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       # taz.de -- Der sonntaz-Streit: Sind Juden hier noch sicher?
       
       > Seit Wochen kommt es immer wieder zu Ausschreitungen auf
       > propalästinensischen Demonstrationen. Einige Juden überlegen, Deutschland
       > sofort zu verlassen.
       
   IMG Bild: Am Rande der Meinungsfreiheit: propalästinensische Demonstration in Berlin.
       
       Was sich in den vergangenen Wochen auf den Demonstrationen gegen den
       israelischen Militäreinsatz im Gazastreifen abspielte, erinnerte manchmal
       an eine vergangen geglaubte Zeit: judenfeindliche Parolen wurden gerufen
       und Hetzplakate mit antisemitischen Slogans in die Luft gehalten.
       
       Dieter Graumann, Vorsitzender des Zentralrats der Juden, reagierte
       verständnislos auf die fehlende Unterstützung in der Zivilgesellschaft:
       „Warum gibt es keine Welle der Solidarität mit uns Juden angesichts der
       Welle von Antisemitismus?“, [1][sagte er gegenüber der Rheinischen Post]. 
       
       Nicht nur in Berlin spürte man die antisemitische Stimmung. In Frankreich
       gab es 18 Festnahmen in zwei Pariser Vororten: Synagogen waren attackiert
       und Autos angezündet worden. In Wuppertal wurde eine Synagoge angegriffen –
       mit mehreren Molotow-Cocktails.
       
       Auch wenn die Polizei bestimmte judenfeindliche Parolen, die mehrfach auf
       Kundgebungen gerufen worden waren, verboten hat – die Stimmung bleibt
       angespannt. Jüdische Verbände fürchten um die Sicherheit ihrer
       Gemeindemitglieder im postmodernen Deutschland. Besorgte Anrufer erkundigen
       sich beim Zentralrat der Juden, ob es besser sei, sofort das Land zu
       verlassen. Leben Juden in Deutschland noch sicher?
       
       Oder übertreiben die Stimmen, die von einer neuen Welle des Judenhasses
       sprechen? Beim diesjährigen Al-Quds-Tag in Berlin, der größten
       alljährlichen Kundgebung gegen Israel in Deutschland, kam es „nur“ zu drei
       Festnahmen - unter anderem aufgrund eines Plakats mit judenfeindlichen
       Parolen darauf. Gegen den Hetzredner Bilal Ismail, der in der
       Al-Nur-Moschee in Berlin Anhänger des Judentums beschimpft und bedroht
       hatte, wurden mittlerweile 15 Strafanzeigen eingereicht.
       
       Während die Sorge vor einem neuen „islamischen Antisemitismus“ wächst,
       weist der Vorsitzende des Zentralrats der Muslime, Aiman A. Mazyek, die
       Vorwürfe zurück. Der überwiegende Teil der Menschen habe von seinem Recht
       auf freie Meinungsäußerung Gebrauch gemacht und das seit Wochen andauernde
       israelische Bombardement verurteilt, sagte Mazyek in einem Interview. Es
       hätten sich „Radikale unter die Demonstranten gemischt“. Mazyek ist
       überzeugt: „Antisemitische Parolen und Judenhass haben in unseren Reihen
       nichts verloren.“
       
       Was denken Sie? Sind Juden in Deutschland noch sicher? Diskutieren Sie mit!
       Die sonntaz wählt unter den interessantesten Kommentaren einen oder zwei
       aus und veröffentlicht sie in der taz.am wochenende vom 09./10. August
       2014. Ihr Statement sollte etwa 900 Zeichen umfassen und mit Namen, Alter,
       einem Foto und der E-Mail-Adresse der Autorin oder des Autors versehen
       sein. Schicken Sie uns eine Mail an: streit@taz.de.
       
       5 Aug 2014
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] http://www.rp-online.de/politik/ausland/warum-gibt-es-keine-welle-der-sympathie-mit-uns-juden-aid-1.4420761
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Elisabeth Bauer
       
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