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       # taz.de -- Neues IT-Sicherheitsgesetz: Der erste Teil der Digitalen Agenda
       
       > Das wird sicher helfen: Cyberangriffe müssen künftig „unverzüglich“
       > gemeldet werden. Verfassungsschutz und BKA sollen bei der Abwehr helfen.
       
   IMG Bild: Garantiert sicher vor Cyberangriffen: Sigmar Gabriel zeigt, wie es geht
       
       BERLIN taz | Es soll der ganz große Aufschlag werden. Gleich drei
       Kabinettsgrößen – Wirtschaftsminister Sigmar Gabriel (SPD),
       Infrastrukturminister Alexander Dobrindt (CSU) und Innenminister Thomas de
       Maizière (CDU) – werden am Mittwoch die „Digitale Agenda“ Deutschlands
       präsentieren. Dabei hat sich das Trio nichts weniger vorgenommen als einen
       Quantensprung in Sachen Internet.
       
       Am Dienstag legte de Maizière schon einmal vor: Er übergab den anderen
       Ressorts sein neues IT-Sicherheitsgesetz. Schon sein Vorgänger Hans-Peter
       Friedrich (CSU) hatte dieses vorbereitet – noch vor der NSA-Affäre. De
       Maizière hat den Entwurf nun noch einmal ausgebaut.
       
       Im Fokus steht der Schutz „kritischer“ IT-Infrastruktur. Das Gesetz zählt
       dazu Unternehmen aus den Bereichen Energie, Verkehr, Banken, Börsen,
       Gesundheit sowie die öffentliche Verwaltung. Dort müssen Cyberangriffe
       künftig „unverzüglich“ gemeldet werden. Bei weniger schweren Attacken
       genügt dies auch anonym – ein Zugeständnis an die protestierende
       Wirtschaft.
       
       Auch werden die Firmen verpflichtet, IT-Sicherheit „nach dem Stand der
       Technik zu gewährleisten“. Dafür haben sie zwei Jahre Zeit. Danach erfolgen
       alle zwei Jahre Sicherheitschecks. Durchaus mit Strenge: Bei „fehlender
       Zuverlässigkeit“ darf die Bundesnetzagentur die Netznutzung untersagen.
       
       Eine zentrale Rolle bekommt das Bundesamt für Sicherheit in der
       Informationstechnik (BSI). Dieses soll als „zentrale Meldestelle“ agieren
       und jährliche Lagebilder veröffentlichen. Hier stockt de Maizière auf:
       Statt der von Friedrich geplanten 99 gibt es künftig 133 Stellen und 14
       Millionen Euro jährlich extra.
       
       ## Bundes- statt Ländersache
       
       Profiteur ist auch das BKA. Das soll künftig schneller bei Cyberattacken
       ermitteln dürfen – hier sind bisher oft erst die Länder zuständig. 79
       Stellen und jährlich 5,9 Millionen Euro mehr gibt es dafür. Auch der
       Verfassungsschutz wird, anders als von Friedrich geplant, ausgebaut: um 55
       Stellen und jährlich gut 4 Millionen Euro. Das Amt soll Cyberangriffe
       aufspüren und die Gefährdungslage einschätzen.
       
       Die „sicherste IT-Infrastruktur der Welt“ soll Deutschland bekommen,
       kündigte de Maizière vollmundig an. Die Auflagen für die IT-Firmen
       verteidigte er: „Wer ein Risiko setzt für andere, trägt auch die
       Verantwortung.“
       
       Am Mittwoch soll mit der „Digitalen Agenda“ der Quantensprung
       vervollständigt werden: Breitbandausbau, Hilfen für Start-ups, ein Ende der
       WLAN-Haftung. Netzaktivisten sind dennoch skeptisch. „Zu wenig, zu spät“,
       resümiert knapp Markus Beckedahl vom Verein „Digitale Gesellschaft“.
       
       19 Aug 2014
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Konrad Litschko
       
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