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       # taz.de -- Sicherheitsdienst attackiert Asylsuchende: Gewalt in Hamburger Flüchtlingsheim
       
       > In einer Hamburger Flüchtlingsunterkunft sollen muslimische Mitarbeiter
       > eines Sicherheitsdienstes christliche Flüchtlinge attackiert haben.
       
   IMG Bild: Kein Einzelfall: In Flüchtlingsunterkünften gibt es öfter Probleme mit Gewalt.
       
       HAMBURG taz | Flüchtlinge, die in Hamburg ankommen, landen zunächst in
       einer Erstaufnahme-Einrichtung. Eine davon befindet sich am Rand des
       Volksparks: Die Flüchtlinge dort leben auf engstem Raum, sie schlafen
       mitunter nicht mal mehr in Containern, sondern in Großraumzelten und können
       nicht in Folgeunterkünfte gebracht werden, weil die Stadt Hamburg zu wenig
       davon hat.
       
       Mitunter müssen auch Frauen und Kinder längerfristig in den Großraumzelten
       schlafen. Das bringt Konflikte mit sich. Konflikte aus religiösen Gründen
       habe es jedoch unter den Bewohnern in den vergangenen Monaten nicht
       gegeben, teilt der Senat mit. Das ist die gute Nachricht.
       
       Die schlechte Nachricht ist, dass es im Herbst 2013 in der Einrichtung am
       Volkspark zu Auseinandersetzungen zwischen christlichen Flüchtlingen und
       muslimischen Mitarbeitern des dortigen Sicherheitsdienstes gekommen ist.
       
       Der Polizei liegen drei Anzeigen wegen Körperverletzung und eine wegen
       Bedrohung vor. Wie die Vorwürfe genau lauten, ist nicht zu erfahren: „Das
       wird gerade durchermittelt und dann der Staatsanwaltschaft übergeben“,
       heißt es bei der Hamburger Polizei. Zu laufenden Ermittlungsverfahren gebe
       man keine Auskunft.
       
       Unabhängig vom Ausgang der Ermittlungen hat die Stadt dem Sicherheitsdienst
       nach den Vorfällen gekündigt. Nicht nur die angezeigten Mitarbeiter,
       sondern das komplette Unternehmen wurde ausgetauscht.
       
       Probleme mit Sicherheitsdiensten in Flüchtlingsheimen gibt es immer wieder.
       Im vergangenen Mai zeigte Günter Wallraff in einem Beitrag für RTL, wie
       mehrere Mitarbeiter der Firma Weko in der Erstaufnahme-Einrichtung
       Hamburg-Groß Borstel mit den Flüchtlingen vor Ort umgehen.
       
       Ein Mitarbeiter im Waschraum will die Kleidung der Flüchtlinge nicht
       anfassen: „Das können die schön selber machen. (...) Das sollte man sowieso
       eigentlich nur mit Atemschutz oder so machen, damit man die Scheiße nicht
       einatmet. Wer weiß, was die alles drin haben in ihren Klamotten.“
       
       ## Umgehend versetzt und abgemahnt
       
       Eine Asylsuchende wird trotz eines Termins im Waschmaschinenraum
       minutenlang von einem Security-Mitarbeiter ignoriert. Als sie nachfragt,
       fährt sie der Mitarbeiter an: „Ich rede gerade, da brauchst du nicht
       dazwischenreden. Das ist unhöflich.“
       
       Der Geschäftsführer des Sicherheitsdienstes Kay Kohlermann gab sich
       gegenüber dem NDR schockiert: Die Mitarbeiter seien umgehend versetzt und
       abgemahnt worden. Auf der Website des Unternehmens steht als Voraussetzung
       für Bewerber, diese müssten verstanden haben, „dass die Zufriedenheit des
       Kunden die Grundlage des Arbeitsplatzes“ sei.
       
       Der Kunde ist in diesem Fall das stadteigene Unternehmen „Fördern und
       Wohnen“, dessen Zufriedenheit vor allem davon abhängt, ob es schlechte
       Presse gibt oder nicht – sprich, ob es einer der Flüchtlinge wagt, sich zu
       beschweren.
       
       Zu erklären sind die Entgleisungen der Sicherheitsdienst-Mitarbeiter mit
       Frust bei der Arbeit: Der Job ist miserabel bezahlt, schlecht angesehen und
       stark hierarchisch strukturiert. „Wenn du links gerichtet bist – ein halbes
       Jahr später bist du rechts, wenn du hier arbeitest“, sagt einer der
       Mitarbeiter in Wallraffs Beitrag.
       
       Der Fall der muslimischen Sicherheitsdienst-Mitarbeiter, die christliche
       Flüchtlinge attackiert haben sollen, hat noch eine weitere Dimension: Immer
       wieder gibt es Berichte, nach denen die religiös motivierten Konflikte im
       Nahen Osten hierzulande fortgeführt würden. Zuletzt berichtete Report
       München über orientalische Christen, die in drei Fällen in deutschen
       Asylunterkünften von islamistischen Mitbewohnern gemobbt worden seien.
       
       Zahlen über solche Vorfälle gibt es keine, aber in Hamburg führte der
       Bericht dazu, dass zwei CDU-Abgeordnete eine Anfrage zum Thema
       Christendiskriminierung stellten. So kam der Fall vom Herbst 2013 ans
       Licht. Seitdem ist nach Kenntnis der Behörden nichts Ähnliches mehr
       passiert.
       
       19 Aug 2014
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Klaus Irler
       
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