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       # taz.de -- Digitale Agenda: Breitband fürs Dorf
       
       > Die Bundesregierung hat ihr Digitalisierungsprogramm vorgelegt. Demnach
       > sollen zuerst die ländlichen Regionen mit schnellem Internet versorgt
       > werden.
       
   IMG Bild: Die drei Minister und der Plan, festgehalten auf ganzen 36 Seiten
       
       BERLIN dpa | Beim Ausbau des schnellen Internets will sich die
       Bundesregierung als erstes um schlecht versorgte ländliche Regionen
       kümmern. Die Förderung solle zunächst in die weißen Flecken gesteuert
       werden, sagte Infrastrukturminister Alexander Dobrindt (CSU) am Mittwoch
       bei der Vorstellung der „Digitalen Agenda“ in Berlin. Auf dem Land liege
       der Breitband-Ausbaugrad bei unter 20 Prozent, in den Städten bei 80
       Prozent.
       
       Dobrindt und seine Kabinettskollegen, Wirtschaftsminister Sigmar Gabriel
       (SPD) und Innenminister Thomas de Maizière (CDU), verteidigten das Programm
       gegen Kritik von vielen Seiten. Konkrete Angaben zu Investitionssummen
       wurden nicht gemacht. Die drei Minister legten im Kabinett ihre Pläne zum
       Umgang mit der rasanten Digitalisierung der Gesellschaft vor und
       präsentierten diese anschließend öffentlich.
       
       Die 36-seitige „Digitale Agenda“ für die Jahre bis 2017 benennt unter
       anderem Vorhaben zur Förderung der IT-Wirtschaft und Startups dieser
       Branche, zur Verbesserung der IT-Sicherheit und des Datenschutzes in
       Deutschland. Bürger sollen mehr Möglichkeiten bekommen, Behördendinge auf
       elektronischem Weg zu erledigen. Geplant ist auch, kritische
       Infrastrukturen wie Energie- oder Telekommunikationsnetze besser vor
       Cyberangriffen zu schützen.
       
       Zu den Kernvorhaben der Agenda gehört, flächendeckend für schnelle
       Internetverbindungen in Deutschland zu sorgen. Die Koalition will bis 2018
       überall in Deutschland Übertragungsgeschwindigkeiten von 50 Megabit pro
       Sekunde erreichen. Aktuell sind solche schnellen Internetzugänge laut
       Dobrindt in 64 Prozent der Haushalte verfügbar. Für eine volle Abdeckung
       wären laut Schätzungen Investitionen von 20 Milliarden Euro nötig. Dobrindt
       sagte, sein Ministerium werde spätestens im Oktober selbst Zahlen dazu
       vorlegen.
       
       Als finanzieller Impuls für den Breitbandausbau sollen Erlöse aus
       Versteigerungen von Funkfrequenzen im kommenden Jahr zu einem großen Teil
       in die digitale Wirtschaft zurückfließen. Die zu erwartenden Summen sind
       offen.
       
       ## Kritik aus der Opposition
       
       Die Opposition kritisierte die Agenda als substanzlos. Die
       Linke-Politikerin Halina Wawzyniak beklagte, das Papier enthalte weder
       konkrete Maßnahmen noch genaue Finanzierungsvorstellungen für den
       Breitbandausbau. Die Grünen-Abgeordneten Tabea Rößner und Konstantin von
       Notz sagten: „Der vorgelegte Entwurf ist kaum mehr als ein Sammelsurium
       längst bekannter Positionen.“ Auch mehrere Verbände äußerten sich
       enttäuscht.
       
       Die drei Minister wehrten sich gegen diese Kritik. „Es ist nicht unser
       Anspruch, dass wir in der 'Digitalen Agenda' auf alle Fragen bereits
       abschließende Antworten haben“, sagte Gabriel. Es sei kein neues
       Subventionsprogramm und auch kein Maßnahmenpaket, sondern ein
       Hausaufgabenheft für die kommenden Jahre. De Maizière betonte, es komme
       dabei nicht nur auf die Regierung an: „Wir können die Hausaufgaben nicht
       alleine abarbeiten.“ Dobrindt betonte, es gehe um einen längeren Prozess.
       „Digitalisierung endet nicht bei 50 Mbit im Jahr 2018.“ Die „Digitale
       Agenda“ solle immer wieder ergänzt und erweitert werden. Zu Kritik, das
       Programm komme im Jahr 2014 reichlich spät, sagte de Maizière: „Lieber spät
       als nie.“
       
       20 Aug 2014
       
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