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       # taz.de -- Brandenburg-Wahl: Grüne wollen Sau rauslassen
       
       > Mit grünen Kernthemen in den Landtag: Brandenburgs Grüne setzen auf
       > Tierschutz und sind gegen Braunkohleverstromung und Fluglärm.
       
   IMG Bild: Ziel Roter Adler: Grüne wollen 7 Prozent
       
       Brandenburgs Landtagswahlkampf ist weniger als vier Wochen vor der
       Stimmabgabe am 14. September auf den ersten Blick wenig aufregend.
       Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) tingelt über Dorffeste und verkündet
       nebenbei, die rot-rote Koalition fortsetzen zu wollen.
       CDU-Oppositionsführer Michael Schierack ließ sich jüngst beim
       Tierestreicheln in der Lausitz fotografieren.
       
       Diese spätsommerliche Langeweile versuchen die oppositionellen Grünen zu
       durchbrechen – mit Umweltthemen. „Echte Reformprojekte sind von SPD und
       Linke ohne Druck der Opposition nicht zu erwarten“, meint der
       Grünen-Fraktionschef Axel Vogel. Umso wichtiger werde es, welche
       Schwerpunkte die Opposition für die nächsten fünf Jahre setze, so Vogel.
       Für die brandenburgischen Grünen sind das vor allem der Kampf gegen
       Massentierhaltung, Braunkohleverstromung und Fluglärm.
       
       Die Grünen wollen dort nach Stimmen fischen, wo die Landesregierung
       Unzufriedenheit produziert. Mit Botschaften wie „Lasst die Sau raus“ gegen
       Massentierhaltung und „Zukunft statt Braunkohle“ möchten die Brandenburger
       Grünen die Wähler im Landtagswahlkampf überzeugen. „Wir wollen mit dem
       Erhalt eines naturnahen ländlichen Raums und dem Kampf für einen Stopp des
       Braunkohletagebaus in der Lausitz mit unserer Kampagne zwei wichtige eigene
       Themen setzen“, sagte Spitzenkandidat Vogel.
       
       Ein Zeichen will die Partei, die 2009 nach 15 Jahren Pause erstmals wieder
       in den Brandenburger Landtag eingezogen ist, am kommenden Samstag setzen.
       Sie beteiligt sich an einer grenzüberschreitenden Menschenkette zwischen
       Kerkwitz in Deutschland und Grabice in Polen. Die Aktion wird von mehreren
       Umweltverbänden und Anti-Kohle-Initiativen getragen. Erst im Juni hatte die
       Landesregierung der Erweiterung des Tagebaus Welzow Süd zugestimmt.
       Vattenfall will aus dem neuen Tagebau 200 Millionen Tonnen Braunkohle
       fördern. Die Pläne stoßen erwartungsgemäß bei Umweltverbänden und Anwohnern
       auf Protest. Rund 800 Menschen droht die Umsiedlung.
       
       Auch bei der Massentierhaltung docken die Grünen an vorhandenes
       Protestpotenzial an. Anlässlich der Agrarministerkonferenz am 31. August
       soll es in Potsdam eine Demo geben. Ein bundesweites Bündnis aus
       Ökoverbänden will für eine Stärkung der ökologischen Landwirtschaft mobil
       machen. Die Brandenburger Grünen sind mit dabei und positionieren sich
       gegen die Linie der rot-roten Landesregierung. Die hatte zum Beispiel im
       uckermärkischen Haßleben eine Großmastanlage für 36.000 Schweine genehmigt.
       Rund tausend Menschen demonstrierten Ende Juni dagegen. Die gegen die
       „Riesenställe“ gerichtete Volksinitiative hat vier Monate nach ihrem Start
       bereits 27.000 Unterschriften gesammelt. 20.000 wären innerhalb eines
       Jahres nötig gewesen, damit sich der Landtag mit dem Thema befasst.
       
       Dass aber selbst ein erfolgreiches Volksbegehren keine unmittelbaren Folgen
       haben muss, zeigte die Brandenburger Initiative für ein Nachtflugverbot.
       Dem stimmte zwar der Landtag zu, doch umsetzen lässt es sich nicht, weil
       sich Berlin in dieser Angelegenheit quer stellt. Auch an diesem Thema sind
       die Grünen dran. Sie fordern, dass nun wenigstens der Schallschutz für die
       Anwohner rasch umgesetzt wird. „Von rund 17.000 Anspruchsberechtigten auf
       passiven Lärmschutz hat erst ein Bruchteil einen Bescheid erhalten“, so
       Spitzenkandidat Vogel.
       
       Bei Umwelt- und Naturschutzverbänden kommen die Grünen mit ihrem Programm
       schon mal ganz gut an. Sollten die Grünen am 14. September die
       5-Prozent-Hürde nicht überspringen können, wäre das für Axel Kruschat, Chef
       des BUND in Brandenburg, ein schwerer Schlag. „Es gäbe dann keine Partei
       mehr, die glaubwürdig und vor allem in so umfassender Weise für eine
       Nachhaltige Entwicklung Brandenburgs eintritt“, sagte er.
       
       80.000 Stimmen wollen die Brandenburger Grünen bei der Landtagswahl holen –
       also so viele wie 2009. Ein ehrgeiziges Ziel, denn seinerzeit wurden
       Landtag und Bundestag parallel gewählt. Diesmal ist also eine geringere
       Wahlbeteiligung zu erwarten.
       
       Dennoch peilen die Grünen einen Anstieg des Stimmenanteils von knapp 6 auf
       7 Prozent an. Bei den Kommunalwahlen im Mai kam die Partei landesweit auf 6
       Prozent. Dort stand sie in etwa auch bei den letzten Umfragen. Bei der
       Landtagswahl 2009 waren die Grünen auf 5,7 Prozent der Stimmen gekommen und
       konnten mit fünf Abgeordneten in den Landtag einziehen.
       
       19 Aug 2014
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Marco Zschieck
       
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