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       # taz.de -- USA bei der Basketball-WM: Chance zur Läuterung
       
       > Im US-Basketball-Team erhält der viel gescholtene DeMarcus Cousins die
       > Chance, sich zu rehabilitieren. Bislang gelingt ihm das vorzüglich.
       
   IMG Bild: Hat den Ruf eines Schwererziehbaren: DeMarcus Cousins.
       
       Wer das ewig positive Teamgeist-Mantra von Mike Krzyzewski kennt, der
       dürfte nicht überrascht gewesen sein ob der Lobeshymnen des Trainers der
       US-Basketballauswahl. „Wir sind einfach unglaublich zufrieden mit ihm“,
       wiederholt der 67-Jährige seit Wochen stets. „Wir schätzen seine
       Einstellung, seine Leidenschaft, seinen Einsatz – und sein Talent.“ Der so
       gepriesene ist DeMarcus Cousins, 24-jähriger Center von den Sacramento
       Kings – und die wohl speziellste Aufgabe von „Coach K“ bei dieser
       Basketball-WM. Zum Turnier nach Spanien ist Krzyzewski – auch vielen
       Absagen großer Stars geschuldet – mit der jüngsten Auswahl aus NBA-Spielern
       angereist, die je angetreten ist.
       
       Mit seinen vier Jahren NBA-Erfahrung ist Cousins daher schon einer der
       erfahreneren Spieler. Nur auf den ersten Blick scheint aber offensichtlich,
       warum dieser 2,11 Meter große 125-Kilogramm-Schrank da auf dem Feld steht.
       Ein Turm in der Schlacht soll er sein, im Wechsel mit dem in den ersten
       Partien gegen Finnland und die Türkei überragenden Anthony Davis – gerade
       im Hinblick auf ein mögliches Duell mit den auf der Center-Position
       hervorragend besetzten Spaniern.
       
       Doch der Auftrag ist noch ein anderer: „DMC“ soll erwachsen werden – und
       die ehrenvolle Aufgabe, sein Land auf dem Feld zu präsentieren, soll ihm
       dabei helfen. Cousins gilt als hoch talentiert, seine spielerische Klasse
       und sein Potenzial sind unbestritten. In der abgelaufenen Saison erzielte
       der einstige College-Star für Sacramento 22,7 Punkte und 11,7 Rebounds im
       Schnitt, gehörte damit in beiden Kategorien zu den besten Spielern der NBA.
       Die 2,9 Vorlagen pro Spiel sind dazu ein erstklassiger Wert für einen
       Spieler unter dem Korb.
       
       Doch dank diverser Unbeherrschtheiten haftet Cousins noch immer der Ruf
       eines Schwererziehbaren an. Regelmäßig war der Temperamentsbolzen bisher
       unter den Spielern der Liga mit den meisten Verwarnungen zu finden, wurde
       mehrmals suspendiert, galt nach der Entlassung eines Kings-Übungsleiters
       als Königsmörder. 2012/13 stellte er nach einer Partie Exspieler und
       TV-Kommentator Sean Elliott noch auf dem Platz zur Rede, weil der ihn
       harsch kritisiert hatte.
       
       ## Entschuldigung nach zwei Jahren
       
       US-Basketball-Chef Jerry Colangelo bemerkte schon damals: „Er sollte besser
       erwachsen werden.“ Legendär ist auch eine Szene vom vergangenen Winter, als
       Cousins seine Kings-Teamkollegen vom obligatorischen Handshake nach dem
       Spiel mit den kalifornischen Rivalen der Los Angeles Clippers abhielt. „Ich
       kann unfaire Spieler, die alles tun, um zu gewinnen, einfach nicht
       respektieren“, erklärte er danach. Kleine Ausbrüche, die vom Boulevard
       dankbar aufbereitet wurden. Starke Leistungen auf dem Parkett wurden fast
       zur Nebensache.
       
       2014 aber nun soll alles besser werden. „Ich war überrascht, als er
       plötzlich zu mir kam und sich entschuldigte“, bemerkte ein erstaunter
       Elliott, als Cousins vor einem Spiel im März für seinen Ausfall von vor
       knapp zwei Jahren Abbitte leistete. „Es war ganz offensichtlich, dass
       DeMarcus es ernst gemeint hat, und ich weiß das wirklich zu schätzen.“ Der
       Geläuterte selbst weiß um seine Chance: „Ich will ein Vorbild sein,
       dazugehören“, sagt er nun. „Ich spreche immer wieder mit meiner Mutter
       darüber: Alles, was ich bisher erreicht habe, musste ich mir hart
       erarbeiten. Nichts wurde mir geschenkt. Man soll auf mich zeigen können und
       sagen: ’Der hat es geschafft unter widrigsten Bedingungen, das kann ich
       auch.‘“
       
       Aktuell ist Cousins im Team USA erster Ersatz für Davis und zeigte in den
       wenigen Minuten Einsatzzeit ordentliche Leistungen. „Ich lerne so
       unglaublich viel, der Zusammenhalt im Kader ist fantastisch, und ich will
       dem Team helfen, wo ich nur kann.“ Klingt ganz nach Mike Krzyzewski.
       
       2 Sep 2014
       
       ## AUTOREN
       
   DIR David Digili
       
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