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       # taz.de -- Epidemie: Erster Ebola-Verdacht in Berlin
       
       > Bluttest nach Zusammenbruch einer Afrika-Reisenden in Jobcenter. Behörde
       > zwischenzeitlich abgeriegelt. Charité: Ebola aber unwahrscheinlich.
       
   IMG Bild: Ebola-Alarm in Berlin-Pankow
       
       Berlin hat seinen ersten Ebola-Verdachtsfall. Nachdem am Dienstagvormittag
       in einem Pankower Jobcenter eine Frau mit Fieber zusammensackte, wurde sie
       in die Isolierstation der Charité gebracht. Bluttests sollten klären, ob es
       sich tatsächlich um das lebensbedrohliche und oft tödliche Virus Ebola
       handelt. Experten gingen allerdings nicht davon aus. Ergebnisse lagen zu
       Redaktionsschluss noch nicht vor. Das Jobcenter war mehrere Stunden lang
       von der Polizei abgesperrt. Verdachtsfälle, die sich aber nicht
       bestätigten, gab es jüngst schon in Hamburg und am Frankfurter Flughafen.
       
       Rettungssanitäter hatten den zuständigen Amtsarzt verständigt, nachdem
       ihnen die Frau nach Feuerwehrangaben im Jobcenter sagte, dass sie noch vor
       acht Tagen in Nigeria war. Bei Ebola, der seit dem Frühjahr in Westafrika
       über 1.200 Menschen zum Opfer gefallen sind, können zwischen Ansteckung und
       Krankheitsausbruch bis zu 21 Tage vergehen. Die ersten Anzeichen sind mit
       hohem Fieber und Kreislaufproblemen ähnlich wie bei einer Gippe oder bei
       Malaria. Der Amtsarzt schloss sich dem Ebola-Verdacht an und rief die
       Polizei, wie es das offizielle Verfahren bei einem Seuchenverdacht
       vorsieht.
       
       Zu den Reaktionen während der Absperrung des Gebäudes, in dem sich
       angeblich mehrere hundert Menschen aufhielten, gibt es unterschiedliche
       Darstellungen. Während einerseits berichtet wurde, es habe vereinzelt Unmut
       gegeben, erzählte eine Jobcentermitarbeiterin der taz von panikartigen
       Zuständen. Sie sei zudem nicht informiert worden, wie sich sich verhalten
       solle. Nach Darstellung der Mitarbeiterin sei sogar jemand in Panik aus dem
       Fenster gesprungen. Die Senatsverwaltung für Gesundheit konnte dies nicht
       bestätigen. Sprecherin Regina Kneiding sagte: „Dass beim ersten
       Verdachtsfall Aufregung herrscht, ist nachvollziehbar.“
       
       Charité-Experten neigten am Nachmittag nach Angaben des Krankenhauses nicht
       zu der Ansicht, dass es sich um Ebola handelt. „Die Patientin hat sich
       nicht in einer betroffenen Region aufgehalten“, sagte Pressesprecherin
       Manuela Zingl. Die Mediziner würden vielmehr von einer infektiösen
       Magen-Darm-Erkrankung ausgehen, was eine Blutanalyse klären soll.
       
       Im Pankower Jobcenter nahm die Polizei die Daten von Kontaktpersonen der
       Frau auf. Zwei Personen aus dem engeren Umfeld sollen ebenfalls in die
       Charité gebracht worden sein. Die Feuerwehr habe den Einsatz bei
       Ebola-Verdachtsfällen seit Beginn der Epidemie geübt, sagte ein leitender
       Notarzt der Nachrichtenagentur dpa. Die Information Fieber in Kombination
       mit Afrika reiche im Moment schon für einen Einsatz aus.
       
       Die Senatsverwaltung für Gesundheit verwies auf vorliegende Notfallpläne
       und Informationen. „Berlin ist gut vorbereitet“, sagte Pressesprecherin
       Kneiding. Man habe nach dem Ausbruch von Ebola in Afrika zusätzlich zu
       existierenden Plänen Krankenhäuser und Gesundheitsämter über die Krankheit,
       ihre Übertragungswege und Behandlung informiert. Ebola kann demnach nur
       über den Kontakt mit Körperflüssigkeiten in Wunden oder Schleimhäuten
       übertragen werden.
       
       Die Station der Charité, auf der die Frau behandelt wird, gilt als größte
       Sonderisolierstation Deutschlands und kann 20 Patienten versorgen. Für
       Ebola existiert bislang allerdings weder eine zugelassene Impfung noch eine
       spezielle Therapie.
       
       19 Aug 2014
       
       ## AUTOREN
       
   DIR S. Alberti
   DIR F. Todtmann
       
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