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       # taz.de -- Präsidentengeschacher in Aghanistan: Neuer Boykott der Wahlauszählung
       
       > Ein Wahlergebnis lässt auf sich warten: Die Kriterien für die
       > Unterscheidung von gefälschten und legitimen Stimmen angeblich unklar.
       
   IMG Bild: Die Kontrahenten der Stichwahl: Abdullah Abdullah und Ashraf Ghani.
       
       KABUL taz | Afghanistans Nachwahlkrise verschärft sich. Gestern nahm die
       Unabhängige Wahlkommission (IEC) des Landes die vereinbarte Neuauszählug
       aller 8,1 Millionen angeblich abgegebenen Stimmen wieder auf, aber ohne
       dass Beobachter des Ex-Außenministers Abdullah Abdullah, der nach
       vorläufigen Ergebnissen der Stichwahl vom 14. Juni hinten liegt, daran
       teilnahmen.
       
       Abdullahs Unterstützer hatten darauf bestanden, dass zunächst alle
       Kriterien für die Unterscheidung von gefälschten und legitimen Stimmen
       vereinbart werden sollten. Die IEC hatte am Freitag erklärt, sie habe „auf
       der Grundlage von Vorschlägen der UN und beider Kandidaten“ einen
       Kriterienkatalog beschlossen. Der war allerdings bis gestern nicht
       veröffentlicht worden, und Abdullah bemängelte, dass nicht alle seine
       Forderungen berücksichtigt worden seien.
       
       In einer Pressekonferenz am Sonntag in Kabul bezeichnete ein
       Abdullah-Sprecher das Stimmenaudit als „Farce“ und beschuldigte Präsident
       Karzai, die IEC sowie die Uno der Parteilichkeit. Er legte den angeblichen
       Mitschnitt eines Gesprächs des zweiten Vizepräsidenten Karim Khalili vor,
       in dem dieser erkläre, die „internationale Gemeinschaft“ unterstütze den
       Gegenkandidaten, den früheren Finanzminister Aschraf Ghani.
       
       ## Abdullah droht mit Gegenregierung
       
       Zudem habe er Stimmfälschungen zugunsten Ghanis angeordnet. Nach der taz
       vorliegenden Informationen soll es sich dabei um den Mitschnitt eines
       privaten Treffens Khalilis handeln, nicht um ein abgehörtes Telefonat. Im
       Juni hatte Abdullah Telefonmitschnitte präsentiert, nach denen der
       IEC-Sekretariatschef zurücktrat. Khalili nannte den neuen Mitschnitt eine
       „Fälschung“.
       
       Mit dem einseitigen Vorstoß der IEC und dem Boykott Abdullahs steht der
       Kompromiss in Frage, den Mitte Juli US-Außenminister John Kerry
       ausgehandelt hatte. Darin hatten sich Abdullah und Ghani auf das Audit
       geeinigt und zugesagt, dessen Ergebnis zu akzeptieren. Allerdings versäumte
       Kerry, alle Details festzuschreiben. Nun verschärft sich der Ton in
       Afghanistan wieder. Provinzgouverneur Muhammad Atta, ein wichtiger
       Unterstützer Abdullahs, wiederholte am Wochenende seine Drohung, das
       Abdullah-Lager könnte eine Gegenregierung ausrufen, sollte Ghani zum
       Wahlsieger erklärt werden.
       
       3 Aug 2014
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Thomas Ruttig
       
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