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       # taz.de -- Der sonntaz-Streit: Europafeindliche Maut?
       
       > Nun sollen „die Ausländer“ also zahlen, wenn sie die deutschen Autobahnen
       > nutzen. Nicht nur sie finden das unschön.
       
   IMG Bild: Die Maut – Riesenärgernis oder Riesenchance?
       
       Die deutsche Autobahn. Ein Symbol für Freiheit, Kapitalismus und den
       ultimativen Geschwindigkeitsrausch. Dass sie von Deutschen wie Ausländern
       gleichermaßen geliebt wird, hat vor allem zwei Gründe: Es gibt kein
       Tempolimit und ihre Benutzung ist kostenlos. Das soll sich in Zukunft
       ändern.
       
       Der Verkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU) kündigte diese Woche an, im
       Herbst eine PKW-Maut in Form eines Vignettensystems einzuführen. 100 Euro
       pro Jahr soll der Ritt auf deutschen Straßen in Zukunft kosten. Doch
       während die Deutschen wegen einer geplanten Verringerung der KFZ-Steuer
       nicht weiter belastet werden, sollen Ausländer zahlen. Die sonntaz fragt
       sich: Ist die Maut antieuropäisch?
       
       Ausgerechnet aus der eigenen Reihe kommt vehemente Kritik. Margrethe
       Schmeer, Bürgermeisterin von Aachen (CDU) findet die Maut „in der
       bisherigen Form ungerecht und kompliziert“. Außerdem würde sie „das
       Verhältnis zu den Nachbarstaaten sicherlich verschlechtern“.
       
       Da auch „einige Nachbarn Gebühren erheben“, ist die Maut keinesfalls
       ungerecht, findet Thorsten Bullerdiek, Sprecher des Niedersächsischen
       Städte-Gemeindebundes. Zudem berge die Maut auch Chancen für die Umwelt.
       „Die Maut kann helfen, unser gesamtes Verkehrsnetz für die Energiewende fit
       zu machen – denn das kann nur gelingen, wenn wir in diese Infrastruktur
       investieren“. Die Grünenabgeordnete Valerie Wilms ist skeptisch: „Wenn
       Verkehrsminister Dobrindt wirklich etwas für den Erhalt der Straßen tun
       will, dann muss er die Lastkraftwagen und die Schwertransporter stärker in
       die Pflicht nehmen“, schreibt sie in ihrem Statement.
       
       Markus van Tol vom ANWB, dem niederländischen Pendant zum ADAC, sieht zudem
       die Völkerfreundschaft gefährdet. Die Maut sei „ein klares Zeichen gegen
       den Geist des freien Verkehrs innerhalb der Europäischen Union.“ Und ist
       die alljährliche Wohnwagen-Invasion aus Holland nicht auch ein starker
       Wirtschaftsfaktor? Van Tol weiß: Die zwei Millionen Niederländer, die
       jährlich in die Bundesrepublik reisen, geben dort immerhin rund 750
       Millionen Euro aus.
       
       Die PKW-Maut, betont auch die Aachener Bürgermeisterin, würde der
       Wirtschaft schaden. So würden doch gerade deutsche Städte wie Aachen von
       der Grenznähe zu den Nachbarländern profitieren. „Niederländer und Belgier
       machen oft spontane Ausflüge in die Kaiserstadt, um einzukaufen, Museen zu
       besuchen oder im Restaurant essen zu gehen.“
       
       Die Streitfrage in dieser Woche beantworten außerdem Ulrich Klaus Becker,
       ADAC Vizepräsident für Verkehr, der Inhaber der Website
       www.pro-pkwmaut-deutschland Georg Meller, Volker Boehme-Neßler,
       Europawissenschaftler an der HTW Berlin und taz-Leserin Noemi Roth in der
       taz am wochenende vom 12.Juli 2014.
       
       12 Jul 2014
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Philipp Rhensius
       
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