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       # taz.de -- Präsidentschaftswahl in Afghanistan: Es wird noch einmal gezählt
       
       > Alle acht Millionen abgegebenen Stimmen werden überprüft, um
       > Manipulationsvorwürfe auszuschließen. Die Amtseinführung des Siegers wird
       > verschoben.
       
   IMG Bild: So sehen Sieger aus? Am Ende wird's wohl einen geben. US-Außenminsiter Kerry mit Aschraf Ghani und Abdullah Abdullah (v.l.).
       
       KABUL afp | Im Streit um den Ausgang der Präsidentschaftswahl in
       Afghanistan haben sich die Kontrahenten nach zweitägiger Vermittlung durch
       US-Außenminister John Kerry auf eine vollständige Neuauszählung geeinigt.
       Jede einzelne Stimme werde überprüft, sagte Kerry am Samstag in Kabul. In
       der afghanischen Hauptstadt hatte er seit Freitag zwischen dem ehemaligen
       Finanzminister Aschraf Ghani und dessen Rivalen, dem früheren Außenminister
       Abdullah Abdullah, vermittelt.
       
       „Beide Kandidaten haben zugesichert, sich an der größtmöglichen Überprüfung
       der Stimmen zu beteiligen und zu deren Ergebnis zu stehen“, sagte Kerry
       nach den Beratungen bei einer gemeinsamen Pressekonferenz mit Abdullah und
       Ghani. „Jede einzelne Stimmzettel, der abgegeben wurde, wird überprüft,
       alle acht Millionen“, fügte der US-Außenminister hinzu. Der Wahlsieger
       werde Präsident und werde „unverzüglich eine Regierung der nationalen
       Einheit bilden“.
       
       Der scheidende Präsident Hamid Karsai begrüßte die Einigung. Er hoffe, die
       Neuauszählung werde „so rasch wie möglich“ stattfinden, sagte er. Auch der
       britische Außenminister William Hague äußerte sich positiv. „Ich hoffe, die
       Überprüfung aller Stimmen wird es den Afghanen ermöglichen, Vertrauen in
       die Wahl und ihr Ergebnis zu haben“, teilte er mit.
       
       Nach dem vorläufigen Ergebnis kam Ghani bei der Stichwahl von Mitte Juni
       auf 56,4 Prozent der Stimmen, Ex-Außenminister Abdullah nur auf 43,5
       Prozent. Abdullah warf Ghani und der Wahlkommission Manipulationen vor und
       reklamierte den Sieg für sich. In der ersten Runde, in der es noch weitere
       Kandidaten gab, hatte Abdullah mit großem Vorsprung vorn gelegen.
       
       ## Soldaten bringen Urnen nach Kabul
       
       Die von Kerry verkündete Einigung ging weiter als ein Kompromissvorschlag
       der UNO vom Donnerstag. Dieser hatte vorgesehen, die Stimmen aus rund 8000
       Wahllokalen zu überprüfen, zu denen es Manipulationsvorwürfe gegeben hatte.
       Diese Überprüfung hätte rund 44 Prozent der abgegebenen Stimmen umfasst.
       
       Nach Angaben Kerrys sollte die Neuauszählung binnen 24 Stunden in Kabul
       beginnen. Soldaten der Nato und der afghanischen Armee sollten die Urnen in
       die Hauptstadt transportieren. Die Auszählung werde „im Einklang mit den
       höchsten internationalen Standards“ erfolgen, sagte der US-Außenminister.
       
       Am Ende der Pressekonferenz reichten sich Kerry, Ghani und Abdullah die
       Hände und reckten sie gemeinsam in die Höhe. „Wir werden uns an den Willen
       des Volkes halten“, sagte Ghani. „Wir werden keine einzige gefälschte
       Stimme verteidigen“, ergänzte er. Abdullah sprach von einer „technischen
       und politischen Einigung“. „Ich hoffe, dies ist zum Nutzen des afghanischen
       Volkes“, sagte er.
       
       Die für den 2. August geplante Amtseinführung des neuen Präsidenten wird
       wegen der Neuauszählung verschoben. Dem stimmte Karsai bereits zu. Der Chef
       der UN-Mission in Afghanistan (Unama), Jan Kubis, sicherte die
       Unterstützung der Vereinten Nationen bei der Neuauszählung zu und bat auch
       internationale Wahlbeobachter um eine Teilnahme.
       
       Der Streit um die Nachfolge Karsais kommt zu einem kritischen Zeitpunkt.
       Der künftige Staatschef muss Afghanistan durch die ersten und
       voraussichtlich schwierigen Jahre nach dem Abzug der ausländischen
       Kampftruppen führen, der bis zum Jahresende abgeschlossen sein soll.
       
       13 Jul 2014
       
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