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       # taz.de -- Gläubigerversammlung bei Prokon: Abstimmen über die Zukunft
       
       > 75.000 Anleger bangen bei der insolventen Windenergie-Firma Prokon um ihr
       > Geld. Nun sollen sie die Weichen für die Sanierung stellen.
       
   IMG Bild: Mit Zopf und Prokon-Jacke: Ex-Chef Carsten Rodbertus
       
       HAMBURG dpa | Eine der größten Gläubigerversammlungen in der deutschen
       Wirtschaftsgeschichte geht am Dienstag in Hamburg über die Bühne. Gläubiger
       des zahlungsunfähigen Windenergieunternehmens Prokon stimmen über ein
       vorläufiges Sanierungskonzept des Insolvenzverwalters ab. Rund 75.000
       Kapitalgeber hatten rund 1,4 Milliarden Euro in der heute überschuldeten
       Firma angelegt. Sie dürften ein Großteil ihres Kapitals verlieren. Wie
       viele Anleger zu der nicht öffentlichen Versammlung kommen werden, ist noch
       offen.
       
       Die Teilnehmer sollen dem Insolvenzverwalter den Auftrag erteilen, den
       Sanierungsplan auszuarbeiten. Anfang 2015 wird dann endgültig darüber
       abgestimmt. Seit Wochen tobt ein Kampf in der Öffentlichkeit zwischen
       Ex-Prokon-Chef Carsten Rodbertus und dem Insolvenzverwalter, dem Hamburger
       Rechtsanwalt Dietmar Penzlin. Er will das Kerngeschäft des
       Windparkbetreibers und rund 300 Arbeitsplätze von ehemals 450 erhalten.
       
       Der Insolvenzverwalter hatte den Ex-Chef fristlos entlassen kurz bevor das
       Insolvenzverfahren über die Prokon Regenerative Energien GmbH am 1. Mai
       eröffnet wurde. Rodbertus will sein zahlungsunfähiges, überschuldetes
       Unternehmen als Ganzes erhalten. Er wirbt über die „Arbeitsgemeinschaft für
       eine lebenswerte Zukunft von Prokon“ für seine Pläne. Mehr als 12 000
       Anleger mit deutlich mehr als 200 Millionen Euro will er auf seiner Seite
       haben. Die Staatsanwaltschaft Lübeck ermittelt gegen Rodbertus wegen
       Insolvenzverschleppung.
       
       Als Gegenpart agiert der Verein „Freunde von Prokon“ mit rund 9500
       Mitgliedern, der sich von Rodbertus losgesagt hat. Dieser Verein gibt das
       von ihm vertretene Kapital mit rund 270 Millionen Euro an. Andere
       Kapitalgeber kommen entweder selbst, bleiben weg oder lassen sich von
       Anlegerschützern vertreten. Auf rund 75 Millionen Euro hatte Penzlin die
       Forderungen von Banken, Lieferanten und Sozialversicherungen gegenüber
       Prokon beziffert. Die Summe der gekündigten Genussrechte lag bei rund 400
       Millionen Euro und brachte das Unternehmen in finanzielle Schieflage, weil
       es diese Anteile nicht zurückzahlen konnte.
       
       Am Dienstag erläutert der Insolvenzverwalter den Gläubigern Eckpunkte
       seines Sanierungskonzepts. Es sieht vor, Unternehmensteile und
       Beteiligungen zu verkaufen und damit Forderungen zu begleichen. Bisherige
       Genussrechtsinhaber sollen aber auch in Zukunft an der Firma beteiligt
       bleiben können. Bei der Versammlung muss mehr als die Hälfte des anwesenden
       und vertretenen Genussrechtskapitals den Plänen des Insolvenzverwalters
       zustimmen. Er hat in Aussicht gestellt, dass Gläubiger etwa 30 bis 60
       Prozent (Insolvenzquote) ihrer Forderungen zurückbekommen könnten.
       
       22 Jul 2014
       
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