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       # taz.de -- Alleen werden abgeholzt: Dein Feind, der Baum
       
       > Weil sie eine tödliche Gefahr für Autofahrer sind, müssen Bäume immer
       > öfter weichen. Eine neue Abstandsregel erschwert Neupflanzungen.
       
   IMG Bild: Im alleereichen Brandenburg sind von 2010 bis 2012 insgesamt 11.025 Bäume gefällt, aber nur 9.765 neu gepflanzt worden.
       
       Die Straßenbäume an den Alleen in Deutschland sind zunehmend gefährdet.
       Davon jedenfalls sind die Schutzgemeinschaft Deutscher Wald (SDW) und der
       Deutsche Naturschutzring (DNR) überzeugt. Seit Einführung einer neuen
       Straßenbau-Richtlinie im Jahr 2009 seien mittlerweile die Beschwerden über
       Baumfällungen sprunghaft gestiegen, sagte DNR-Generalsekretär Helmut
       Röscheisen am Montag in Berlin. Genaue Zahlen über Baumfällungen gebe es
       bundesweit keine, da sie nicht erhoben würden. Aber: „Der Alleen-Schatz ist
       gefährdet.“
       
       Hintergrund seien die bundesweiten „Richtlinien für passiven Schutz an
       Straßen durch Fahrzeug-Rückhaltesysteme“ von 2009, die eigentlich nur für
       Neu- oder Ausbauvorhaben gelten sollten, aber in den Bundesländern und
       Landkreisen aus Unsicherheit zunehmend auch für bestehende Straßen
       angewendet würden, so Röscheisen.
       
       Der Unterschied zur vorherigen Regelung ist beträchtlich: Statt 4,50 Meter
       soll nun bei Neupflanzungen ein Abstand von 7,50 Metern vom Fahrbahnrand
       gelten, damit Autos bei einem Unfall nicht sofort gegen Bäume prallen.
       Damit werden Neupflanzungen häufig erschwert, da die Grundstückseigner gar
       nicht die nötigen Flächen hergeben. Zudem scheuen die Straßenbauämter
       solche großzügig angelegten Straßen: Die größere Fläche, die sie künftig
       regelmäßig mähen lassen müssen, verursacht zusätzliche Kosten.
       
       „Haupttreiber für die völlig überzogene Abholzung von Straßenbäumen ist der
       Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft“, so Röscheisen. Er
       versuche immer wieder, die Gefährlichkeit von Straßenbäumen zu belegen. Die
       Hauptursache für tödliche Baumunfälle sei aber überhöhte Geschwindigkeit.
       „Eine Straße, die jeden Fehler verzeiht, kann es nicht geben.“ Eine gewisse
       Eigenverantwortung müssten die Verkehrsteilnehmer schon übernehmen.
       
       SDW-Geschäftsführer Christoph Rullmann warnte vor „einem schleichenden Tod
       der Alleen“. Allein im alleereichen Brandenburg seien von 2010 bis 2012
       insgesamt 11.025 Bäume gefällt, aber nur 9.765 neu gepflanzt worden.
       Straßenbäume seien aber ein prägendes Element des Landschaftsbildes und
       wegen der intensiven Landwirtschaft ein immer wichtiger werdender
       Lebensraum für Tiere. Zudem seien sie für Touristen attraktiv.
       
       Das Bundesverkehrsministerium weist die Kritik der Naturschützer zurück.
       Der Erhalt der Straßenbäume sei nach wie vor ein wichtiges Ziel, so ein
       Behördensprecher. Um Bäume zu schützen, stünden an den Bestandsstrecken von
       Bundesfernstraßen bauliche, verkehrstechnische oder
       straßenverkehrsrechtliche Maßnahmen im Vordergrund. „Das Entfernen von
       Bäumen ist dabei nur als Ultima Ratio zu sehen.“
       
       19 Aug 2014
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Richard Rother
       
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