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       # taz.de -- Zentralafrikanische Republik: Gescheiterte Regierung wirft hin
       
       > Der glücklose Premier Zentralafrikas tritt mit seinem gesamten Kabinett
       > ab. Kommen die Seleka-Rebellen zurück an die Macht?
       
   IMG Bild: Blieb immer im Hintergrund: Premierminister Nzapayéké (links), hier mit Übergangspräsidentin Catherine Samba-Panza.
       
       BERLIN taz | Die von Bürgerkrieg und Massakern zerrissene
       Zentralafrikanische Republik hat wieder einmal keine Regierung.
       Premierminister André Nzapayéké reichte am Mittwoch seinen Rücktritt und
       den des gesamten Kabinetts ein. Dieser Schritt solle die Umsetzung der
       geltenden Vereinbarungen zur Wiederherstellung eines stabilen Staatswesens
       ermöglichen, sagte ein Sprecher der Präsidentschaft von
       Übergangspräsidentin Catherine Samba-Panza.
       
       Nzapayéké hatte am 26. Januar als Chef einer Regierung von Technokraten die
       Macht übernommen, in der schlimmsten Zeit der Gewalt in der
       zentralafrikanischen Hauptstadt Bangui und anderen Städten. Zwei Wochen
       zuvor hatte die muslimisch dominierte ehemalige Rebellenarmee Seleka, die
       sich im Marz 2013 an die Macht geputscht hatte, auf einem Regionalgipfel
       die Macht abgegeben. Samba-Panza, die bisherige Bürgermeisterin von Bangui,
       wurde anstelle des Seleka-Chefs Michel Djotodia Übergangspräsidentin der
       Zentralafrikanischen Republik.
       
       Die neue Regierung blieb aber weitgehend machtlos, vor allem mangels
       eigener Streitkräfte. In Bangui konnten antimuslimische Anti-Balaka-Milizen
       nach dem Rücktritt von Seleka die Oberhand gewinnen und fast alle Muslime
       vertreiben oder umbringen, ohne dass die in der Stadt stationierten
       internationalen Eingreiftruppen systematisch tätig wurden. Seleka hat sich
       mittlerweile im Norden der Zentralafrikanischen Republik reorganisiert und
       liefert sich Kämpfe mit Anti-Balaka sowie französischen Eingreiftruppen.
       
       ## Waffenstillstand in Brazzaville
       
       Am 23. Juli hatten Vertreter von Seleka und Anti-Balaka auf einer
       Friedenskonferenz in Brazzaville, Hauptstadt des Nachbarlandes
       Kongo-Brazzaville, einen Waffenstillstand unterzeichnet, aber die Gewalt
       geht in verschiedenen Orten weiter. Der Waffenstillstand hatte auch eine
       politische Dimension: Die Abschlusserklärung der Konferenz von Brazzaville
       nannte ihn eine „erste Etappe auf dem Weg zu einem neuen Prozess des
       politischen Dialogs und der nationalen Versöhnung“.
       
       In ihrer Rede auf der Konferenz hatte Übergangspräsidentin Samba-Panza
       mehrere Hindernisse zur Umsetzung vergangener politischer Vereinbarungen
       genannt: „eine generelle und systematische Amnestie, die Anwesenheit von
       Zwangsmaßnahmen, die Abwesenheit eines Mechanismus zur Verwaltung von
       Geldern und die Straflosigkeit“. Es müsse nun ein politischer Neuanfang
       her.
       
       Eine neue Regierung, so heißt es in Berichten aus Bangui, müsse nun anders
       als die von Nzapayéké auch die bewaffneten Gruppen explizit einbeziehen,
       damit sie nicht mehr als Störer auftreten. Bereits seit Wochenbeginn tagt
       das Übergangsparlament in einer Sondersitzung, und in den nächsten Tagen
       will Samba-Panza Vertreter aller in Brazzaville vertretenen Strömungen
       empfangen. „Man muss die Regierung auf eine breitere Grundlage stellen und
       die politische Dimension der bewaffneten Gruppen berücksichtigen“, sagte
       Regierungssprecher Gaston Mackouzangba.
       
       In ersten Berichten aus Bangui am Mittwoch kursierte als möglicher neuer
       Premierminister Mahamat Kamoun, ehemaliger Kabinettsdirektor des einstigen
       Seleka-Übergangspräsidenten Michel Djotodia. Die Seleka-Rebellen
       beanspruchen auf jeden Fall den Posten des Premierministers für sich. Sie
       sagen, dies sei ihnen bereits bei ihrem Rückzug von der Macht im Januar
       zugesagt und dann vorenthalten worden. Unabhängig davon, dass es mehrere
       konkurrierende Seleka-Strömungen gibt, dürfte dies aber für die Anti-Balaka
       inakzeptabel sein.
       
       7 Aug 2014
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Dominic Johnson
       
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