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       # taz.de -- Auf Kuba wegen Spionage verurteilt: Chancen auf Freilassung gering
       
       > Rabbiner appellieren an Obama, sich für die Begnadigung des kranken Alan
       > Gross einzusetzen. Der ist in Kuba wegen angeblicher Spionage
       > festgesetzt.
       
   IMG Bild: Der inhaftierte Alan Gross. (Archivbild)
       
       BERLIN taz | Der Appell der dreihundert US-amerikanischen Rabbiner war
       deutlich. Für die „unmittelbare Freilassung“ von Alan Gross solle sich
       US-Präsident Barack Obama einsetzen. Schließlich sei der seit dem Dezember
       2009 in kubanischer Haft sitzende Gross im Auftrag der USA im Einsatz
       gewesen, so die Rabbiner. Seine Freilassung sei ein „moralischer Imperativ“
       für die Regierung in Washington, so argumentierten die jüdischen
       Geistlichen.
       
       Gross, ein 65-jähriger IT-Techniker aus Maryland, war im Auftrag der
       US-Behörde für internationale Entwicklung, kurz USAID, mehrfach in Kuba
       gewesen. Seinen Angaben zufolge, um die dortige jüdische Gemeinde mit
       Satellitentelefonen und IT-Equipment zu versorgen, um deren Kommunikation
       zu verbessern.
       
       Gross, selbst jüdischen Glaubens, war im Dezember 2009 auf dem Flughafen
       von Havanna festgenommen worden und im März 2011 von einem kubanischen
       Gericht wegen Spionage zu 15 Jahren Haft verurteilt worden. Während der
       nunmehr knapp fünfjährigen Haft hat sich der Gesundheitszustand des
       vermeintlichen Entwicklungshelfers merklich verschlechtert. Laut seinem
       Anwalt Scott Gilbert habe Gross nicht nur fast seine komplette Sehfähigkeit
       auf dem rechten Auge verloren, sondern auch den Mut zum Leben. Von seiner
       Frau Judy und seinem jüngsten Kind habe sich Gross, so Gilbert, bereits
       verabschiedet.
       
       Die Chancen auf seine Freilassung stehen jedoch schlecht angesichts eines
       Artikels, der heute in Kubas wichtigster Tageszeitung, der berühmten
       Granma, erschien. Demnach hat USAID junge Venezolaner, Costa Ricaner und
       Peruaner nach Kuba geschickt, um die Opposition zu fördern und eine
       „Rebellion auf der Insel zu initiieren“. Das belegen auch Artikel der
       Nachrichtenagentur Associated Press, die bereits im April des Jahres die
       Existenz von ZunZuneo aufgedeckt hatten.
       
       Das kubanische Pendant zu Twitter war damals aufgeflogen, weil es nicht von
       einem privaten Unternehmen initiiert, sondern von USAID in Auftrag gegeben
       worden war. Das bestätigte der Sprecher des Weißen Hauses Jay Carney im
       April. Es sei ein legales Entwicklungsprojekt gewesen. Gleiches gilt nun
       auch für die Rekrutierung junger Lateinamerikaner, die nach Kubanern für
       regierungskritische Aktivitäten Ausschau halten sollten, durch USAID. Für
       die USA sind das normale Aktivitäten im Rahmen ihrer „Programme zur
       Förderung der Demokratie in Kuba“. Für Alan Gross sind das schlechte
       Nachrichten, denn Verhandlungen über seine Freilassung wird es unter diesen
       Vorzeichen kaum geben.
       
       6 Aug 2014
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Knut Henkel
       
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