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       # taz.de -- Elektroautos in Norwegen: Zweitwagen für Busmuffel
       
       > Die Norweger sind Weltmeister beim Kauf von Elektroautos. Aber die Kritik
       > an Beihilfen wächst und der Öko-Nutzen ist umstritten.
       
   IMG Bild: Dauert lange: Wenn der Strom in den Tank fließt.
       
       STOCKHOLM taz | Norwegen hat einen neuen Elektroautorekord aufgestellt. Mal
       wieder. Im August hatten 15 Prozent aller neu zugelassenen Pkw einen
       Elektroantrieb, mit dem e-Golf lag ein Elektroauto auf Platz 2 der
       Zulassungsstatistik. Im Jahresschnitt liegt der Anteil der E-Autos 2014
       deutlich über 10 Prozent, und über 10 Prozent liegt auch der Anteil
       Norwegens als Importland für alle weltweit produzierten Elektroautos.
       
       Ist damit das Erdölland Norwegen ein Klimavorreiter, dem andere Länder
       schleunigst folgen sollten? Nichts wäre verkehrter, meint Anders Skonhoft,
       Volkswirtschaftsprofessor an der Uni Trondheim. Oslos staatliche
       Subventionspolitik für Elektroautos sei nämlich „blanker Wahnsinn“.
       
       Unter Zugrundelegung des norwegischen Modells und ausgehend von einer
       10-jährigen Lebensdauer des Fahrzeugs werde der Käufer eines Elektroautos
       in Form reduzierter Steuern und Abgaben mit jährlich rund 6.200 Euro
       subventioniert. Ein durchschnittliches E-Auto reduziere die
       Kohlendioxidbelastung pro Jahr aber gerade mal um 0,6 Tonnen. Eine Tonne
       weniger CO2-Ausstoß koste also fast 10.000 Euro. Mit diesem Geld könne man
       die CO2-Belastung der Atmosphäre wesentlich effektiver vermindern.
       
       Zudem hält Skonhoft die stolze norwegische Zulassungsbilanz für
       Augenwischerei. 93 Prozent aller KäuferInnen von Elektroautos hätten
       zusätzlich einen benzin- oder dieselbetriebenen Pkw in der Garage stehen,
       den sie dann für längere Touren verwendeten. Die meisten wollten sich nur
       „ein gutes Klimagewissen kaufen“, wobei das Elektroauto in der Praxis ein
       Zweitfahrzeug sei, das vor allem in städtischen Regionen und auf
       Fahrstrecken zum Einsatz komme, die die Nutzer ansonsten mit dem Fahrrad
       oder dem öffentlichen Nahverkehr zurücklegen würden oder könnten.
       
       ## E-Autos behindern städtische Busse
       
       Damit würden die Elektroautos, die die Sonderfahrspuren für Busse benutzen
       dürfen, sich auch noch negativ auf den öffentlichen Verkehr auswirken. Denn
       sie behindern die Busse auf den Busspuren.
       
       „Wir müssen an der Quelle ansetzen“, sagt Skonhoft: „Es muss viel teurer
       werden, das Klima zu belasten.“ Beispielsweise über eine deutliche
       Verteuerung des Autoverkehrs überhaupt oder über eine kräftige Reduktion
       der vorhandenen Kohlendioxidquoten. Die Millionen, mit denen man jetzt
       Elektroautokäufer beschenke, seien viel besser in der Forschung aufgehoben,
       um klimafreundlichere Technik zu entwickeln.
       
       Deutschland lehnt es bislang ab, Käufer von Elektroautos mit finanzieller
       Hilfe zu unterstützen.
       
       9 Sep 2014
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Reinhard Wolff
       
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