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       # taz.de -- Rekordernte in Deutschland: Lästiges Gurkenwachstum
       
       > Deutsche Landwirte sind von den ungewöhnlich großen Gurkenmengen auf
       > ihren Feldern überrascht. Betriebe vernichten das Gemüse tonnenweise.
       
   IMG Bild: Der Nachwuchs bei der Ernte.
       
       BERLIN taz/dpa/epd | „Die Gurken explodieren im Wachstum“, sagte Andreas
       Traube vom Spreewaldverein im brandenburgischen Lübben. Die Landwirte seien
       mit noch nie dagewesenen Mengen an Gurken konfrontiert, stöhnt er. Auch
       Josef Hofmeister, Betriebsleiter der Gurkenerzeuger-Organisation (GEO)
       Bayern im mehrere hundert Kilometer entfernten Aholming im Landkreis
       Deggendorf steht vor demselben Problem: Die so schnell wachsenden Gurken
       können nicht mehr alle verarbeitet werden, da die Kapazitäten der
       Verarbeitung erschöpft seien und müssten deshalb entsorgt werden.
       
       Grund für das ungewöhnliche Wachstum des grünen Gemüses ist die aktuelle
       Wetterlage. Das seit Wochen anhaltende schwülwarme Wetter und die
       gleichzeitigen ergiebigen Niederschläge sorgen für so große Gurkenmengen,
       dass die Verarbeitungsbetriebe nicht mehr hinterher kommen. Deshalb muss in
       Niederbayern, Europas größten Anbaugebiet für Einlegegurken, die Ernte
       tonnenweise vernichtet werden.
       
       In den vergangenen Tagen seien etwa 1.000 Tonnen entsorgt worden, sagte
       Hofmeister am Donnerstag, also etwa fünf bis zehn Prozent der Ernte.
       Normalerweise würden zu Erntezeiten etwa 5.000 Tonnen wöchentlich in der
       Region angeliefert. In der vergangenen Woche seien es aber über 8.000
       Tonnen gewesen.
       
       Für die überschüssige Gurkenmenge gebe es keine weiteren Abnehmer, sagte
       Hofmeister. Auch könnten Einlegegurken nicht einfach an soziale Initiativen
       wie Tafeln verschenkt werden, „die müssen binnen zwei Tage ins Glas
       kommen“, sagt Hofmeister. Es handele sich um leicht verderbliche Ware.
       
       ## Höhe des Schadens nicht abschätzbar
       
       Wie hoch der wirtschaftliche Schaden sein werde, lasse sich noch nicht
       einschätzen, sagte er. Das hänge von der weiteren Erntemenge im August und
       September ab. Mit den Landwirten gebe es feste Verträge über Liefermengen.
       Aber auch die Entsorgung koste Geld. Überschüssige Mengen würden in
       Biogasanlagen gebracht oder auf Feldern untergraben.
       
       Im Spreewald liege die wöchentliche Ernteproduktion um 80 Prozent höher als
       sonst üblich, sagte Traube. An manchen Tagen würde sich die normale
       Tagesernte verdoppeln, so der Marketingleiter. „Auf den Feldern kann man
       fast zusehen, wie die Gurke wächst.“ Im Spreewald seien aber noch keine
       überschüssigen Gurken entsorgt worden, sagte Traube.
       
       Das Wachstumsphänomen dürfte auch in den anderen Anbauregionen ähnlich
       sein. Nach einer mäßigen Ernte in der vergangenen Saison mit über 35.000
       Tonnen an Gurkenmenge rechnet der Spreewaldverein in diesem Jahr wieder mit
       rund 40.000 Tonnen, die auf etwa 635 Hektar Fläche angebaut werden. Dabei
       sind 3.200 Saisonkräfte im Einsatz.In ganz Deutschland werden im Jahr etwa
       240.000 Tonnen Gurken geerntet.
       
       8 Aug 2014
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Simon Pötschko
       
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