# taz.de -- Shitstorm wegen rassistischer Karikatur: Die Faz und Dr. Mbongo
> „Faz.net“ veröffentlicht eine rassistische Karikatur, weist jede Kritik
> vehement zurück – und entschuldigt sich dann schließlich doch.
IMG Bild: Nicht rassistisch, findet jedenfalls die Faz
Am Ende des gestrigen Arbeitstages hatte die Social-Media-Redakteurin des
[1][Online-Auftritts der Frankfurter Algemeinen Zeitung] wohl nervöse
Zuckungen in den Fingern. Immerhin war sie seit nachmittags damit
beschäftigt, [2][folgenden Satz in verschiedenen Variationen] wieder und
wieder zu twittern:
„Es zeigt jedoch ein Ressentiment so grotesk vergrößert, daß es dadurch
lächerlich wird“
„Es vergrößert vorhandene Ressentiments ins Unwahrscheinliche und macht sie
dadurch lächerlich.“
„Es vergrößert ins Groteske und macht das Ressentiment dadurch lächerlich.“
„Es“ – das ist in diesem Fall [3][eine Karikatur auf faz.net], die dort
seit zwei Wochen einen Text zum Ärztemangel auf dem Land bebildert.
Twitter-Nutzer haben das Bild rausgekramt und zum [4][„unverhohlenen
Rassismus des Monats“] erklärt.
Es zeigt einen alten Patienten an der Hand eines Krankenpflegers, daneben
eine schwarze Figur mit überdimensionierter Maske auf dem Kopf und
Lendenschutz um die Hüfte, die um ein Feuer tanzt. „Praxis Dr. Mbongo.
Viele Heilung. Alle Kasse.“ steht auf seinem Praxisschild, die
Bildunterschrift lautet: „Deutschland profitiert von eingewanderten
Fachkräften.“
Twitter war – natürlich – empört und schoss seine ganze Wut gegen den
offiziellen Account der FAZ. Der antwortete, [5][die Karikatur spieße
ledliglich auf, was so mancher Deutsche heimlich denke]. [6][Das könne böse
und hintersinnig sein, rassistisch aber jedenfalls nicht.]
Heißt also: Wenn viele Menschen denken, dass der Landarzt der Zukunft ein
Medizinmann aus dem Dschungel ist, der mit seinem Hokuspokus und
Kauderwelsch auf arme alte Patienten losgelassen wird, dann kann das nicht
rassistisch sein. Interessante Argumentation. Sie gibt dem
Nationalsozialismus, dem Völkermord in Ruanda, der Ausländerhetze in
Hoyerswerda, Mölln und Rostock-Lichtenhagen Anfang der 90er Jahre eine
ganze neue Dimension.
Faz.net aber blieb dabei: Wir haben nichts falsch gemacht. Kritikresistent
wie eine Teflon-Pfanne.
Shitstorm-Management-technisch ist diese Strategie [7][nicht besonders
gewinnbringend]. Das hat Karl-Theodor zu Guttenberg nach seiner
Doktorarbeit feststellen müssen, das hat der ADAC gemerkt, und das hat die
taz gemerkt, als sie vor der Europawahl eine Anzeige der AfD druckte: Sich
stur zu stellen ist der Katalysator eines jeden Skandals. Wenn auch nur ein
fleißiger Rechercheur die Lüge enttarnt und Dutzende Leser öffentlich ihre
Wut kundtun, bläht sich die Empörung immer weiter auf – ein Lehrstück für
alle Öffenlichkeitsmitarbeiter, Social-Media-Redakteure und PR-Berater:
erst denken, dann twittern.
Mittlerweile hat sich faz.net [8][per Twitter entschuldigt]. Manchmal sind
eben auch die klügsten Köpfe ein bisschen langsam.
22 Jul 2014
## LINKS
DIR [1] http://www.faz.net/
DIR [2] http://twitter.com/faznet/with_replies
DIR [3] http://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/wirtschaftspolitik/medizinische-versorgung-hausaerzte-finden-oft-keinen-nachfolger-13027675.html
DIR [4] http://twitter.com/leitmedium/status/491232046464131073
DIR [5] http://t.co/3rTr7JNQ2n
DIR [6] http://t.co/bMOAOWW7zc
DIR [7] http://www.leitmedium.de/2014/07/22/ueber-falsches-shitstormmanagement-und-skandale-zweiter-ordnung/
DIR [8] http://twitter.com/faznet/status/491500968425816066
## AUTOREN
DIR Anne Fromm
## TAGS
DIR Schwerpunkt Rassismus
DIR Twitter / X
DIR FAZ
DIR Shitstorm
DIR Social Media
DIR Online-Journalismus
DIR Sexismus
DIR FAZ
DIR Social Media
DIR Schwerpunkt Rassismus
DIR Schwerpunkt Rassismus
DIR Tweets
## ARTIKEL ZUM THEMA
DIR Sexisten hassen den Ghostbusters-Trailer: Das Internet brennt mal wieder
Kein anderer Trailer hat so viele Dislikes auf Youtube. Trolle zünden das
Internet an, weil Frauen die neuen Ghostbusters sind. Ernsthaft?
DIR „FAZ“ will 200 Stellen streichen: Mangel an klugen Köpfen
Die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ plant den Abbau von über 20 Prozent
ihrer Belegschaft. Betroffen ist vor allem der Verlag.
DIR Umbruch im Online-Journalismus: Die Leser entscheiden im Netz
Die Arbeit von Social-Media-Redakteuren wird auch für klassische Medien
wichtiger. Denn viele User beziehen ihre Nachrichten über Facebook und
Twitter.
DIR Anti-Antirassisten beim DFB: Weltmeister im Abkleben
Der Deutsche Fußballbund überklebt bei einem Spiel der U19-Junioren erneut
ein Anti-Rassismus-Plakat, diesmal im Stadion von Hannover 96.
DIR Rassistische WM-Tweets: Hass von der virtuellen Tribüne
Das WM-Spiel Deutschland gegen Ghana war ein rauschendes Fußballfest.
Rassistische Kommentare bei Twitter trüben das Bild.
DIR Rassistischer Tweet einer PR-Managerin: Selbstzerstörung in vier Sätzen
Justine Sacco twitterte einen rassistischen Spruch. Im Internet bricht ein
Shitstorm gegen sie los. Doch die Reaktionen im Netz sind verstörend.
DIR Hassmails an Politiker: Geballte Schwarmdummheit
Aktenordner voller Hassmails, Schmähpost und Drohbriefen gehören zum Alltag
vieler Abgeordneter. Nicht erst seit Internetzeiten.
DIR Proteste im Netz: Sturm auf die Pinnwand
Digitale Empörung, auch Shitstorm genannt, zeigt sich immer häufiger auch
auf Facebook. Oft nimmt sie absurde Dimensionen an. Wie gehen Unternehmen
damit um?