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       # taz.de -- Die Woche: Wie geht es uns, Herr Küppersbusch?
       
       > Der türkische Sankt Nikolaus darf in der „Bild“ schreiben, Argentinien
       > soll der EU beitreten und das neue Image der Germanen entsteht am
       > Berliner Flughafen.
       
   IMG Bild: Markus Rehm. Ein gefährliches Vorbild?
       
       taz: Herr Küppersbusch, was war schlecht in der vergangenen Woche? 
       
       Friedrich Küppersbusch: Ich hab Hornhaut an der Zunge, so oft beißt man
       sich drauf, wenn man nach Israel und Gaza guckt.
       
       Und was wird besser in dieser? 
       
       Das. Hoffentlich.
       
       Nicolaus Fest, Vize-Chefredakteur der Bild am Sonntag, nannte in einem
       Kommentar den Islam Integrationshindernis, Bild-Chef Diekmann entschuldigte
       sich und beteuerte, die Bild sei keinesfalls islamophob. Öffentlicher Zoff
       bei Springer – eine konservative Revolution? 
       
       Der heilige Sankt Nicolaus stammt aus der heutigen Türkei, nach nur 1.700
       Jahren vorbildlicher Integration darf er sogar in BamS schreiben. Und zwar
       einen Krasskonkret-Remix des 2006er Aussetzers von Papst Ratzinger. Der
       hatte gelegentlich eines stark kalkhaltigen Zitates Mohammed und Gewalt
       gleichgesetzt. Bei Springers geht’s also zu wie im Vatikan oder in der
       Union – man guckt in den Spiegel, und das Übelste, was man da sieht,
       schiebt man anderen in die Stiefel. Typisch Nikolaus! Bettina Gaus hat hier
       trefflich geröntgt, dass Diekmann kontern musste – um nicht Christian Wulff
       recht zu geben aus Versehen, der sich wegen seines Islam-Satzes
       niedergemobbt sieht. Und Stefan Niggemeier weist drauf hin, dass Fest nicht
       da arbeiten dürfte, wo Diekmanns Meinung gilt. Springers Oberste
       Heeresleitung schweigt zu alldem – was man so lesen muss, dass offenbar
       beides gilt. Siehe Union und Vatikan.
       
       Deutscher Meister werden und dann das: Prothesen-Weitspringer Markus Rehm
       darf nicht bei der Leichtathletik-EM in Zürich dabei sein. Recht so? 
       
       Ja. Es ist schreiendes Unrecht gegenüber Rehm, doch ich will die Irren
       nicht sehen, die sich als Nächstes ein Bein abhacken, weil sie sich
       zusammengefiebert haben, mit Prothese weiter zu hüpfen.
       
       Der Westen hat Sanktionen gegen Russland beschlossen – Putin droht zurück
       mit höheren Energiepreisen. Wer macht hier wem Feuer unterm Hintern? 
       
       Wenn der Spiegel schon den berüchtigten Linkshippie Volker Rühe ranschaffen
       muss, um mal ein Wort der Vernunft ins Blatt zu schmuggeln, steht es
       gaslaternendüster. Rühe schlägt vor, „über den Abgrund hinweg zu schauen“ –
       also zu fragen, zu welchem Ergebnis der Konflikt positiv gewendet werden
       kann. Übrigens erwähnt Rühe – wie vor einigen Wochen Steinmeier – im
       Nebensatz, die Fehler des Westens seien vorher gemacht worden. Es dürfte
       auch heute nicht unbedingt in den vergossenen Wodka geweint sein, wenn man
       betrachtet: Die EU hat in selbstbesoffener Rücksichtslosigkeit den
       dunnemals Ostblock geschluckt und macht nun einen auf Pardauz, dass 800
       Kilometer vor Moskau der Russe ungemütlich wird. Verschwörungstheoretiker
       müssten folgern: Wer immer diesen Bürgerkrieg angezettelt und befeuert hat,
       wollte, dass der Russe sein Gas verteuert. Umgekehrt wird eine EU draus:
       Man wird am Ende mit der Ukraine und Russland friedlich Handel und Wandel
       treiben sollen. Der Fehler war nicht allein, der Ukraine Assoziation
       aufzudrängen – sondern es Russland nicht anzubieten.
       
       Jetzt schafft es Hartmut Mehdorn nicht einmal, einen Generalplaner für den
       Berliner Pannenflughafen BER zu finden. Zeit, das Absurdo-Projekt
       abzuwracken? 
       
       Die gehören doch alle zusammen geadelt für das sensationelle neue Image,
       dass sie uns Germanen verpassen.
       
       Argentinien steht schon wieder vor der Pleite. Die Regierung will im Streit
       mit den Hedgefonds nicht nachgeben. Wie kommt man da jetzt wieder raus? 
       
       Spricht für einen EU-Beitritt Argentiniens. Im Detail: Ein New Yorker
       Gericht hat es Argentinien untersagt, Gläubigern rund 500 Millionen
       US-Dollar zurückzuzahlen, weil erst mal die Hedgefonds 1,3 Milliarden
       US-Dollar bekommen sollten. Was ungefähr die Macht der Finanzarmee
       beschreibt und die Ohnmacht der Staaten. Insofern taugt der Vergleich zur
       EU – auch sie ist unschlüssig, ob sie dem Finanzmarkt Regeln auferlegt, die
       das Gemeinwesen über das Geschäft stellen. Na ja, also Juncker ja, Merkel
       hm.
       
       Der türkische Vizepremier hat die Frauen seines Landes dazu aufgefordert,
       in der Öffentlichkeit weniger zu lachen. Sollte Bülent Arinc lieber selbst
       zum Lachen in den Keller gehen? 
       
       Da! Bild am Sonntag! Aus Mann kann man doch im Fezumdrehen einen soliden
       Papst machen!
       
       Und was machen die Borussen? 
       
       Ehrlich? Ich hab gestutzt, als am Wochenende die ersten Trikotträger durchs
       Viertel spazierten und im Supermarkt standen. Vielleicht zu Ehren der
       wackeren Bochumer nebenan, die bereits in die Zweitligasaison starteten.
       Die Pause tat not.
       
       FRAGEN: DEM, SAS
       
       3 Aug 2014
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Friedrich Küppersbusch
       
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