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       # taz.de -- Die Woche: Wie geht es uns, Herr Küppersbusch?
       
       > Die acht Sekunden Anarchie dieser WM, Merkels 60. Geburtstag und das
       > endlose Gelaber irgendwelcher „Stattfindekranken“ im ZDF.
       
   IMG Bild: Geschenk zum Ehrentag: Fußballtrikot für Angela (Merkel), überreicht von Herman (Van Rompuy).
       
       taz: Herr Küppersbusch, was war schlecht in der vergangenen Woche? 
       
       Friedrich Küppersbusch: Meine Neigung, Sonnenmilch nachtäglich aufzutragen.
       
       Und was wird besser in dieser? 
       
       Der Mais steht übermannshoch, die ersten Weizenfelder sind gemäht. Wir
       hätten noch Zeit für einen zweiten Sommer diesmal.
       
       Deutschland ist Weltmeister und die [1][M][2][edien empören sich über den
       Gaucho-Tanz]. Wie daneben war der Auftritt? 
       
       Peinlich, wie die Debatte. Ersatztorwart und Finalheld, Opa Klose und ein
       kaum bekannter Joker: Hierarchiefrei! Als der Fußball schwer matthäuskrank
       darniederlag, lebten Zucht und Hackordnung, wurden Bankdrücker verspottet
       und Beckenbauer vergöttert. Falls die Mannschaft die Gesellschaft spiegelt,
       ist die Gesellschaft ein gutes Stück weitergekommen. Und: zwischen
       „Fanhansa“ und Pflichtleibchen von Mercedes, Fifa-Zensur und „Ja gut ich
       sag mal“-Geknödel ein Ausbruch von Authentizität. Die riecht ausm Mund wie
       Junggesellenabend im argentinischen Steakhaus, und doch: Das waren die acht
       Sekunden Anarchie dieser WM.
       
       Apropros: [3][Philipp Lahm will nicht mehr in der Nationalmannschaft
       spielen]. Zu alt oder zu beleidigt, weil er wieder nach hinten verfrachtet
       wurde? 
       
       Branchenjargon: „Männer in kurzen Hosen nimmt niemand ernst.“ Hoeneß trat
       mit 27 zurück, „irreparabler Knorpelschaden“, und so ähnlich schmeckt ja
       auch die Wurst aus seiner Fabrik. Lahm vermeidet es, à la Ballack oder
       Matthäus per vergeigtem Abgang mit dem Hintern alles umzureißen, was er
       vorher mit den Füßen angestellt hat. Es ist der Anfang seiner Karriere als
       Bayern- oder DFB-Funktionär.
       
       Nach der Enttarnung zweier Spione hat der offizielle Vertreter der
       US-Geheimdienste jetzt [4][Deutschland verlassen]. Wie lenkt man als
       Nächstes davon ab, dass die Amerikaner alle Deutschen ausspähen? 
       
       Die White-House-Meldung über das Telefonat Merkel/Obama diese Woche enthält
       zwei bemerkenswerte Sätze: 1. Keinen, in dem die Kanzlerin die Sache auch
       nur angesprochen hätte. Und 2.: „Präsident und Kanzlerin tauschten sich
       außerdem in Sachen amerikanisch-deutscher Geheimdienstkooperation aus.“
       Vulgo: Würde Deutschland das sechste der „Five Eyes“, wären die USA am Ziel
       und alle ihre Bürgerrechtsvergehen im Hirnumdrehen Wohltaten für die
       Partner. Die US-Logik: Wenn ihr euch selbst ausspioniert und uns das
       liefert, müssen wir es nicht mehr tun. Merkel hat angedeutet, dass sie
       nichts Grundsätzliches gegen Ausspitzelung hat, wenn sie ordentlich gemacht
       wird.
       
       Die mutmaßliche NSU-Terroristin Beate Zschäpe hat [5][ihren Anwälten das
       Vertrauen entzogen]. Die sollen sie gedrängt haben, nicht auszusagen.
       Sollte Zschäpe endlich reden? 
       
       Solange Zschäpes Begründung nicht bekannt ist, bleibt offen, ob die
       Schweigestrategie Grund des Misstrauens ist. Buddhistisch betrachtet könnte
       sie die Zahl ihrer Wiedergeburten erheblich vermindern, wenn sie redet.
       
       Angela Merkel ist am Donnerstag [6][60 geworden]. Was bleibt ihr noch zu
       wünschen übrig? 
       
       Ein langes Leben für Joachim Sauer. Man mag sich Meike Kohl-Richter nicht
       als Mann vorstellen.
       
       Ein Passagierflugzeug soll von prorussischen Separatisten über der Ukraine
       [7][abgeschossen worden sein]. Knapp 300 Menschen starben. Wie kommt Putin
       jetzt aus der Nummer raus? 
       
       Wie kommen wir in diese Nummer nicht rein? So schmal ist der Grat zwischen
       Gaucks Wehrertüchtigungsreden und konkreten Forderungen jetzt, die
       Bundeswehr in der Ukraine einzusetzen.
       
       Das [8][ZDF fälscht Umfrageergebnisse] und die mediale Empörung ist groß.
       Genauso wie die der GEZ-Zahler. Zu viel Wind um eine so unbedeutende Show
       wie „Deutschlands Beste“? 
       
       Es entblößt die dahinter wirkende Hebelkraft: Wichtig ist, wer ins Studio
       kommt. Der Fälschung bei den ZDF-Shows entspricht das endlose Gelaber von
       irgendwelchen Stattfindekranken und umgekehrt: Wer nicht in den Shows
       sitzt, dessen Thema gilt nicht. Das mag man bei einer Unterhaltungsshow
       noch nur peinlich finden – doch der Fremdenhass, die Muslimhetze, der
       Antisemitismus vieler vermeintlich ernsthafter Shows bestand daraus, dass
       Sarrazin zugesagt hatte. So wurde aus sattsam bekanntem Innengeruch lang
       getragener Stiefel plötzlich ein „wertvoller Diskussionsanstoß“. Als die
       Bild in den Neunzigern ihre Leser aufrief, ihren Traumkanzler zu wählen,
       warf sie hinterher das Ergebnis einfach weg. Es war zu peinlich, die
       meisten hatten für Schönhuber gestimmt.
       
       Und was machen die Borussen? 
       
       Kevin Großkreutz hat sich im Finale sechs Minuten warm gelaufen. Klar, dass
       Lahm aufgibt.
       
       FRAGEN: MLA
       
       20 Jul 2014
       
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