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       # taz.de -- Ebola-Experten tagen in Genf: Behandlung mit Blut Überlebender
       
       > Angesichts fehlender Impfstoffe schlagen Experten unorthodoxere Methoden
       > im Kampf gegen Ebola vor. Derweil droht in Nigeria ein neue
       > Erkrankungswelle.
       
   IMG Bild: Ein Mitarbeiter von Ärzte ohne Grenzen vor dem Ebola-Zentrum der Hilfsorganisation in Monrovia, Liberia.
       
       GENF/PORT HARCOURT ap/dpa | Im Kampf gegen den in Westafrika wütenden
       Ebola-Virus haben einige Experten eine Behandlung mit Blut von Überlebenden
       der Krankheit ins Spiel gebracht. Diese ungewöhnliche, aber einfache
       Therapie sei angesichts fehlender Medikamente oder Impfstoffe einen Versuch
       wert, hieß es am Donnerstag auf einer zweitägigen Tagung von
       Ebola-Experten, zu der die Weltgesundheitsorganisation nach Genf eingeladen
       hatte.
       
       Nach jüngsten Angaben der WHO sind in Westafrika bislang mehr als 3500
       Ebola-Erkrankungen registriert, 1900 Menschen starben. Am dramatischsten
       ist die Lage in Guinea, Sierra Leone und Liberia. Dessen ungeachtet handele
       es sich bei Ebola nicht um eine afrikanische Krankheit, sondern um eine
       globale Krise, erklärte WHO-Chefin Margaret Chan in der Nacht zum
       Donnerstag in New York.
       
       Rund 200 Wissenschaftler beraten in Genf, wie die Epidemie gestoppt werden
       kann und welche ungetesteten Mittel Priorität haben sollten. Peter Piot,
       der Mitentdecker des Ebola-Virus, sprach sich dafür aus, Erkrankte mit dem
       Blut von Überlebenden zu behandeln und auf die Wirkung der Antikörper zu
       hoffen. "Das ist etwas, das sich leicht machen lässt", sagte der Leiter des
       Londoner Instituts für Hygiene und Tropenmedizin. Mögliche Ergebnisse des
       Treffens, das hinter verschlossenen Türen stattfindet, sollen am
       Freitagabend bekanntgegeben werden.
       
       Der Kampf gegen Ebola wird vor allem dadurch erschwert, dass es noch kein
       zugelassenes Medikament oder einen Impfstoff gegen das Virus gibt, das sich
       über Speichel oder Blut überträgt. Sieben Erkrankte, darunter der
       mittlerweile wieder gesunde US-Arzt Kent Brantly, wurden mit einem noch
       nicht zugelassenen Mittel namens ZMapp behandelt, dessen knappe Vorräte nun
       erschöpft sind. Zwei der mit ZMapp Behandelten starben dennoch.
       
       Etwa sechs Mittel und Impfstoffe befinden sich derzeit in der
       Entwicklungsphase, doch keines davon ist umfassend an Menschen getestet
       worden. In den USA begannen diese Woche erste Tests mit einem Impfstoff.
       
       ## 200 Kontaktpersonen unter Beobachtung
       
       Unterdessen droht in Nigeria eine neue Welle von Ebola-Erkrankungen. In der
       Hafenstadt Port Harcourt im Südosten des Landes seien bisher drei Fälle
       bestätigt, teilte die Weltgesundheitsorganisation (WHO) mit. Entscheidend
       für die Verbreitung war demnach die Infektion eines Arztes, der nach seiner
       Erkrankung noch Patienten operierte und vermutlich mit Dutzenden Menschen
       Körperkontakt hatte. Der Ausbruch in der Hafenstadt habe das Potenzial,
       sich schneller zu verbreiten als die Welle in der Metropole Lagos, wo das
       Virus zuerst auftrat, warnte die WHO am Mittwochabend.
       
       Bei dem Arzt, seiner Frau und einem Menschen in seiner Klinik wurde der
       Ebola-Erreger bestätigt. Mehr als 200 Kontaktpersonen stünden unter
       Beobachtung, schreibt die WHO. Bei 60 davon besteht demnach ein hohes bis
       sehr hohes Infektionsrisiko. Port Harcourt hat einen Überseehafen und gilt
       als wichtige Ölstadt.
       
       Das Ebola-Virus hatte Nigeria, das bevölkerungsreichste Land Afrikas, am
       20. Juli mit einem Mann aus Liberia erreicht, der am Flughafen von Lagos
       zusammenbrach und fünf Tage später starb. Eine Kontaktperson des Mannes
       floh aus der Quarantäne in Lagos nach Port Harcourt, wo sie Anfang August
       in einem Hotel behandelt wurde. Der behandelnde Arzt ist laut WHO eine
       Schlüsselperson für den weiteren Verlauf: Er entwickelte am 11. August
       erste Symptome, kam am 16. August in eine Klinik und starb sechs Tage
       später. Bestätigt wurde seine Ebola-Infektion erst am 27. August.
       
       Der Mediziner könnte Dutzende Menschen angesteckt haben, befürchtet die
       WHO. Nach den ersten Krankheitssymptomen behandelte er noch zwei Tage lang
       Patienten in seiner Privatklinik und führte Operationen durch. Zudem kam er
       bei einer Geburtsfeier in seiner Wohnung mit vielen Menschen in Kontakt.
       Später im Krankenhaus vollzogen Mitglieder seiner religiösen Gemeinde ein
       Heilungsritual, das gewöhnlich mit Handauflegen einhergeht.
       
       4 Sep 2014
       
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