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       # taz.de -- Gefahr für Umwelt und Indigene Völker: Weltbank kappt Ökostandards
       
       > Die Kreditvergabe für Projekte, die Natur und Menschen schaden, soll
       > einfacher werden. NGOs befürchten desaströse Folgen.
       
   IMG Bild: Auf ihre Belange will die Weltbank bei der Geldvergabe künftig nicht mehr so viel Rücksicht nehmen: brasilianische Indigenas
       
       BERLIN taz | Ein Dokument der Weltbank enthüllt ihre neuesten Pläne, die
       Vergabestandards für bestimmte projektbezogene Kredite aufzuweichen. In der
       Summe handelt es sich um eine Kreditsumme von bis zu 37,2 Milliarden Euro
       jährlich, die mehrheitlich in sogenannte Entwicklungsländer fließen. Das
       berichtet die britische [1][Tageszeitung Guardian] über das durchgesickerte
       Dokument.
       
       Das Dokument suggeriere, dass bestehende Umwelt- und Sozialschutzmaßnahmen
       so abgeschwächt werden sollen, dass Abholzungen und Bergbau selbst in den
       ökologisch sensibelsten Gebieten betrieben werden können. Die indigene
       Bevölkerung der Gebiete müsse vor der Durchführung größerer Projekte nicht
       konsultiert werden.
       
       Nichtregierungsorganisationen verurteilen die Inhalte als potentiell
       desaströs für die Umwelt und als eine Schwächung des Schutzes der indigenen
       Bevölkerung und der Armen. „Hier geht es darum, wer die soziale
       Verantwortung für die Investitionen übernimmt und um die Kosten“, sagt
       Carolin Vollman, Expertin des Internationales Gewerkschaftsbundes (IGB) zum
       Dokument.
       
       Hohe Standards erforderten eine unabhängige Kontrolle und diese koste viel
       Geld. „Die Akteure in der Weltbank haben aber kein Interesse daran und
       schrauben deswegen die Standards nach unten“, kritisiert Vollman.
       
       ## Niedrige soziale Standards
       
       In einem Bericht des IGB heißt es, dass die sozialen Standards im
       Weltbank-Dokument nicht den Standards anderer regionaler Entwicklungsbanken
       entsprechen. Einige Darlehensnehmer seien nicht verpflichtet, die
       grundlegenden Rechte der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO) zu
       beachten und Leiharbeiter sollen keine arbeitsrechtliche Absicherung haben.
       
       „Obwohl die Weltbank vor den Folgen des Klimawandels warnt, kommt dieser
       hier nur sporadisch vor“, sagt Nezir Sinani, Referent für den Klimawandel
       beim Bank Information Center. Außerdem stehe an keiner Stelle, was eine
       Regierung tun solle, falls ihre Projekte den Klimawandel verschärfen
       würden. Das Dokument schwäche außerdem den bestehenden Naturschutz. Denn es
       baue auf dem Gedanken auf, die Zerstörung ökologisch sensibler Gebiete
       senken zu können, indem an einem anderen Ort äquivalente Ökosysteme
       errichtet werden.
       
       29 Jul 2014
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] http://www.theguardian.com/environment/2014/jul/25/leaked-world-bank-lending-policies-environmentally-disastrous
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Simon Pötschko
       
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