IT-Sicherheitsgesetz: Vorratsdatenspeicherung plus Eins
Mit einem neuen IT-Sicherheitsgesetz will die Regierung die Bürger
angeblich besser beschützen. Profitieren wird vor allem das
Innenministerium.
DIR GCHQ-Chef über Facebook und IS: Das Zentrum der Terrorkontrolle
Der neue britische Geheimdienstchef fordert, soziale Netzwerke stärker zu
überwachen. Dabei haben Behörden schon jetzt massenhaft Zugriff.
DIR Google-Chef befürchtet Internet-Ende: Spitzel warnen vor Spitzeln
Die NSA ist schuld. Das Internet könnte durch Ausspähung „zerbrechen“,
meint Google-Chef Schmidt. IT-Firmen und Politiker fordern von der
US-Regierung Konsequenzen.
DIR Snowden erhält Alternativen Nobelpreis: Friedensgrüße nach Moskau
Edward Snowden bekommt für seine NSA-Enthüllungen den Alternativen
Nobelpreis. Auch der Chefredakteur des britischen „Guardian“ wird
ausgezeichnet.
DIR Deutsche Provider ausgespäht: Weitreichende Zugriffsmöglichkeiten
Ein Kölner Provider hält die Dokumente, die dessen Überwachung durch
Geheimdienste belegen, für echt. Die Telekom findet keine Auffälligkeiten.
DIR Digitalrevoluzzer in Neuseeland: Die Pfunde der Wahrheit
Snowden, Assange, Kim Dotcom: Eine Armada von Revoluzzern macht in
Neuseeland Wahlkampf. Es ist wie ein Zungenkuss mit Zahnspange.
DIR Buch „Data Love“: Die Liebe zur Überwachung
Der Medienwissenschaftler Roberto Simanowski analysiert das Individuum als
Verbündeten seiner Überwachung. Die Warnung ist inbegriffen.
DIR NSA-Ausschuss im Bundestag: Reisen oder reisen lassen?
Die Koalition will eine Vernehmung Snowdens in Moskau und Verhandlungen mit
den USA über Dokumente für den NSA-Ausschuss. Die Opposition ist empört.
DIR Snowden-Anhörung im NSA-Ausschuss: Opposition plant Verfassungsklage
Das Tauziehen um Snowden geht weiter. Die Linkspartei will in Karlsruhe
erwirken, dass der Whistleblower vom NSA-Ausschuss als Zeuge geladen wird.
DIR Investigativjournalismus in den USA: Operation Risen
US-Journalist James Risen muss seine Quellen preisgeben – sonst kommt er
ins Gefängnis. Was ist nur aus dem Land der freien Presse geworden?
DIR „Freiheit statt Angst“-Demo in Berlin: Whistleblower gesucht
6.500 protestierten am Samstag gegen Überwachung und forderten Asyl für
Edward Snowden. Sie fragten: Wo bleibt sein deutsches Pendant?