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       # taz.de -- Erneuerbare Energien: Draußen auf dem Meer
       
       > Stromkonzern ENBW will zwei Windparks in der Ostsee in Betrieb nehmen.
       > Danach sollen größere Offshore-Parks in der Nordsee die Energiewende
       > beschleunigen.
       
   IMG Bild: Symbole der Energiewende: die Errichtung von Windparks auf der Ostsee.
       
       HAMBURG taz | Jetzt geht es raus auf die raue Nordsee. Den Bau von zwei
       Windparks im deutschen Teil der Nordsee kündigte am Montag der drittgrößte
       deutsche Energiekonzern ENBW in Hamburg an. Die Investitionsentscheidung
       über das Projekt ENBW „Hohe See“ soll im Jahr 2016 fallen, teilte Dirk
       Güsewell, beim Konzern verantwortlich für erneuerbare Energien, mit. Das
       Nachfolgeprojekt „He Dreiht“ werde bereits vorbereitet.
       
       „Hohe See“ mit 80 Windkraftwerken sei bereits 2012 „entscheidungsreif
       gewesen“, so Güsewell. Wegen „unklarer gesetzlicher Rahmenbedingungen“,
       also der lange strittig diskutierten Reform des
       Erneuerbare-Energien-Gesetzes (EEG) sei das Projekt aber aufgeschoben
       worden. Auf Grundlage der zum 1. August in Kraft getretenen Neufassung
       werde das Projekt nun mit vier Jahren Verspätung in Angriff genommen.
       
       Etwa 100 Kilometer nordwestlich von Helgoland soll „Hohe See“ in 39 Meter
       Wassertiefe gegründet werden. Geplant sind 80 Anlagen mit 400 Megawatt (MW)
       Leistung. Das ist etwa ein Drittel der Leistung eines großen Atom- oder
       Kohlekraftwerks. „He Dreiht“ in unmittelbarer Nachbarschaft ist ungefähr
       genau so groß. Das Investitionsvolumen gibt Güsewell mit jeweils 1,5 bis
       1,7 Milliarden Euro an.
       
       Der zweite Grund für die Orientierung auf die Nordsee sind die Erfahrungen
       mit Windparks in der Ostsee. Nördlich von Rügen errichtet ENBW zurzeit
       seinen zweiten Offshore-Park „Baltic 2“, der mit einer Kapazität von 288 MW
       etwa sechsmal so leistungsstark ist wie der benachbarte erste Park „Baltic
       1“ mit 48 MW. Im nächsten Frühjahr soll er in Betrieb gehen. „Wir haben in
       der Ostsee angefangen, weil sie einfacher ist“, räumt Güsewell ein.
       Geringere Windstärken, niedrigere Wellen, sanfteres Klima – „da haben wir
       viel gelernt, was wir jetzt in der anspruchsvolleren Nordsee anwenden
       können“.
       
       Bislang stehen im deutschen Teil der Nordsee fünf Windparks mit zusammen
       578 MW Leistung, im Bau sind aktuell acht weitere Offshore-Parks. Mit 2.332
       MW entsprechen sie der Leistung zweier Großkraftwerke wie dem AKW Brokdorf
       oder dem Kohlemeiler Moorburg.
       
       ENBW sei davon überzeugt, sagt Güsewell, „dass die Energiewende bereits
       Realität ist“. Deshalb habe der Konzern aus Stuttgart, der früher den
       höchsten Atom und Kohlestrom-Anteil aller deutschen Versorger hatte, „eine
       strategische Neuausrichtung“eingeleitet. Bis 2020 soll der Anteil
       erneuerbaren Energien von zwölf auf 40 Prozent am ENBW-Strommix erhöht
       werden, der größte Teil soll aus der Windkraft an Land und auf dem Meer
       kommen. Und bei der Offshore-Technologie habe das Unternehmen die Testphase
       hinter sich gelassen, sagt Güsewell: „Jetzt beginnt die Praxis.“
       
       4 Aug 2014
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Sven-Michael Veit
       
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