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       # taz.de -- Werder Bremen verabschiedet Ailton: Aaaa-ilton, ha-ha-haa
       
       > Zum Abschied lässt man bei Werder Bremen den Ex-Stürmer Ailton nochmal
       > hochleben. Dabei haben viele auf den Brasilianer herabgesehen.
       
   IMG Bild: Wird noch einmal gefeiert: Ailton (Archivbild 2013)
       
       „Ailton, oho! Ailton, ohohoho!“, werden die Werder-Fans am Samstag ein
       letztes Mal mit voller Inbrunst singen. Seit Wochen ist die Arena in Bremen
       ausverkauft. Der mittlerweile 41-jährige Brasilianer ist zu einer lebenden
       Werder-Legende geworden und wird nun mit einem Abschiedsspiel und gewiss
       vielen hehren Reden geehrt. Und es braucht nicht viel Fantasie, um sich den
       Wortbaukasten vorzustellen, aus dem sich die Abschiedsredner bedienen
       werden.
       
       Von der „ehrlichen Haut“, vom „Unikum“, „Paradiesvogel“ und dem
       „Kugelblitz“ wird gewiss gesprochen werden. Ailton hat fraglos
       Bundesligageschichte geschrieben. Mit einer bewundernswerten Effizienz
       erzielte er unzählige Treffer. Als erster Ausländer wurde er in Deutschland
       zum Spieler des Jahres gewählt. Man wird ihn noch einmal auf einen Sockel
       heben und ihn hochleben lassen.
       
       Gilt der Stürmer doch auch als Beleg dafür, welch verrückte Typen diese
       Liga zutage fördert. Gern erinnert man sich, wie er mal auf dem Pferd zum
       Training ritt oder für 333 Euro mit dem Taxi ins Trainingslager nach
       Norderney nachreiste.
       
       Wie brüchig es unter diesem Sockel ausschaut, dafür interessiert sich
       derweil keiner. Das gehört zur Scheinheiligkeit dieses Bundesligazirkusses.
       Denn im Grunde genommen haben schon immer alle auf Ailton herabgesehen. Er
       wurde belächelt für seine Beleibtheit, seine Bequemlichkeit, sein
       schlechtes Deutsch und letztlich auch für seine Einfältigkeit.
       
       Bei Werder warf er noch seine unnachahmliche Klasse vor dem gegnerischen
       Tor in die Waagschale und blieb so einigermaßen im Gleichgewicht. Danach
       folgte der Absturz. Seine Stationen wurden immer kürzer und skurriler. Nach
       Aufenthalten in Österreich und China kickte er für den FC Oberneuland und
       Hassia Bingen (sechste Liga).
       
       Der Boulevard zog ihn bis zuletzt mit dem Nasenring durch die Manege.
       Während die Bild-Zeitung sich moralisch empörte, dass Ailton im Ausland als
       „Dickerchen“ verspottet würde, druckte sie Interviews des radebrechenden
       Brasilianers im genauen Wortlaut ab. („Ailton immer gewinne, auch wenn
       verlier.“) Seine Geldschulden machten ihn zu einem leichten Opfer. Er hat
       den falschen Freunden vertraut und wurde stets schlecht beraten. Willig
       ließ er sich im „Dschungelcamp“ vor einem großen Publikum vorführen. Danach
       erkor man ihn dazu aus, „Upps! Die Pannenshow“ zu moderieren.
       
       Ailton ist immer mehr zu einem Objekt der allgemeinen Belustigung geworden.
       Ein Umstand, der seiner Beliebtheit eher zuträglich war. Schließlich konnte
       sich ihm ein jeder, der ins Stadion ging, überlegen fühlen. Und so wird man
       ihn auch bei seinem Abschied in Bremen eher belächeln als bewundern. Man
       wird in der Vergangenheit schwelgen, als Ailton nicht nur eine Lach-,
       sondern eine große Nummer auf dem Platz war. Dass der Bundesligaruhm ihm
       auch schweren Schaden zugefügt hat und er nun vor einer ungewissen Zukunft
       steht, das gehört zu den Begleiterscheinungen des Geschäfts, über die man
       lieber vornehm schweigt.
       
       6 Sep 2014
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Johannes Kopp
       
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