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       # taz.de -- Schwieriger Dialog über Nahost-Waffenruhe: Unmögliche Forderungen
       
       > Die Gespräche über eine Verlängerung der Waffenruhe zwischen der Hamas
       > und Israel drohen zu scheitern. Am Montagabend endet die bisherige
       > Feuerpause.
       
   IMG Bild: Zerstörte Häuser in Beit Hanun: Im Gaza-Konflikt sind seit Anfang Juli nach Angaben der Behörden 1980 Palästinenser getötet worden
       
       JERUSALEM/GAZA-STADT/BERLIN dpa/rtr | Nach der Entführung und Ermordung von
       drei jüdischen Schülern im Westjordanland hat die israelische Armee nach
       eigenen Angaben die Häuser von zwei Tatverdächtigen zerstört. Die
       Streitkräfte teilten am Montag mit, das Haus eines dritten Verdächtigen sei
       abgeriegelt worden. Die israelischen Behörden nahmen bereits am 11. Juli
       einen mutmaßlichen Täter aus Hebron fest. Sein Haus wurde nun zerstört. Die
       beiden anderen Verdächtigen sind auf der Flucht. Die drei Schüler im Alter
       zwischen 16 und 19 Jahren waren am 12. Juni vermisst gemeldet worden.
       
       Ihre Leichen wurden gut zwei Wochen später gefunden. Die Tat führte im
       Konflikt zwischen Israel und den Palästinensern zu einer Gewaltspirale, die
       im Krieg gegen die Hamas im Gazastreifen mündete. Israel macht die
       radikalislamische Organisation für die Tat verantwortlich. Diese hat die
       Vorwürfe nicht zurückgewiesen, sich aber auch nicht zu der Tat bekannt. Im
       Gaza-Konflikt sind seit Anfang Juli nach Angaben der Behörden in dem
       Küstenstreifen 1980 Palästinenser getötet worden.
       
       Auf israelischer Seite sind nach offiziellen Angaben 64 Soldaten und drei
       Zivilisten ums Leben gekommen. Zurzeit gilt eine Feuerpause. Kurz vor
       Ablauf der jüngsten Waffenruhe am Montagabend haben die Palästinenser einen
       Rückschritt bei den Verhandlungen mit Israel über eine dauerhafte
       Feuerpause beklagt. Die israelische Seite habe das bisher Erreichte wieder
       aufgegeben „und nun stehen die Diskussionen wieder am Anfang“, sagte ein
       palästinensischer Vertreter der ägyptischen Nachrichtenagentur Mena in der
       Nacht zum Montag.
       
       Die Forderungen der Israelis bei Sicherheitsfragen bezeichnete der
       namentlich nicht genannte Sprecher als unmöglich. Die Antwort der
       Palästinenser kündigte er für Montagmorgen an. Beide Seiten hatten sich am
       Wochenende bereit gezeigt, die Kämpfe notfalls wieder aufzunehmen. Ägypten
       versucht ein Ende des Konflikts zu vermitteln, bei dem im Laufe von fünf
       Wochen mehr als 2000 Menschen getötet wurden, die meisten davon
       Palästinenser.
       
       ## Deutsche Rüstungsexporte
       
       Zudem hat Deutschland auch nach Beginn des Gaza-Krieges noch Rüstungsgüter
       im Wert von über 600 Millionen Euro an Israel geliefert. Das geht aus einer
       Antwort von Wirtschafts-Staatssekretär Rainer Sontowski an den
       Linke-Politiker Jan van Aken hervor. Zwar seien seit Beginn der Angriffe am
       8. Juli „keine Genehmigungen nach dem Kriegswaffenkontrollgesetz zum Zweck
       der Ausfuhrbeförderung nach Israel“ erteilt worden.
       
       Aber seither habe es bereits zuvor genehmigte Ausfuhren im U-Bootbereich in
       Höhe von 599,24 Millionen Euro sowie von Waffenzündern im Wert von 908.150
       Euro gegeben, teilte das Ressort von Minister Sigmar Gabriel (SPD) mit. Die
       Lieferung von U-Booten nach Israel ist umstritten, weil nach Meinung von
       Experten eine Nachrüstung mit Atomwaffen möglich ist. Drei deutsche U-Boote
       wurden bereits geliefert, das vierte soll vor wenigen Wochen in Kiel von
       ThyssenKrupp Marine Systems übergeben worden sein und könnte die hohe Summe
       von fast 600 Millionen Euro erklären.
       
       Die „Tanin“ ist das größte je in Deutschland gebaute U-Boot und soll über
       eine Milliarde Euro kosten. Ein Drittel davon übernimmt die Bundesregierung
       – seit Jahren gibt es für Israel Rabatte bei Rüstungsgeschäften. Mitte Juli
       hatte Gabriel über die U-Boot-Genehmigung informiert. Die Bundesregierung
       hatte sich im Mai verpflichtet, den Bundestag zeitnah über genehmigte
       Rüstungsexporte zu informieren.
       
       Nach Israel gingen 2013 laut Rüstungsexportbericht Güter mit dem
       sechsthöchsten Volumen „ nach Algerien, Katar, den USA, Saudi-Arabien und
       Indonesien. Insgesamt wurden demnach für 266,6 Millionen Euro
       Abschussrampen für Flugabwehrraketensysteme, Teile für Panzer, gepanzerte
       Fahrzeuge, Flugabwehrsysteme, Flugkörper und pyrotechnische Munition
       geliefert.
       
       18 Aug 2014
       
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