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       # taz.de -- Madagaskar-Moorente fast ausgestorben: Seltenste Vogelart in Gefahr
       
       > Die Zahl der Madagaskar-Moorenten in freier Wildbahn ist auf 25 Exemplare
       > gesunken. Nun wird nach einem neuen Habitat für die bedrohte Art gesucht.
       
   IMG Bild: Die letzten ihrer Art: Madagaskar-Moorenten aus dem Aufzuchtprogramm.
       
       BERLIN taz | Sie gilt bereits als bedrohteste Vogelart der Welt. Doch jetzt
       könnte der Madagaskar-Moorente tatsächlich das Aussterben bevorstehen. Das
       besagt eine Studie der britischen Tierschutzvereinigung Wildfowl and
       Wetland Trust (WWT). Die Ente, die der in hiesigen Breitengraden ähnlich
       sieht, war bereits seit den 1960er Jahren für ausgestorben gehalten worden.
       
       Dann wurden wider Erwarten 2006 doch noch dreizehn Exemplare in Madagaskar
       entdeckt. Die Moorente hat sich nun in einem Feuchtbiotop in einem
       ehemaligen Vulkankrater im Nordosten der Insel angesiedelt. Genau dies,
       zeigt die Studie, wird ihr jetzt aber offensichtlich zum Verhängnis. Es
       sind nur noch 25 Tiere bekannt, die noch in freier Wildbahn leben.
       
       Eigentlich schlüpften genügend Jungtiere, um den Bestand zu sichern. Die
       Forscher beobachteten aber, dass die Sterberate der jungen Enten in ihrer
       zweiten und dritten Lebenswoche extrem hoch war. Offenbar verhungerten die
       Entenküken.
       
       Der Grund: Die Forscher vermuten, dass der See, in dem die jungen Vögel
       nach Nahrung suchen, zu tief für die Tiere ist. 96 Prozent der Küken
       starben deswegen. Die wenigen überlebenden Tiere seien stark
       unterentwickelt. Laut WWT wird die Art ohne Hilfe von außen nicht
       überleben.
       
       ## Kahlschlag und Überfischung zerstören die Moore
       
       „Dieser letzte Zufluchtsort der Madagaskar-Moorente ist eines der letzten
       unberührten Feuchtbiotope des Landes, aber es wird den Bedürfnissen der
       Ente nicht gerecht“, sagt der WWT-Forschungsbeauftragte Andrew Bamfold. Die
       Situation der Feuchtbiotope in Madagaskar habe sich während des 20.
       Jahrhunderts katastrophal entwickelt.
       
       Fast 60 Prozent sind laut Forschungen des WWT verloren gegangen. Grund
       dafür seien der Kahlschlag der Wälder, Erosion und Verschmutzung der
       Biotope. Auch Brandrodung und Überfischung sind laut WWT schuld. Seit 2009
       zieht der WWT zusammen mit der britischen Tierschutzorganisation Durrell
       Wildlife Conservation Trust Madagaskar-Moorküken in Gefangenschaft auf.
       
       Mit 55 der dunkelbraunen Enten in der Aufzuchtstation haben die
       Wissenschaftler den Tierbestand nun fast vervierfacht. Sie suchen jetzt
       nach einem geeigneten Ort, um die Moorenten auszuwildern. Der See Sofia im
       Norden der Insel könnte geeignet sein. Im Vergleich zu den anderen Seen des
       riesigen Feuchtgebietes ist der See ökologisch am besten erhalten.
       
       Aber auch hier wurden bereits große Teile der Landschaft in Reisfelder
       umgewandelt – und ein Großteil der Pflanzen- und Tierwelt ist verloren
       gegangen. In Zusammenarbeit mit den Nachbarn versucht der WWT nun, den See
       Sofia als Ökosystem zu erhalten. „Wir wollen die Bedürfnisse der Bewohner
       anerkennen und gemeinsam eine Strategie für einen nachhaltigen Umgang mit
       der Umwelt entwickeln“, sagt der WWT. Einige Dörfer arbeiten bereits mit
       der Organisation zusammen. Ziel ist es, Fischerei und Landwirtschaft
       nachhaltig zu gestalten und ein Feuchtbiotop für die Moorenten und andere
       Tierarten zu erhalten.
       
       27 Aug 2014
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Joanna Nogly
       
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