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       # taz.de -- Der sonntaz-Streit: Braucht es fürs Spenden einen Kick?
       
       > Spendenkampagnen müssen immer kreativer werden, um erfolgreich zu sein.
       > Aktuell lässt Eiswasser das Geld fließen.
       
   IMG Bild: Auch Mark Zuckerberg duscht – für die Medienpräsenz?
       
       Ein Eimer Wasser wird schwungvoll über dem Kopf einer jungen Frau
       geschüttet. Sie schreit auf, lacht in die Kamera – die Haare, das Gesicht
       triefend nass. Videos von Menschen, die sich einer eiskalten Wasserdusche
       aussetzen, gibt es in letzter Zeit auf Facebook und Twitter en masse. Grund
       dafür: die Ice Bucket Challenge – eine Medienkampagne, die die Krankheit
       Amyotrophe Lateralsklerose (ALS) bekannt machen und Spendengelder für
       weitere Forschungswege sammeln will.
       
       Die Spielregel ist einfach: Wurde jemand einmal im Internet öffentlich
       nominiert, hat er die Wahl zwischen Wasserguss oder Spende. Seit einigen
       Wochen ist diese Art, Aufmerksamkeit auf die Erkrankung der Nervenzellen zu
       lenken auch in Deutschland angekommen. Sei es SPD-Politiker Sigmar Gabriel,
       Moderator Günther Jauch oder Schlager-Star Helene Fischer – die Namen der
       Ice-Bucket-Challenger könnten Seiten füllen.
       
       ## Wassereimer oder Spende
       
       Das trendfähige Medienevent kommt aus den USA. Im Juli nominierte der
       Baseballspieler Peter Frates, der selber an ALS erkrankt und mittlerweile
       vollständig gelähmt ist, bekannte US-Sportler für die Challenge. Seit dem
       Beginn der Spendenaktion nahm die ALS-Association 79,7 Millionen US-Dollar
       ein – im Gegensatz zu 2,5 Millionen im gleichen Zeitraum des Vorjahres.
       
       „Man kann von der Ice Bucket Challenge lernen – nämlich, dass Spenden nicht
       nur über Mitleid oder negative Botschaften funktionieren“, sagt der Leiter
       des Zentralinstituts für soziale Fragen (DZI), Burkhard Wilke, gegenüber
       der Süddeutschen Zeitung.
       
       Die Ice-Bucket-Challenge-Videos erfüllen alle Anforderungen einer
       Selbstinszeniereung. Mit Spannung erwartet die Internetgemeinschaft die
       Reaktion der Nominierten, die die dokumentierte Eiswasserdusche als
       Imageputsch nutzen und ihre Fans so befriedigen können. Nehmen sie die
       Herausforderung an? Entscheiden sie sich für Wassereimer oder Spende – oder
       für beides?
       
       ## 2013 wurde in Rekordhöhe gespendet
       
       Laut Angaben des Deutschen Spendenrats waren die Medien im vergangenen Jahr
       das wichtigste Mittel, um Spenden zu gewinnen. Mit insgesamt 4,7 Milliarden
       Euro wurde ein Rekordniveau erreicht – 13 Prozent mehr als 2012. Besonders
       die Flut in Deutschland und der Taifun Haiyan auf den Philippinen bewegte
       private Geldgeber dazu, helfen zu wollen.
       
       Angesichts der humanitären Katastrophen im Irak, im Gaza-Streifen und in
       Syrien werden auch aktuell möglichst schnell große Mengen an Spendendeldern
       benötigt. Die Organisationen sind abhängig von Großherzigkeit – zum
       richtigen Zeitpunkt.
       
       Die Begeisterung für die Ice Bucket Challenge ließ die Klickzahlen des
       Wikipedia-Eintrags von ALS zwar in die Höhe schnellen – aber trotzdem
       scheint die Aufmerksamkeit hauptsächlich den Videobeweisen zu gelten.
       Spendenaufrufe ohne eine solche Medienpräsenz scheinen hinter dem aktuellen
       Trubel um die Videobeweise zu verschwinden.
       
       Was regt Sie an, für eine gemeinnützige Organisation zu spenden? Die
       großangelegte Medienkampagne, die kleine Sammelaktion der Stadt oder der
       musizierende Bettler in der Fußgängerzone? Sind es die Bilder von Frauen in
       Krisengebieten oder von weinenden Kindern? Und: Stellt die öffentliche
       Selbstinszenierung, die aus der Spende gezogen werden kann, eine Motivation
       für Sie dar?
       
       Wir fragen Sie: Braucht es fürs Spenden einen Kick?
       
       Diskutieren Sie mit! Die sonntaz wählt unter den interessantesten
       Kommentaren einen oder zwei aus und veröffentlicht sie in der taz.am
       wochenende vom 30./31. August 2014. Ihr Statement sollte etwa 900 Zeichen
       umfassen und mit Namen, Alter, einem Foto und der E-Mail-Adresse der
       Autorin oder des Autors versehen sein. Schicken Sie uns eine Mail an:
       [1][streit@taz.de]
       
       26 Aug 2014
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] /streit@taz.de
       
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