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       # taz.de -- Exportverbot für Rheinmetall: Anspruch auf Schadensersatz
       
       > Das Geschäft mit Russland ist vorerst gestoppt. Der Rüstungskonzern hat
       > aber noch nicht auf Sigmar Gabriels Exportverbot reagiert.
       
   IMG Bild: Rheinmetall hat zwar eine Großauftrag verloren, dafür aber einen eigenen Platz.
       
       BERLIN taz | Angesichts des gestoppten Rüstungsexports nach Russland hat
       der Rheinmetall-Konzern das Recht, Schadensersatzforderungen an die
       Bundesregierung zu stellen. Laut einer Sprecherin des
       Wirtschaftsministeriums liegt zwar keine Hermesbürgschaft vor. Solche
       Exportkreditgarantien sichern in der Regel Geschäfte mit ausländischen
       Geschäftspartnern ab. Doch grundsätzlich könne das Unternehmen
       Schadensersatzforderungen stellen. „Wir sind in Gesprächen mit der Firma“,
       sagte die Sprecherin.
       
       Vor dem Hintergrund der Ukrainekrise hat die Bundesregierung am Montag den
       Export eines bereits zu großen Teilen gelieferten Gefechtsübungszentrums
       widerrufen. Als erstes Land der EU kippte es ein Rüstungsgeschäft mit
       Russland, obwohl es nicht unter die Sanktionen fällt, da diese nur für neue
       Verträge ein Lieferverbot vorsehen. Bereits vor fünf Monaten hatte
       Wirtschaftsminister Sigmar Gabriel den Deal mündlich widerrufen. Jetzt hat
       er das auch schriftlich getan.
       
       Schadensersatz für geplatzte Rüstungsgeschäfte musste Deutschland in den
       letzten Jahren noch nie leisten – dafür aber Großbritannien: Laut der
       britischen Zeitung Independent brachte die iranische Regierung einen
       britischen Rüstungskonzern vor den Obersten Gerichtshof. Sie verlangte 400
       Millionen Pfund Entschädigung für 1.750 Panzer und Unterstützungsfahrzeuge,
       die 35 Jahre zuvor bestellt wurden.
       
       Der Iran hatte damals bezahlt, aber Großbritannien nur 185 Panzer und
       Unterstützungsfahrzeuge geliefert. Der Grund dafür war die Iranische
       Revolution, die 1979 ausbrach. Seitdem verlangte die Regierung in Teheran
       das Geld zurück – nun bekam sie Recht. Der Fall ist aber nicht direkt mit
       Deutschland vergleichbar, da die betroffene Firma dem
       Verteidigungsministerium gehörte.
       
       ## Die Hälfte bezahlt
       
       Laut Welt hat Russland bereits 60 Millionen Euro des
       120-Millionen-Euro-Auftrags überwiesen. Pieter Wezeman vom Stockholmer
       International Peace Research Institute sagt, es werde „alles daran setzen,
       das Geld zurückzubekommen“.
       
       Rheinmetall hat noch keine weiteren Schritte angekündigt. Jan Grebe vom
       Bonn International Center for Conversion (BICC) zufolge wird es sich der
       Rüstungskonzern gut überlegen, ob er Schadensersatzforderungen stellen
       will. „Rheinmetall ist ja weiterhin abhängig von der Bundesregierung –
       diese kann den Export von Kriegswaffen ohne Begründung verweigern.“
       
       Rheinmetall ist auch in den umstrittenen Verkauf von bis zu 800 deutschen
       Kampfpanzern nach Saudi-Arabien verwickelt, den Gabriel derzeit kritisch
       beäugt. Da geht es nicht um 100 Millionen, sondern um zweistellige
       Milliardenbeträge.
       
       5 Aug 2014
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Julia Maria Amberger
       
       ## TAGS
       
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