# taz.de -- Umweltbundesamt gegen Fracking: „Unbeherrschbare Risikotechnologie“
> Das Umweltbundesamt fordert ein „Quasiverbot“ für die umstrittene
> Erdgasfördermethode. Das soll durch strenge Umweltauflagen erreicht
> werden.
IMG Bild: Gefährlicher Rohstoffboom: Fracking in den USA.
BERLIN taz | Das Umweltbundesamt (UBA) will die umstrittene
Erdgasfördermethode Fracking so stark regulieren, dass sie praktisch kaum
eingesetzt wird. Es handele sich um eine „Risikotechnologie“, deren
Gefahren „nicht beherrschbar“ seien. Auch energie- und klimapolitisch sei
Fracking „wenig sinnvoll“, erklärte UBA-Chefin Maria Krautzberger am
Mittwoch. Ein völliges Verbot dieser Art der Rohstoffgewinnung sei
rechtlich allerdings kaum umsetzbar.
Krautzberger setzt stattdessen auf „enge Leitplanken zum Schutz von Umwelt
und Gesundheit“ – und stützt sich dabei auf ein neues 600-seitiges
Gutachten. Da ist etwa eine genaue Untersuchung des Grundwassers
vorgesehen, bevor auch nur mit Probebohrungen begonnen wird. Mit „strengen
gesetzlichen Regelungen“ könne „ein verbotsgleicher Zustand“ erlangt
werden, meinte Krautzberger – zumindest für das „unkonventionelle“ Fracking
aus Schiefer-und Kohleflözgestein.
Beim Fracking wird ein Gemisch aus Sand, Wasser und Chemikalien in das
Gestein gepresst, um es großflächig aufzubrechen und das Gas freizusetzen.
Das befindet sich in den unkonventionellen Lagerstätten nicht in einem
großen Reservoir, sondern ist etwa in Schiefer, Granit oder Ton
eingeschlossen.
Umweltschützer, aber auch Bierbrauer und Wasserversorger befürchten, dass
das Grundwasser durch den Einsatz giftiger Chemikalien belastet wird.
Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel und Umweltministerin Barbara
Hendricks (beide SPD) versprachen darum vor Kurzem in einem
Eckpunktepapier, Fracking zur Förderung von Gas „aus Tiefen oberhalb von
3.000 Metern durch das Wasserhaushaltsgesetz zu verbieten“. Dort befinden
sich zumeist jene unkonventionellen Schiefergaslagerstätten. Und
Trinkwasserreservoire. 2021 soll das Verbot dann noch mal überprüft werden.
Die Regierung müsse dies nun schnell umsetzen – und noch weiter gehen, so
Krautzberger.
## Gift aus der Tiefe
Denn auch das in Deutschland bereits eingesetzte „konventionelle Fracking“,
bei dem mit weniger Druck und Chemie gearbeitet wird, sorgt die Mitarbeiter
in der obersten deutschen Umweltbehörde. Die dort verwendeten Substanzen
gelten ebenfalls als umweltbelastend. Zudem macht den Umweltschützern das
Wasser Sorge, das beim Fracken aus der Tiefe mit nach oben gespült wird.
Das ist eine oft salzige Brühe, die neben den Frackchemikalien
krebserregende Benzole, Schwermetalle oder auch radioaktive Substanzen aus
dem Untergrund enthalten kann.
Statt diesen „Flowback“ wie bisher wieder unter die Erde zu pressen, müsse
er „aufbereitet und möglichst wiederverwertet“ werden, fordert nun das
Umweltbundesamt. Außerdem solle es ein Fracking-Chemikalien-Kataster geben.
Krautzbergers Resümee: Jede Form des Frackings müsse mit schärferen
Umweltauflagen belegt und in Wasserschutzgebieten ohnehin verboten werden.
Wissenschaftlich begleitete Probebohrungen sollen aber möglich bleiben.
Dem nordrhein-westfälischen Umweltminister Johannes Remmel (Grüne) gehen
die Forderungen des UBA nicht weit genug. „Wir brauchen ein
Fracking-Verbot, das nicht nur in Wasserschutzgebieten gilt, sondern auch
für die restlichen 80 bis 90 Prozent der Flächen“, erklärte er. Auch der
Deutsche Naturschutzring forderte ein „bundesweites umfassendes
Frackingverbot“.
Der für das Fracking-Gesetz zuständige Wirtschaftsminister Sigmar Gabriel
(SPD) äußerte sich am Mittwoch nicht zu den Forderungen des UBA.
(Mitarbeit: Malte Kreutzfeldt)
30 Jul 2014
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DIR Hanna Gersmann
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