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       # taz.de -- Windkraftanlagen auf hoher See: Robben, die mit Propellern liebäugeln
       
       > Offshore-Windparks liefern erneuerbare Energie – doch ihre Folgen für die
       > Umwelt sind umstritten. Für einige Seehunde sind sie eine beliebte
       > Futterquelle.
       
   IMG Bild: Ob der kleine Heuler wohl bald wieder bei den Windrädern jagen geht?
       
       ST. ANDREWS dpa | Zumindest einige Seehunde schwimmen bei der Futtersuche
       gezielt zu Offshore-Windkraftanlagen. Die Parks seien möglicherweise ein
       attraktives Jagdgebiet für die Meeressäuger, berichten Forscher im
       Fachmagazin Current Biology. 
       
       Auch unterseeische Pipelines sind demnach beliebt. Welche Auswirkungen
       Windparks auf dem Meer auf die Tiere dort haben, ist bisher weitgehend
       unklar, Umweltschützer befürchten negative Folgen etwa durch Lärm.
       
       Die Wissenschaftler um Deborah Russell von der schottischen Universität St.
       Andrews hatten Seehunde und Kegelrobben an der britischen und
       niederländischen Küste mit GPS-Sendern ausgerüstet. Dann erfassten sie die
       Bewegungen der Tiere.
       
       Elf der mehr als hundert mit Sendern versehenen Seehunde besuchten die
       Offshore-Windparks „Alpha Ventus“ in Deutschland und „Sheringham Shoal“ in
       Großbritannien. Einzelne Tiere schwammen zur Nahrungssuche zielgerichtet
       von einer Anlage zur nächsten. Sowohl Seehunde als auch Kegelrobben wurden
       außerdem dabei beobachtet, wie sie wiederholt und teils tagelang
       unterseeischen Pipelines folgten.
       
       ## Künstliche Riffe
       
       Möglicherweise wirkten die Konstruktionen als künstliche Riffe, schließen
       die Forscher. In weiteren Studien wollen sie herausfinden, warum die
       Offshore-Anlagen Robben anlocken. Gibt es in den Windparks insgesamt mehr
       Nahrung oder sammeln sich nur bestimmte Beutetiere an den Anlagen? Das
       Wissen darüber könne helfen, die Offshore-Parks so zu gestalten, dass
       negative Effekte reduziert und mögliche positive Effekte verstärkt werden.
       
       Noch sei unklar, was es für die Robben und ihre Beutetiere bedeuten wird,
       wenn immer mehr Windparks in ihrem Lebensraum entstehen. „Nur ein kleiner
       Teil der beobachteten Robben nutzte Windparks und Pipelines“, wird Russell
       in einer Mitteilung zur Studie zitiert. Und es gebe momentan nur wenige
       solche Bauwerke im Lebensraum der Tiere. „Wenn flächendeckend Windparks
       entstehen, werden viel mehr Seehunde betroffen sein.“
       
       Bisher gibt es erst wenige Studien dazu, wie sich Offshore-Windparks auf
       die Lebensgemeinschaften in dem Gebiet auswirken. Das Bundesamt für
       Seeschifffahrt und Hydrographie (BSH) hatte im November vergangenen Jahres
       eine Analyse vorgestellt, derzufolge es kaum negative Folgen gibt.
       
       Demnach breiten sich um „Alpha Ventus“ einige Fischarten aus, weil
       Fischerei dort verboten ist. Vogelschlag an den Rotorblättern gebe es kaum,
       der Baumlärm habe Meeressäuger wie Schweinswale nur zeitweise vertrieben.
       Umweltschützer kritisierten die Ergebnisse allerdings als verfrüht und
       übertrieben positiv dargestellt.
       
       22 Jul 2014
       
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