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       # taz.de -- Fabrikbrand in Pakistan: KiK soll mehr Entschädigung zahlen
       
       > Kik soll ein Abkommen für die Entschädigung der Opfer eines Fabrikbrandes
       > in Pakistan verletzt haben. Die Firma behauptet, ihre Pflichten seien
       > erfüllt.
       
   IMG Bild: Rettungskräfte an der ausgebrannten Fabrik im September 2012.
       
       BERLIN taz | Es war einer der unheilvollsten Fabrikbrände, die jemals
       stattfanden. 254 Arbeiterinnen und Arbeiter starben, als im September 2012
       die Firma Ali Enterprises in Pakistan abbrannte. Nun wirft die Kampagne für
       Saubere Kleidung der Billig-Textilkette KiK vor, die Vereinbarung über die
       Entschädigungen für die Opfer zu verletzen. Die zum Tengelmann-Konzern
       (Obi, Kaiser’s) gehörende Firma beklagt sich dagegen über mangelnde
       Transparenz bei der Verwendung des Geldes.
       
       KiK war damals ein großer Auftraggeber von Ali Enterprises in Karatschi.
       Dort starben so viele Menschen, weil kaum für Brandschutz gesorgt worden
       war. Beispielsweise gab es zu wenige Notausgänge. Nach der Tragödie zahlte
       KiK rund 760.000 Euro für Entschädigungen zugunsten der Opfer und ihrer
       Familien. Außerdem unterzeichneten Vertreter der Firma eine Vereinbarung
       mit der pakistanischen Arbeitsrechtsorganisation Piler. Über die Auslegung
       dieses Übereinkommens herrscht nun Dissens.
       
       Das Abkommen, das der taz vorliegt, enthält drei wesentliche Punkte.
       Erstens soll KiK eine Million Dollar für kurzfristige Hilfe zahlen.
       Zweitens wollte man über zusätzliche, langfristige Entschädigungen
       verhandeln. Drittens sagte KiK zu, ein Präventionsprogramm für besseren
       Arbeitsschutz in Pakistan mit rund 180.000 Euro zu unterstützen.
       
       ## Langfristige Entschädigung fehlt?
       
       Bei seinem Besuch in Berlin am Freitag sagte der pakistanische Anwalt
       Faisal Siddiqi, dass KiK bislang nur den ersten Punkt erfüllt habe. Von
       einer Verhandlung mit der Firma vor wenigen Tagen berichtete er, dass KiK
       keine weiteren Entschädigungen zahlen wolle. Nach Information des Anwalts
       ist die kurzfristige Entschädigung durch KiK bisher dafür verwendet worden,
       dass jede Opferfamilie zusammen mit Geld aus anderen Quellen mindestens
       knapp 5.000 Euro erhielt. Das reiche aber nicht, so Siddiqi. Schließlich
       hätten viele Familien ihren Ernährer verloren oder müssten hohe Summen für
       die langfristige medizinische Behandlung aufwenden. Die KiK-Kritiker wollen
       keine Summen nennen. Es dürfte aber um mehrere Millionen Euro gehen.
       
       KiK-Sprecherin Beatrice Volkenandt erklärt, dass man die pakistanische
       Organisation Piler um Aufklärung gebeten habe, wofür das bisher gezahlte
       Geld verwendet worden sei. „Diese Fragen sind offen geblieben“, so
       Volkenandt. „Wir sind der Meinung, dass wir zur kurzfristigen als auch zur
       langfristigen Unterstützung der Betroffenen bereits einen anteiligen
       Beitrag geleistet haben.“
       
       Anwalt Siddiqi sagt, KiK habe sehr wohl eine Liste mit den Namen der
       Familien und den jeweiligen Entschädigungszahlungen erhalten. Entgegen dem
       Abkommen von 2012 sei bisher zu wenig passiert, um die Situation bei
       anderen pakistanischen KiK-Zulieferern zu verbessern, erklären die Kritiker
       außerdem. Man habe die zugesagten rund 180.000 Euro investiert,
       widerspricht die Firma.
       
       18 Jul 2014
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Hannes Koch
       
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