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       # taz.de -- Alternative Weltbank der Brics-Staaten: Eine Bank gegen die USA und Europa
       
       > Schwellenländer gründen eine eigene Bank und einen Hilfsfonds. Doch das
       > Bündnis ist brüchig. Die Furcht vor der Dominanz Chinas ist groß.
       
   IMG Bild: Abgemacht. Die Brics-Staaten gründen eine Entwicklungsbank.
       
       PEKING taz | Es war mühsam – doch nun ist es vollbracht: Die großen
       Schwellenländer Brasilien, Russland, Indien, China und Südafrika (Brics)
       haben sich auf ihrem Gipfel im brasilianischen Fortaleza auf eine
       gemeinsame Entwicklungsbank geeinigt. Die „New Development Bank“ wird ihren
       Sitz in der chinesischen Finanzmetropole Schanghai haben. Auch einen
       eigenen Nothilfefonds mit dem sperrigen Namen „Contingent Reserve
       Arrangement“ (CRA) haben die fünf Staaten vereinbart.
       
       Angesichts des Mangels an internationalen Kreditgebern sei die neue Bank
       „eine Alternative zur Finanzierung von Infrastruktur in
       Entwicklungsländern“, versprach Brasiliens Präsidentin Dilma Rousseff
       unmittelbar nach Vertragsunterzeichnung in Fortaleza. Chinas
       Staatspräsident Xi Jinping redete über den wachsenden wirtschaftlichen und
       politischen Einfluss der Brics-Staaten. „Wir werden auch den Stimmen der
       Entwicklungsländer mehr Gehör verschaffen.“
       
       Doch gegen wen sich die Gründung dieser beiden Finanzinstitutionen zugleich
       richtet, ist unverkennbar: Weltbank und Internationaler Währungsfonds
       (IWF). Spätestens seit der Asienkrise von 1998 werfen die Entwicklungs- und
       Schwellenländer den beiden Institutionen vor, politische Handlanger der USA
       und Europas zu sein. Sie würden dem Rest der Welt ihr Wirtschaftssystem
       aufdrücken wollen. Und in der Tat: Obwohl die Industrieländer mehrfach
       versprochen hatten, das Gewicht der Schwellenländer bei Entscheidungen im
       IWF zu stärken, ist bislang wenig geschehen.
       
       Trotz der Entscheidungen zeigte der Gipfel in Fortaleza auch, wie groß die
       Differenzen der Aufsteiger weiterhin sind: Russland will die neue Bank vor
       allem in Gegnerschaft zur USA für politische Zwecke nutzen. Die
       linksgerichtete Regierung Brasiliens sieht in beiden Finanzinstitutionen
       hingegen lediglich ein Hilfsmittel für Staaten, die wirtschaftlich in
       Schwierigkeiten geraten sind. Aktuell will Brasilien seinem Nachbarn
       Argentinien helfen. Das Land steht vor dem Zahlungsausfall und droht die
       ganze Region wirtschaftlich in den Abgrund zu ziehen. Indien und Südafrika,
       die wirtschaftlich bislang wenig mit der Region verbindet, zeigen wiederum
       daran nur wenig Interesse.
       
       Vor allem aber ist die Furcht vor Chinas Dominanz groß. Zwar einigten sie
       sich darauf, dass die neue Bank in einer ersten Runde mit einem
       Stammkapital von 50 Milliarden US-Dollar ausgestattet wird, das zu gleichen
       Anteilen schrittweise auf 100 Milliarden erhöht werden soll. Doch schon
       jetzt ist abzusehen, dass China den Löwenanteil tragen wird. Bei dem neuen
       Hilfsfonds, der ebenfalls mit 100 Milliarden Dollar ausgestattet werden
       soll, liegt der Anteil der Chinesen bei 41 Prozent. Südafrika trägt
       hingegen nur fünf Prozent bei.
       
       Prompt reklamierte China den Sitz beider Institutionen für sich – und
       konnte sich nach erheblichem Widerstand auch durchsetzen. Geleitet wird die
       Entwicklungsbank für die ersten fünf Jahre von einem Inder.
       
       16 Jul 2014
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Felix Lee
       
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