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       # taz.de -- EU-Energiekommissar und Klimawandel: CDU gegen Günther Oettinger
       
       > Der noch amtierende Energiekommissar will die Effizienzziele der EU
       > abschwächen. Damit macht er sich sogar in seiner eigenen Partei
       > unbeliebt.
       
   IMG Bild: Ist nicht ganz unumstritten in seiner Partei: Günther Oettinger
       
       BERLIN taz | Kurz vor dem Ende seiner ersten Amtszeit als
       EU-Energiekommissar macht sich Günther Oettinger (CDU) in Deutschland noch
       einmal unbeliebt – und zwar nicht nur beim politischen Gegner, sondern auch
       in der eigenen Partei. Eine „in der Sache vollkommen falsche Entscheidung“
       wirft ihm etwa der CDU-Bundestagsabgeordnete Carsten Müller vor.
       
       Grund ist ein internes Papier aus Oettingers Haus, das am Mittwoch
       öffentlich wurde. Darin erteilt der EU-Energiekommissar allen Hoffnungen
       auf ambitionierte Effizienzziele eine Absage: Der Energieverbrauch in der
       EU soll demnach bis zum Jahr 2030 nur um 26 bis 29 Prozent sinken.
       
       Das Ziel ist damit noch einmal geringer als die 30 bis 35 Prozent, die sich
       in der vorherigen Fassung des gleichen Papiers finden – und weit niedriger
       als die Pläne des EU-Parlaments, das bereits im Februar eine Einsparung von
       40 Prozent gefordert hatte. Auch der künftige EU-Kommissionschef
       Jean-Claude Juncker hatte sich für ein Effizienzziel von „mindestens 30
       Prozent“ ausgesprochen – und zwar, im Gegensatz zu Oettinger, als
       verbindliches Ziel.
       
       Offiziell vorlegen will die EU-Kommission ihre Pläne in der kommenden
       Woche. CDU-Mann Müller, der auch Vorsitzender der Deutschen
       Unternehmensinitiative Energieeffizienz (Deneff) ist, hofft noch, dass
       Oettinger „auf den Pfad der Vernunft zurückkehrt“. Anderenfalls stelle sich
       die Frage, ob er im Energieressort noch „gut aufgehoben ist“.
       
       ## Erneut als EU-Kommissar nominiert
       
       Die Bundesregierung hatte ihn bereits im Juni erneut als EU-Kommissar
       nominiert, das Ressort aber offengelassen. Oettinger selbst hatte erklärt,
       gerne Energiekommissar bleiben zu wollen, aber auch Offenheit für andere
       Themen bekundet.
       
       Auch bei anderen Akteuren stieß Oettingers jüngster Vorstoß auf scharfe
       Kritik. Indem Oettinger bei der Energieeffizienz bremse, vertrete er die
       „Interessen der Kohle- und Atomindustrie“, sagte Helmut Röscheisen,
       Generalsekretär vom Deutschen Naturschutzring, dem Dachverband der
       deutschen Umweltverbände.
       
       „Damit ist er für den Posten des EU-Energiekommissars vollkommen
       disqualifiziert.“ Klaus Müller, Vorstand des Bundesverbands der
       Verbraucherzentralen, erklärte: „500 Millionen Verbraucher in Europa
       erwarten dauerhafte Regelungen für eine bezahlbare Energieversorgung.“ Dazu
       könne ein verbindliches europäisches Effizienzziel einen Beitrag leisten.
       
       Die Steigerung der Energieeffizienz ist neben dem Ausbau der erneuerbaren
       Energien der wichtigste Hebel, um das Klimaziel der EU zu erreichen. Bis
       2020 hat sich die EU verpflichtet, den CO2-Ausstoß um 20 Prozent zu senken,
       indem der Anteil der erneuerbaren Energien auf 20 Prozent gesteigert und
       die Effizienz um 20 Prozent erhöht wird.
       
       Über die Ziele für 2030 wird derzeit gestritten. Viele osteuropäische
       Staaten, aber auch Großbritannien lehnen ein ambitioniertes Vorgehen ab.
       Eine Entscheidung wird beim EU-Gipfel am 23. Oktober erwartet.
       
       17 Jul 2014
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Malte Kreutzfeldt
       
       ## TAGS
       
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