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       # taz.de -- Gläubigerversammlung von Prokon: Showdown bei der Windkraftfirma
       
       > Die Gläubiger des Windkraftkonzerns Prokon haben einen Insolvenzplan
       > beschlossen. Firmengründer Carsten Rodbertus erlitt eine Niederlage.
       
   IMG Bild: Abgewatscht: Prokon-Chef Carsten Rodbertus bei der Gläubigerversammlung
       
       HAMBURG taz/dpa | Die Gläubigerversammlung der insolventen Windenergiefirma
       Prokonhat einen Sanierungsplan beschlossen. Er soll vom bisherigen
       Insolvenzverwalter, dem Hamburger Rechtsanwalt Dietmar Penzlin,
       ausgearbeitet werden. Penzlin wurde am Dienstag bei der Versammlung auf dem
       Hamburger Messegelände in seinem Amt fast einstimmig bestätigt, wie
       Teilnehmer berichteten.
       
       Die Versammlung hatte am Morgen mit einem Eklat begonnen: Das Amtsgericht
       Itzehoe schloss auf Antrag der Deutschen Schutzvereinigung für
       Wertpapierbesitz (DSW) 15.000 Gläubiger von der Ausübung ihrer Stimmrechte
       aus. Das ist ein Fünftel der Anleger, die Prokon Geld geliehen haben, um
       erneuerbare Energien zu finanzieren.
       
       Die Schutzvereinigung hatte moniert, dass die Übertragung der Stimmrechte
       an einen Vertrauten von Prokon-Gründer Carsten Rodbertus gegen
       Insolvenzrecht verstoße. Die Hamburger Messe hatte sich auf einen Ansturm
       eingestellt. Doch weil die Halle schon Stunden früher geöffnet war,
       verteilte sich die Masse der mehr als 5.000 angereisten Prokon-Gläubiger –
       viele Männer im Alter zwischen 30 und 50 Jahren, aber auch ältere
       Herrschaften.
       
       Vor dem Tor warteten Anlegerschützer und Rechtsanwälte. „Wir hoffen, dass
       wir das Schlimmste verhindern können – eine Übernahme durch Herrn
       Rodbertus“, sagte Markus Kienle, Vorstand der Schutzgemeinschaft der
       Kapitalanleger (SDK). Drinnen in der Halle kämpfte Carsten Rodbertus um
       sein Lebenswerk, die Firma „Prokon regenerative Energien“. In den letzten
       Wochen hatte er versucht, möglichst viele Genussrechte-Inhaber auf seine
       Seite zu bringen. Sein Ziel: das Unternehmen als Ganzes erhalten.
       
       Dazu hat er die „Prokon Genossenschaft für eine lebenswerte Zukunft“
       gegründet. Sie soll neues Geld einwerben und der aus Rodbertus’ Sicht
       gesunden Firma übern Berg helfen. Mit Insolvenzverwalter Penzlin ließ sich
       das aber nicht machen: Rodbertus’ Vorschlag sei genauso unseriös wie das
       Geschäftsmodell, das seine Firma in die Pleite geritten habe, schrieb
       Penzlin an die Anleger. Abgesehen davon habe die Staatsanwaltschaft ein
       Ermittlungsverfahren wegen Insolvenzverschleppung und weiterer
       Wirtschaftsdelikte eingeleitet.
       
       ## Von „Fehlinvestitionen“ trennen
       
       Penzlin hat für seinen Gegenvorschlag drei große Anlegergruppen hinter sich
       gebracht, den „Verein Freunde von Prokon“, die DSW und die SDK. Inhalt des
       Vorschlags: Prokon soll das Windenergiegeschäft behalten und sich von
       „Fehlinvestitionen“ wie einem Pflanzenölwerk in Magdeburg und der Holzfirma
       HIT trennen. Aus diesen Verkäufen soll ein Teil der Ansprüche der Gläubiger
       befriedigt werden. Für den Rest von Prokon soll den Gläubigern angeboten
       werden, Genussrechte in Eigenkapital zu verwandeln oder in handelbare
       Anleihen.
       
       Bei den Gläubigern vor der Messehalle war derweil von Zorn gegen Rodbertus
       wenig zu spüren. Prokon sei ja nicht die einzige Firma, die mit Windkraft
       hohe Renditen verspreche, sagt Harald Juckel, der „seit zwei bis drei
       Jahren“ Prokon-Genussscheine besitzt.
       
       22 Jul 2014
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Gernot Knödler
       
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