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       # taz.de -- Streit um Windkraftanlagen: Windenergie im Clinch mit Naturschutz
       
       > Niedersachsens grüner Umweltminister Stefan Wenzel gerät zwischen die
       > Fronten von Industrie und Umweltverbänden.
       
   IMG Bild: Windräder können Vögel töten: Das bereitet Naturschützern Sorge
       
       HANNOVER taz | In der Diskussion um die Zukunft der Windkraft treten
       Naturschützer auf die Bremse. „Es sollten kaum noch Flächen für neue
       Windkraftanlagen ausgewiesen werden“, forderte der Vorsitzende des
       Naturschutzbundes Nabu in Niedersachsen, Holger Buschmann, gegenüber der
       taz.
       
       Zwar unterstütze sein Verband „selbstverständlich“ die Stärkung
       erneuerbarer Energieträger „Doch dazu dürfte künftig das sogenannte
       Repowering – also die Ersetzung von alten Windrädern durch moderne,
       leistungsfähigere Anlagen – ausreichen“, glaubt Buschmann.
       
       Der Naturschützer sorgt sich um den Lebensraum von Tieren wie
       verschiedensten Fledermausarten und Vögeln wie dem Rotmilan, dem Seeadler
       oder der Großtrappe. Die könnten von den immer größer werdenden Windrädern
       erfasst und getötet werden. Allein bei den Fledermäusen reichen die
       Schätzungen von wenigen tausend Tieren im Jahr bis hin zu sechsstelligen
       Zahlen – genaue Studien fehlen. Nötig sei auch ein Verbot von
       Windkraftanlagen in Wäldern, sagt Buschmann: „Nur so kann die Zerstörung
       bisher unzerschnittener Räume verhindert werden.“
       
       Hintergrund des Nabu-Vorstoßes ist die Diskussion um einen neuen
       Windkrafterlass, den die Landesregierung Anfang kommenden Jahres
       beschließen will. Dessen Inhalt diskutieren derzeit Fachleute von vier
       Ministerien mit Vertretern der Windindustrie, der Umwelt und
       Kommunalverbände sowie mit Wissenschaftlern.
       
       Allerdings sehen sich die auf Spenden angewiesenen Naturschützer gegenüber
       der Windkraftlobby marginalisiert. Ihnen sitze oft eine Vielzahl an
       Industrievertretern gegenüber, klagen sie – und bekommen ungewöhnlich
       deutliche Unterstützung aus dem federführenden Umweltministerium des Grünen
       Stefan Wenzel: „Völlig inakzeptabel“ sei die „Klientelpolitik“, mit der SPD
       und Grüne Windanlagenbauer und betreiber päppelten, lassen sich anonym
       agierende Ministeriale zitieren.
       
       ## Faire Gespräche
       
       Niedersachsens Windindustrie will von einer angeblichen Bevorzugung nichts
       wissen. Beinahe überschwänglich lobt Roman Denter von der hannöverschen
       Filiale des Bundesverbands Windenergie, wie „fair“ die Gespräche doch
       bisher gelaufen seien – und mahnt gleichzeitig: Seine Branche sichere
       landesweit 26.000 Arbeitsplätze und habe allein im vergangenen Jahr 448
       Millionen Euro investiert.
       
       Denn nicht erst seit den spektakulären Pleiten der Windparkbetreiber Prokon
       aus Itzehoe und Windwärts aus Hannover ist klar: Manche Unternehmen der
       Windbranche florieren nicht gerade. Sollten keine Flächen für Windräder
       mehr ausgewiesen werden, stünden nicht nur die Anlagenbauer vor Problemen.
       Bedroht wäre die Expansion der ganzen Branche: „Die Bundesregierung hat
       gerade den Bonus für das Repowering alter Anlagen gestrichen“, warnt
       Branchen-Sprecher Denter.
       
       Abstandsregeln von 1.200 Metern zu Vogelnestern und Fledermauskolonien, von
       500 Metern zu Nationalparks und 100 Metern zu Wäldern, die bisher vom
       niedersächsischen Landkreistag empfohlen wurden, sollten deshalb auf Wunsch
       der Industrie aus dem künftigen Windkrafterlass fliegen, klagen
       Naturschützer. Schließlich hätten die Windanlagenbauer schon genug Ärger
       mit Bürgerinitiativen – von der Küste bis zum Harz wächst der Protest gegen
       Windräder vor der eigenen Haustür.
       
       Um den Konflikt zu befrieden, müsse die Landesregierung viel stärker aufs
       Energiesparen setzen, fordert deshalb Stefan Ott vom Umweltverband BUND und
       versichert: „Grundsätzlich sind wir natürlich auch für Windkraft – als
       flächeneffizienten regenerativen Energieträger.“
       
       22 Jul 2014
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Andreas Wyputta
       
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