# taz.de -- Grenzüberschreitender Hundehandel: 200-Euro-Welpen im Kofferraum
> Was tun gegen den Handel mit Billig-Hundebabys im Internet? Agrarminister
> Schmidt will die illegalen Geschäfte nun per Gesetz eindämmen.
IMG Bild: Im Kofferraum: Im April hatte die Polizei Welpen an der österreichischen Grenze gefunden.
BERLIN taz | Der braun-weiße Jack Russel Terrier kostet 200 Euro. Ein
Welpe. „Reinrassig!“, steht in der Ebay-Anzeige im Internet. Und: „Wenn
Interesse besteht, einfach eine Email schicken!“ Plötzlich ploppt ein
Warnhinweis auf: „Schützen Sie sich vor unseriösem Welpenhandel.
Unterstützen Sie keine Tierquälerei.“ Im Internet werden immer mehr Welpen
gehandelt, und zwar auffällig billig.
Von einem „illegalen Geschäft“, von „Wühltischwelpen“ und von einer
„Welpenmafia“ sprechen Tierschützer. Aber nicht nur sie. Am Freitag treten
neue Regeln zum Tierschutz in Kraft. Dann braucht jeder, der einen Hund aus
dem Ausland verkaufen will, eine Erlaubnis von den zuständigen
Landesbehörden.
Christian Schmidt, der zuständige CSU-Bundesagrarminister, meint, damit
seien die Kontrollbehörden „besser ausgerüstet“, um „skrupellosen illegalen
Welpenhändlern ihr Handwerk zu legen“. Skrupellos? „Ja“, sagt Melitta
Töller von Vier Pfoten. Sie kennt das Geschäft gut, die Tierschutzstiftung
hat schon mehrfach Rechercheure losgeschickt, nach Polen und Rumänien, in
die Slowakei, nach Tschechien und Ungarn.
Sie entdeckten dort „dunkle Lagerhallen“. „Dort werden die Hündinnen in
winzigen Verschlägen gehalten.“ Es rieche schon mal nach Kot und Urin, die
Hygiene sei mangelhaft, die Tiere seien häufig krank. Ihre einzige Aufgabe
sei es, Welpen zu werfen. Diese würden den Müttern schon nach weniger als
acht Wochen weggenommen. Dabei müssen sie nach EU-Recht mindestens 12
Wochen alt sein, sollen sie über Landesgrenzen gebracht werden.
## Ohne Impfung durch Europa gekarrt
Denn früher könnten sie auch gar nicht gegen Tollwut geimpft werden. Die
Hundebabys sind zudem oft nicht richtig geimpft und auch nicht entwurmt,
wenn sie durch Europa gekarrt werden. Am Ende werden die Welpen auch mal
auf der Autobahnraststätte direkt aus dem Kofferraum übergeben.
Das Geschäft werde immer „professioneller und industrieller“, sagt Töller.
Nur ab und an fliegen die illegalen Transporte auf. So stoppte die Polizei
vor wenigen Wochen auf der Autobahn bei Marktredwitz in Oberfranken einen
rumänischen Transporter mit gut 30 Hunden. Darunter etliche Welpen – mit
Milben, Flöhen, Durchfall.
Wie viele Kaufangebote aus dem illegalen Handel stammen, ist jedoch unklar.
„Die Dunkelziffer ist vermutlich hoch“, so das Agrarministerium. Die
Angebote scheinen verlockend. Wer einen reinrassigen Welpen bei einem
hiesigen Züchter kauft, zahlt schon mal 800 Euro. Bei den „Billigwelpen“,
warnt Töller, kommen oft Tierarztkosten hinzu.
Und was ändert nun die neue Erlaubnispflicht? Sie sei zu „begrüßen“, meint
Töller, an eine große Wirkung glaubt sie allerdings nicht. Der
Tierschützerin fehlt eine „EU-weite Registrierungs- und Chippflicht für
alle Hunde“ – damit nachvollzogen werden kann, woher ein Tier stammt. Diese
gilt bereits in einigen Bundesländern. Zu mehr konnte sich die
Bundesregierung jedoch nicht durchringen: „Fälschung“ sei denkbar, der
bürokratische Aufwand zu hoch: Jeder der rund fünf Millionen privat
gehaltenen Hunde in Deutschland müsse dann registriert werden.
Die Opposition verfolgt eine andere Idee. Die Grüne Bärbel Höhn fordert
„polizeiliche Testkäufer“, die die Täter stellen. Allerdings müssten diese
dazu die vielen Kleinanzeigen durchforsten, „was aber sehr arbeitsintensiv
ist“. Darum, sagt Höhn, wäre „die Unterstützung engagierter Bürger
hilfreich“. Die Behörden werden kaum mit mehr Personal ausgestattet werden.
Das Agrarministerium in Nordrhein-Westfalen geht tatsächlich davon aus,
dass es bei „Autobahn- und Routinekontrollen der Polizei“ bleibt – und bei
„Zufallsfunden“.
31 Jul 2014
## AUTOREN
DIR Hanna Gersmann
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