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       # taz.de -- Umfrage zum Lebensmittelkonsum: Verbraucher wollen keine Gentechnik
       
       > Mehr als die Hälfte der Deutschen will auf keinen Fall gentechnisch
       > veränderte Lebensmittel kaufen. Das sind deutlich mehr, als noch vor zehn
       > Jahren.
       
   IMG Bild: Dem Mais dieses indonesischen Bauern sieht man nicht an, ob er gentechnisch verändert wurde.
       
       BERLIN taz | Immer mehr Menschen in Deutschland lehnen gentechnisch
       veränderte Lebensmittel ab. „Kam 2004 für insgesamt 44 Prozent der Kauf von
       Genfood definitiv nicht infrage, stieg der Wert nun auf 53 Prozent“, heißt
       es in einer repräsentativen Umfrage des GfK-Vereins. So viele Teilnehmer
       antworteten auf die Frage „Würden Sie gentechnisch veränderte Lebensmittel
       kaufen?“ mit „Nein, unter keinen Umständen“. Die Umfrageergebnisse sprechen
       gegen die Behauptung von Gentechnik-Befürwortern, wonach es einen
       Stimmungswandel bei dem Thema in Deutschland gebe.
       
       Sind Arten nicht nah genug miteinander verwandt, lässt sich ihr Erbgut
       nicht mithilfe der herkömmlichen Pflanzenzüchtung mischen. Die Gentechnik
       bricht diese natürliche Barriere. Viele Menschen lehnen das aus ethischen
       Gründen ab, andere befürchten Risiken für Mensch und Umwelt. Der Widerstand
       in der Bevölkerung ist der wohl wichtigste Grund, weshalb Nahrungsmittel
       mit Gentechpflanzen in Deutschland kaum angeboten werden.
       
       Der Umfrage zufolge ist auch die Zahl der Kunden, die sich zumindest
       vorstellen können, gentechnisch veränderte Lebensmittel zu kaufen,
       zurückgegangen. Vor zehn Jahren zogen es in einer GfK-Studie noch 17
       Prozent der rund 2.000 Befragten unter bestimmten Bedingungen in Erwägung,
       solche Lebensmittel zu erwerben. Bei der aktuellen Umfrage waren es nur
       noch 11 Prozent. Die Befragten konnten mehrere Bedingungen nennen: Für 7
       Prozent müsste erfüllt sein, dass das Genfood nicht für Menschen schädlich
       ist. 4 Prozent ist wichtig, dass die Produkte nicht der Umwelt schaden.
       Weitere 4 Prozent wollen Gentechlebensmittel nur kaufen, wenn sie gesünder
       sind als herkömmliche. Lediglich ein Prozent der Befragten würde
       uneingeschränkt zu Genfood greifen.
       
       Wie vor zehn Jahren antwortete ein Viertel der Befragten: „Ich habe keine
       Meinung dazu, weil ich mich nicht genug informiert fühle.“ Gleichzeitig hat
       das Thema laut GfK für die Deutschen an Brisanz gewonnen: Nur 9 Prozent
       interessierten sich gar nicht für Gentechnik in Lebensmitteln, 2004 waren
       es noch 12 Prozent.
       
       ## Ausnahme „Goldener Reis“
       
       Der Pro-Gentechnik-Verein „Forum Grüne Vernunft“ hatte im Juni von einem
       „Stimmungswandel“ in Deutschland gesprochen. Der Verein wollte diese These
       unter anderem mit einer Umfrage zum „Goldenen Reis“ belegen. Dieser Reis
       ist gentechnisch so verändert, dass er im Gegensatz zu herkömmlichen Sorten
       Vitamin A in relevanten Mengen liefert. So soll die Sorte die Versorgung
       mit Vitamin A verbessern: Derzeit verlieren laut
       Weltgesundheitsorganisation jährlich 250.000 bis 500.000 Kinder in
       Entwicklungsländern wegen Vitamin-A-Mangels ihr Augenlicht, viele sterben.
       
       Eine Erhebung des Meinungsforschungsinstituts infratest dimap im Auftrag
       des Pro-Gentechnik-Vereins zeigte im Juni, dass fast die Hälfte der
       Deutschen für die Einführung des Goldenen Reises ist, „wenn er Kinder
       nachweislich vor Erblindung bewahrt und ihr Leben rettet, auch wenn es sich
       um eine gentechnisch veränderte Pflanze handelt“. Ungefähr genauso viele
       lehnten ihn dennoch ab. „Dies ist das weitaus beste Umfrageergebnis zu
       einem Produkt der Grünen Gentechnik seit anderthalb Jahrzehnten“, erklärte
       der Verein. Allerdings bezog es sich nur auf den Goldenen Reis, nicht auf
       Gentechnik allgemein.
       
       Die meisten Gentechpflanzen sind so manipuliert, dass sie resistent gegen
       Unkrautvernichtungsmittel oder bestimmte Insekten sind. So erleichtern sie
       den Anbau großer Monokulturen, die die Artenvielfalt reduzieren und
       langfristig mehr umweltschädliche Pestizide benötigen.
       
       4 Aug 2014
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Jost Maurin
       
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